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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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werden. »Was … habe ich für Verletzungen?«
    »Bisswunden«, sagte er. »Sie hatten sich entzündet, weshalb du hohes Fieber bekamst. Doch das ist nun vorbei.«
    Die Erklärung war reichlich knapp. Wie und womit hatte er sie behandelt? Oder war es besser, das gar nicht erst zu wissen?
    »Diese Männer …« Sie suchte nach den richtigen Worten. »Sie haben mich mit sich genommen und in einen Käfig gesperrt.«
    »Ich weiß. Denk nicht mehr daran. Sie werden dir nie wieder etwas tun.«
    Was bedeutete das? Hatte er die beiden Verrückten einsperren lassen? »Habe ich wirklich nur die Bisswunden?« Sie fürchtete sich vor der Antwort, aber sie musste es unbedingt wissen.
    »Sie heilen bereits. Mach dir keine Gedanken darüber.«
    Der hatte leicht reden! Wie sollte sie nicht daran denken, wenn sie nicht wusste, wo sie war, was mit ihr geschah und es nicht einmal eine Möglichkeit gab, ein Taxi zu rufen oder wenigstens mit ihrer Tante zu telefonieren? »Haben diese Männer mir sonst noch etwas getan?«, fragte sie, allen Mut zusammennehmend. Ihre Arme zitterten, und obwohl es den Schmerz in dem verletzten Arm verstärkte, klammerte sie sich an Dian. Vielleicht sollte sie ihn ebenfalls fürchten, aber im Moment schien er die einzige Sicherheit zu sein. Sie hatte keinen Grund, ihm zu vertrauen, und wusste nicht, wieso er ihr geholfen hatte und sich nun um sie kümmerte. Dennoch besaß seine Gegenwart etwas Beruhigendes.
    »Sie haben dich eingesperrt.«
    »Sonst nichts?«
    »Das reicht«, grollte er. »Du hättest sofort versorgt werden müssen.«
    Ja. Aber das war egal. Erleichtert schluchzte sie auf. Wenigstens war ihr sexuelle Gewalt erspart geblieben. Sicher, es war auch so schlimm genug, und sie hatte immer noch schreckliche Angst. Doch es hätte noch weit schrecklicher sein können.
    Dian begann eine leise Melodie zu summen. Imogen kannte das Lied nicht, doch es klang schön und beruhigend. Sie ließ sich in diesen Klang hineinfallen, schloss die Augen und spürte, wie sie davongetragen wurde. Ja, das war angenehm. Sie wollte nicht mehr an all die Probleme denken. Zu erschöpft fühlte sie sich, nicht fähig, zu reden oder gar zu kämpfen. Aber das musste sie. Sie durfte keine Schwäche zeigen.
    Doch es half nichts – trotz aller Willensanstrengung fiel sie wieder in diese bodenlose Schwärze.
    Dian betrachtete Imogen und wünschte, er hätte länger mit ihr reden können, ihr Fragen stellen, erfahren können, woher sie stammte und wie sie es geschafft hatte, nach Annwn zu gelangen. Sie beherrschte das Gälische fließend, allerdings wurde deutlich, dass ihre Muttersprache eine andere sein musste. Von seinen Ausflügen in die Welt der Lebenden wusste er, dass viele ihrer Bewohner die alte Sprache nicht mehr benutzten. Dennoch gab es immer noch Menschen, die sie beherrschten und auch verwendeten.
    Imogen hatte seltsame, ihm unbekannte Wörter benutzt. War er so lange nicht mehr in der anderen Welt gewesen? Oder lag es daran, dass er bei diesen Besuchen nicht darauf achtete, was um ihn herum vorging, weil er nur darauf konzentriert war, Spuren der Fomore zu finden? Schließlich fürchtete er, sie hätten einen Weg gefunden, sich in jener Welt der Menschen zu bewegen. Und das war wichtiger, als sich Entwicklungen und neue Errungenschaften anzuschauen, auch wenn er nun wünschte, sich besser auszukennen. Vor allem bei den Heilmethoden für Verletzungen, wie Imogen sie erlitten hatte. Ihm standen nur verschiedene Kräuterzubereitungen und seine Magie zur Verfügung. Beides war sehr wirksam, aber er wusste, dass sich vieles in der Medizin verändert hatte. Gern hätte er gelernt, wie sie Verletzten und Kranken halfen.
    Sanft streichelte er über Imogens zarte Haut an der Wange. Ob sie ihm von ihrer Welt erzählen würde? Bislang schien sie nicht einmal zu ahnen, dass sie sich in Annwn befand – was möglicherweise auch besser so war. Nicht, dass er fürchtete, dass sie etwas darüber erzählte. Dass Annwn existierte, wussten alle, die dem alten Glauben anhingen. Und die anderen, die von den christlichen Priestern beeinflusst wurden, würden Annwns Existenz ohnehin leugnen, ganz so, wie es schon immer gewesen war.
    Doch für Imogen wäre es eventuell ein weiterer Schock, wenn sie erfuhr, dass sie sich in der Anderswelt aufhielt, jenem geheimnisvollen Reich, in das sonst nur magisch Begabte, Feen, Dämonen und manche Verstorbene gelangten.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als weiter abzuwarten und seine Neugier

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