Druidenherz
In seinem Teil von Annwn gab es genügend Krieger.
Nachdenklich ging Dian über das im letzten Licht der Abendsonne liegende Gras. Wind frischte auf, strich ihm durchs Gesicht und zerrte an seinen Haaren und der Kleidung. Er mochte es, echten Wind zu spüren.
Gern wäre er in eines der Dörfer oder sogar eine größere Stadt gegangen, um sich anzusehen, ob und was sich seit seinen letzten Besuchen verändert hatte. Vielleicht gab es Hinweise darauf, dass noch andere nach Annwn gelangen konnten oder es vorhatten. Und inwieweit wusste die Menschheit über die Fomore Bescheid?
Doch er wollte Imogen nicht zu lange allein lassen. Bestimmt würde sie bald aufwachen und sich fürchten. Das würde sie zwar ohnehin, aber wenn er dabei war, konnte er sich die beruhigende Wirkung, die er auf sie ausübte, zunutze machen.
Mit wenigen Schritten kehrte er in die Senke zurück, konzentrierte sich und durchschritt den Eingang nach Annwn. Der Rückweg war stets einfacher, er fühlte lediglich einen winzigen Anflug von Benommenheit. Nichts, was ihn aus dem Gleichgewicht bringen oder schwächen konnte.
Die Hunde bemerkten ihn, blieben jedoch auf Abstand und beobachteten ihn. Sie würden nicht wagen, ihn auch nur anzuknurren. Dian ignorierte sie, ging weiter und vernahm Stöhnen und Kichern. Er blieb stehen, lauschte und seufzte lautlos. Carney, erkannte er. Wer auch sonst. Es kam oft vor, dass er sich mit seinen Gespielinnen an öffentlichen Plätzen vergnügte. Ohne Rücksicht darauf und auch ohne sich unsichtbar zu machen, trat Dian in den Gang.
Der Krieger bemerkte ihn nicht, wohl aber die rothaarige Frau, deren Lederwams geöffnet war, was ihre üppigen Brüste mit den aufgerichteten Spitzen freigab. Sie packte Carney an den Schultern und schob ihn ein Stück von sich. Im Gegensatz zu ihr war er noch vollständig bekleidet, sein Hemd nicht einmal geöffnet, doch die Beule in seiner Hose verriet seine Erregung. Er wollte sie und nahm nichts anderes mehr wahr, weder mit den Augen noch mit anderen Sinnen. Für einen Krieger konnte das fatal sein. Auch wenn man bedachte, dass er sich hier in sicherem Gebiet aufhielt – eine solche Leichtsinnigkeit durfte er sich nicht erlauben. Und damit würde er auch die Kriegerin bald abschrecken – ein Mann, der durch sie so unaufmerksam wurde, gefiel ihr sicherlich nur für ein kleines Abenteuer. Kriegerinnen waren ungeheuer pflichtbewusst.
Ihr Blick begegnete Dians. Sie machte sich nicht die Mühe, ihre wenige Kleidung zu richten. Nun ja, für solche Brüste musste sie sich auch nicht schämen. Allerdings ließ Dian der Anblick völlig kalt. Es erregte ihn kein bisschen, sie anzuschauen, obwohl auch der Rest von ihr wohlproportioniert und ihr Gesicht schön war. Er kannte sie nicht, spürte aber, dass sie aus Annwn stammte. Obwohl er solchen Abenteuern normalerweise keineswegs abgeneigt war, verspürte er nicht die geringste Lust, nach einer Frau Ausschau zu halten. Und wenn er an eine dachte, dann zeigte seine Phantasie ihm sofort Imogens Gesicht: ihre zarten Züge und die Augen in der Farbe von jungem Gras. Dabei ging es ihm noch nicht einmal um die fleischliche Lust, obgleich er zugeben musste, dass sie trotz ihrer Krankheit schön war. Stattdessen spürte er eine starke Verbundenheit zu ihr. Zum Glück wusste er, dass sie der Magie entstammte. Das machte es ihm leichter, mit ihr umzugehen.
Lachend neigte Carney erneut den Kopf, um mit dem Mund an den vollen Busen der Kriegerin zu gelangen. Wahrscheinlich hielt er ihr Verhalten für ein Spiel – keine Kriegerin gab sich einem Mann hin, den sie nicht wollte. Wenn sie Widerstand leistete, dann nur, um den eigentlichen Akt ein wenig hinauszuzögern und die Vorfreude zu erhöhen. Sich zu wehren, hätte ganz anders ausgesehen und wäre für Carney nicht angenehm gewesen.
Diesmal aber war die junge Frau energischer. Sie musste ihn irgendwohin gekniffen haben, wo es wirklich wehtat, denn mit einem kaum unterdrückten Schmerzenslaut wich er zurück.
»Was …«, begann er, doch da gab ihm seine Geliebte erneut einen Stoß, dessen Schwung ihn halb herumdrehte. »Oh, Dian.« Seine Stimme klang überrascht. Obwohl er sogleich seine Gefühle verbarg, spürte Dian doch, dass die Situation Carney peinlich war. Man hatte ihn erwischt – nicht beim Beginn eines Liebesspiels, sondern bei einer groben Unaufmerksamkeit. Er wandte sich der Frau zu und wollte ihre Hand nehmen, doch sie schlug ihm auf die Finger. »Komm, meine Schöne, ich kenne
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