Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
Vom Netzwerk:
sich an sie, umfing sie. Imogen blinzelte und registrierte, dass dicht neben ihr ein Mann lag. Mann? Ja, tatsächlich, das war ein Mann, überhaupt kein Zweifel möglich. Sein einer Arm lag über ihrem Oberkörper, die Hand viel zu nah an ihrer Brust. Wie hatte er ihr so nah kommen können, ohne dass sie es bemerkte? Und wie war es überhaupt so weit gekommen?
    Sie konnte sich an nichts erinnern, wusste nicht, wie sie hierhergekommen war und wie es dazu kam, dass sie nun an einem ihr unbekannten Ort an einen fremden Mann geschmiegt lag. Oder eher er an sie. Hatte er die Situation ausgenutzt? Viel konnte sie in dieser Position nicht von ihm erkennen. Imogen strampelte, schlug nach ihm, versuchte sich zu befreien und gleichzeitig ihre Panik zu unterdrücken. Noch wusste sie schließlich nicht, ob überhaupt irgendwas passiert war – vielleicht war ja alles ganz harmlos. Sich das einzureden, half gegen die lauernde Angst. Dennoch wollte sie erst einmal Abstand zwischen sich und diesen Mann bringen, und zwar so viel wie möglich.
    Einfach war das allerdings nicht. Sie hatte kaum Bewegungsspielraum, und ihr rechter Arm schien zudem völlig unbrauchbar. Er gehorchte ihr nicht und fühlte sich seltsam taub an, ebenso wie ihre anderen Glieder. Aber was stimmte nicht mit ihr? Sie wusste, dass sie verletzt und krank war. Aber wie schlimm stand es? Selbst krank müsste sie sich doch mehr bewegen können. Oder war etwas geschehen, von dem sie noch nichts wusste? Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern, aber das verstärkte das Gefühl der Verwirrung und Schwäche nur noch.
    Ein hilfloses Schluchzen bahnte sich den Weg durch ihre trockene Kehle. Sie wollte Antworten. Und mehr noch wollte sie gesund sein, sich aufsetzen können, laufen, sich erinnern. Die ganze Situation machte ihr schreckliche Angst.
    »Ruhig, ganz ruhig.« Der Mann packte ihre Handgelenke und hielt sie so fest, dass sie sich nicht bewegen konnte. Obwohl er ihr nicht wehtat, wurde doch deutlich, dass er über immense Kräfte verfügte. Es würde ihn keine Mühe kosten, sie zu überwältigen und zu allem zu zwingen, was er wollte.
    Die Furcht in ihr wurde stärker, drohte sich über Hysterie einen Weg nach außen zu bahnen. Nein, das durfte sie nicht zulassen. Wenn sie anfing herumzuschreien, würde sie nur noch mehr Widerstand bei ihm provozieren. Vielleicht würde er sie sogar schlagen, fesseln oder anders ruhigstellen. Schließlich wusste sie nicht, wer er war und mit welchen Absichten er ihr begegnete. Sie versuchte gleichmäßig zu atmen und das Zittern zu unterdrücken. Wenn er seinen Griff dann lockerte, hatte sie vielleicht eine Chance, ihm zu entkommen. Oder ihn in Sicherheit zu wiegen, was ebenfalls ein Vorteil sein konnte.
    »Du bist noch sehr krank. Verschwende deine Kraft nicht.«
    Diese Stimme! Sie klang so vertraut. Imogen blinzelte und drehte den Kopf, sah den Mann an und erkannte, dass er genau so aussah wie jener, der in ihren Träumen bei ihr gewesen war. Sogar die Kleidung stimmte – er trug wirklich ein helles Hemd mit Schnüren aus Leder am offen stehenden Kragen. Wie konnte das sein?
    Sie hatte nicht geträumt. Dieser Mann war echt, durch und durch. Und er sprach Gälisch. Gehörte er zu den beiden Verrückten, die sie eingesperrt hatten? Und wo befand sie sich hier überhaupt? Holzstangen waren keine zu erkennen, aber der Raum, in dem sie lag, war recht düster. Irgendwo brannte ein kleines Licht, aber es reichte nicht aus, um viel zu erkennen. Die Wände jedenfalls sahen dunkel aus, nicht hell oder weiß wie in Hotel-oder Krankenhauszimmern.
    »Kannst du meine Sprache verstehen?«, fragte der Fremde.
    »Ja.« Sein Gälisch klang ein bisschen anders als das, das sie gelernt hatte. Er betonte manche Wörter auf fremdartige Weise, aber vermutlich unterschied sich die gälische Sprache ebenso durch regionale Dialekte, wie es im Englischen der Fall war. Sie hatte auch die beiden Verrückten verstanden. Jedenfalls die Worte, nicht den Sinn dahinter. Aber das war bei Psychopathen, die ernsthaft an Zauberei glaubten, kein Wunder.
    »Gut«, sagte er und fing ihren Blick ein. »Ich heiße Dian. Ich habe dich hierhergebracht und deine Wunden versorgt. Es ist noch nicht gut, wenn du dich zu viel bewegst. Bleib also am besten ruhig liegen.«
    »Wo bin ich?« Das Sprechen fiel ihr schwer. Sie musste sich auf jedes Wort konzentrieren und hörte selbst, wie schleppend ihre Stimme klang. Außerdem war sie so müde, dass sie am liebsten die Augen

Weitere Kostenlose Bücher