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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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blickte sie ängstlich zu ihm hoch. »Warum hast du mich nicht in ein Krankenhaus gebracht?«
    »Du bist schwer verletzt und dadurch sehr krank geworden.« Beruhigend strich er über ihre Stirn. Sie fühlte sich trocken und nicht mehr so heiß an. »Hier bist du besser aufgehoben, jedenfalls im Moment.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will nicht bleiben. Lass mich gehen. Ich fühle mich stark genug dafür und übernehme die volle Verantwortung. Wenn mir etwas passiert, wird man dich nicht belangen. Außerdem habe ich Versicherungen. Die treten auch ein, wenn mir etwas passiert. Wahrscheinlich könnte man mich sogar nach England ausfliegen lassen. Ruf selbst an, wenn du mir nicht glaubst. Das Starflower-Hotel in Glasgow hat alle meine Daten, dort habe ich ein Zimmer gemietet. Ich weiß die Telefonnummer nicht auswendig, aber über die Auskunft erfährst du sie bestimmt.«
    Schon wieder hatte sie seltsame Formulierungen eingestreut, und das Reden hatte sie angestrengt. Ihre Wangen schimmerten rot, sie schnappte nach Luft. »Später vielleicht. Jetzt geht das nicht.« Er wusste ja nicht einmal, was sie genau gemeint hatte.
    »Aber ich muss doch meiner Tante Bescheid sagen! Bitte. Meinetwegen zahle ich das Doppelte der normalen Gebühren.«
    Da sie versuchte aufzustehen, drückte Dian sie auf die Liege zurück. »Nicht. Wenn du dich zu sehr bewegst, könnten deine Wunden aufreißen.«
    Augenblicklich verharrte sie, die zitternde Unterlippe zwischen die Zähne gezogen.
    Dian spürte ihre Angst und sah, dass sie gegen die Tränen ankämpfte. Hektisch schnappte sie nach Luft und blinzelte. Noch immer die Hände an ihren Schultern, begann er sie sanft mit den Daumen zu streicheln. »Ruhig«, flüsterte er.
    Sogleich beruhigte sich ihre Atmung. »Wie machst du das?«, murmelte sie. »Plötzlich fühle ich mich so entspannt. Ich fürchte mich noch, aber nicht mehr so stark.«
    Auch darauf konnte er ihr keine Antwort geben. Er lächelte nur und löste seine Hände von ihr. Dann konzentrierte er sich darauf, sie einschlafen zu lassen.
    Ihre Augenlider sanken herab, doch ihre Hand hob sich. Sie tastete nach ihm. War ihr das bewusst? Wahrscheinlich nicht, denn obwohl sie sich nicht gegen den Befehl sträubte, hatte sie deutlich gemacht, dass sie fort wollte.
    Dian umfasste ihre Finger und blieb neben ihr sitzen, bis sie eingeschlafen war. Eine düstere Vorahnung überfiel ihn und erinnerte ihn daran, dass er noch andere Probleme zu bewältigen hatte. Imogen reihte sich mit ein. Besser, er fand für sie so bald wie möglich eine Lösung. Sie konnte nicht bleiben – nicht, wenn ein Kampf bevorstand, und danach sah es aus. Alles an ihrem Verhalten und der Art, wie sie sprach, verriet ihm, dass sie in eine andere Welt gehörte und noch nicht bereit war, den Schritt nach Annwn zu gehen. Auch wenn sich Dian genau das wünschte.

6

    Als sie aufwachte, nahm sich Imogen vor, nicht so schnell wieder einzuschlafen. Sie wollte endlich wissen, wo sie sich befand – und wie sie hier herauskam. Irgendetwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu. Offenbar gab es weder Telefone noch elektrischen Strom, ja noch nicht einmal ein Funkgerät. Das war in den Schäferhütten zwar nicht ungewöhnlich, da es nur einfache Holzhäuschen waren, die als Übernachtungsmöglichkeit oder Zuflucht bei plötzlichen Unwettern dienten, aber sie schien gar nicht in einer solchen Hütte zu sein. Wahrscheinlich war sie immer noch in diesem unterirdischen Gang oder vielmehr in einem der Räume, denn es schien sich um ein ganzes Gewölbe zu handeln.
    Das hatte erst einmal nichts Gruseliges an sich. Schließlich gab es im Bergbau genügend Menschen, die Tag für Tag viele, viele Meter unter der Erdoberfläche arbeiteten. Und wo es nach unten ging, musste es irgendwo auch einen Aufzug nach oben geben. Dort fand man sicherlich auch ein Telefon oder eine Sprechanlage zur Zentrale. Schließlich ließ man niemanden unter der Erde arbeiten, ohne im Notfall Hilfe rufen zu können. Und das, was mit ihr geschehen war, war eindeutig ein Notfall.
    Langsam richtete sich Imogen auf, wobei sie darauf achtete, den verletzten Arm nicht zu belasten. Ein bisschen schwindelig war ihr immer noch. Außerdem hatte sie mindestens sieben Pfund abgenommen. Ihre Hüften waren knochig, der nicht verbundene Arm dünn wie ein Stock. Nun ja, wenn sie ab jetzt jeden Nachmittag in die Eisdiele ging und abends ins Restaurant, würde sich das schnell wieder geben. Wobei der Gedanke an einen

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