Druidenherz
neutralisieren.
»Aber dann waren es doch mehr, nicht wahr?« Dian sah nicht auf, konzentrierte sich, verstärkte so die Kraft des Suds und visualisierte das Bild der starken Kriegerin. Er stellte sie sich unverletzt vor, wie sie blitzschnell ihr Messer zog, bereit, jeden Feind niederzustechen. Jeder Muskel gespannt, pure Kraft und Entschlossenheit.
Dayanas Atem kam in kurzen, abgehackten Stößen, und ihre Fingernägel drückten sich in ihre Handballen. Doch kein Schrei kam ihr über die Lippen, kein Flehen, kein Zeichen von Schwäche. Die hätte sie nicht einmal dann gezeigt, wenn sie ganz allein gewesen wäre und niemand sie beobachten konnte oder davon erfuhr. »Fünf«, stieß sie hervor. »Und wir haben sie alle erledigt.«
»Davon bin ich ausgegangen.« Er berührte den Messergriff an dem Gürtel um ihre Hüfte. »Und du hast sicherlich mindestens drei von ihnen getötet.«
»Vier«, sagte sie. Es klang nicht angeberisch, sondern so routiniert, als mache sie das jeden Tag. »Den fünften habe ich nur verletzt und es Elaya überlassen, ihm die Klinge in sein widerwärtiges Herz zu stoßen.«
Dian lächelte. Etwas anderes hatte er nicht von ihr erwartet. Er fuhr fort, die Wunde zu versorgen, und wies Dayana an, liegen zu bleiben.
»Es wäre mir lieber, wenn du mich gehen lässt und dich um meine Schwester kümmerst«, grummelte sie.
»Gleich.« Er nahm einen Becher und reichte ihn ihr. »Wasser. Nichts als reines Wasser«, erklärte er auf ihren misstrauischen Blick hin.
Sie stieß die Luft durch die Nase aus, trank dann aber, ohne auch nur einmal abzusetzen.
»Was war mit den Fomoren?«, erkundigte er sich. »Ich meine, davon abgesehen, dass ihr sie erledigt habt – hast du etwas in Erfahrung bringen können?«
Sie verzog das Gesicht. Ihre sonst so glatte Stirn legte sich in Zornesfalten, und auch die schmalen dunklen Brauen gerieten in Bewegung. »Habe nichts herausfinden können. Aber sie planen etwas, oder irgendetwas ist bereits im Gange. Ich habe jedenfalls kein gutes Gefühl beim Gedanken an sie. Diese kleine Gruppe haben wir erledigt, aber es stehen unzählige andere bereit. Wie viele, weiß ich nicht, aber es scheinen viele zu sein, vermutlich mehr, als ich Krieger in meiner Armee habe. Und ich glaube, die Dämonen warten nur auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen.«
Das ungute Gefühl teilte Dian mit ihr. »Ja, ich denke, wir müssen sie im Auge behalten.«
»Wir haben Wachen abgestellt, die von Zeit zu Zeit durchs Schattenreich patrouillieren. Außerdem sollte bald jemand bis ins Dämonenland gehen und schauen, was er in Erfahrung bringen kann.« Dayanas Blick fixierte ihn. »Wie ich hörte, hattest auch du kürzlich erst eine Begegnung mit ihnen.«
Er winkte ab. »Nicht der Rede wert. Es war unangenehm für mich und für die Dämonen, die mir begegneten, tödlich. Aber leider habe ich auch nichts erfahren.«
Dayana nickte. Dann deutete sie mit einer Kopfbewegung zu der Fremden. Sie schlief völlig ruhig, und wenn sich Dian auf sie konzentrierte, spürte er ihren Lebenswillen. »Von ihr hörte ich ebenfalls.«
Es hätte Dian mehr überrascht, wenn sie nichts davon gewusst hätte. In Annwn sprachen sich Neuigkeiten sehr rasch herum. »Wir wissen noch nicht, wie es geschehen konnte, dass sie hier ist.«
»Wäre es möglich, dass sie von den Fomoren geschickt wurde?«
»Mehr als unwahrscheinlich. Zum einen habe ich nichts an ihr wahrgenommen, das darauf hindeutet, dass sie eine Dämonin ist oder kürzlich Kontakt mit welchen hatte. Zum anderen können die Fomore unsere Grenzen nicht durchschreiten.«
»Da bin ich mir nicht mehr so sicher. Sie haben enorm an Stärke gewonnen.« Dayana setzte sich auf und schielte an sich hinab. Sie schien zufrieden zu sein. Noch war die Haut über der Wunde sehr dünn, aber Dayana würde überleben. Das Dämonengift hatte ihr nichts anhaben können. Wieder einmal hatte sie gezeigt, dass sie eine ihrer Stellung würdige Kriegerin war, und das bedeutete ihr ebenso viel wie ihr Geschick im Kampf.
»Lass die Waffenübungen ein bisschen ruhen. Schlaf dich aus, iss gut und trink viel Wasser.«
Sie verzog das Gesicht. »Ich bin Kriegerin, keine alte Vettel.«
»Auch eine Kriegerin muss neue Kräfte sammeln.« Er reichte ihr die Hand und hielt den anderen Arm um sie gelegt, während sie sich aufrecht hinstellte.
Ihr Blick wanderte wieder zu der jungen Fremden. »Was wirst du mit ihr machen?«
»Sie zurück an die Oberfläche bringen natürlich. Da sie
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