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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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Eisbecher mit Sahne oder eine üppig belegte Pizza sie überhaupt nicht reizte. Kaffee, dachte sie sehnsüchtig, das wäre was. Eine große Tasse starker Mocca mit mindestens drei Löffeln Zucker. Der würde ihre Lebensgeister garantiert wecken, und später würde dann auch ihr Appetit zurückkehren. Besonders, wenn sie daran dachte, dass Tante Mable sicher alle ihrer Leibspeisen kochen würde.
    Sie stellte sich vor, wie sie gemeinsam in der kleinen, gemütlichen Küche werkelten, während sich der Duft von Apfelkuchen ausbreitete, Mehl an Tante Mables Schürze klebte und Imogen die Teigschüssel ausschleckte.
    Dieser Gedanke gab ihr Kraft. Sicher würde es nicht mehr lange dauern, bis sie hier endlich fortkam.
    Erst jetzt bemerkte sie den kleinwüchsigen Mann. Er hockte in einer Ecke und schien nichts zu tun zu haben. Das flackernde Feuer betonte den Schattenwurf seiner Ohren. Von Dian war nichts zu sehen. Hatte er ihn als Aufpasser abgestellt? Aber einen so schmächtigen Burschen würde doch jeder überwältigen können. Selbst in ihrem jetzigen Zustand traute sich Imogen das zu.
    Vorsichtig setzte sie sich weiter auf. Sofort verstärkte sich das Schwindelgefühl. Verdammt, wenn das so blieb, konnte sie es vergessen, allein nach einem Telefon, Funkgerät oder Aufzug zu suchen.
    Nein, an Laufen war nicht zu denken, schon im Sitzen drehte sich alles um sie und wurde schlimmer statt besser. Der kleine Mann hob den Kopf und starrte in ihre Richtung. Nun, da sie ihn genauer betrachten konnte, erkannte sie, dass er noch ziemlich jung sein musste, vielleicht Anfang zwanzig.
    Doch sein Blick gefiel ihr ebenso wenig wie seine Haltung. Irgendetwas an ihm war ihr zutiefst unheimlich. Sie vermochte es nicht zu benennen, es handelte sich um ein vages Gefühl. Es half auch nicht, dass sie sich einzureden versuchte, dass er sie bestimmt nicht aufhalten konnte – denn er würde verhindern, dass sie den Raum verließ. Woher sie es wusste, vermochte sie nicht zu sagen, doch sie war davon überzeugt.
    Eine Tür schwang auf. Sofort spürte Imogen eine starke Präsenz. »Dian«, flüsterte sie. Im nächsten Augenblick sah sie ihn. Mit großen Schritten kam er näher. Woher hatte sie gewusst, dass er es war, noch ehe sie ihn erkennen konnte? Natürlich, er war die meiste Zeit bei ihr gewesen. Trotzdem beunruhigte es sie, dass sie ihn so deutlich spüren konnte. Nie zuvor hatte sie so etwas empfunden.
    Er trat an ihre Seite und umfasste ihre Schultern. Sein Griff war fest und sicher. Sie hätte sich fürchten müssen, doch stattdessen spürte sie Erleichterung und fühlte sich beschützt und geborgen.
    »Leg dich wieder hin. Du bist noch zu schwach. Dein Körper braucht Erholung, auch wenn dein Geist es nicht wahrhaben möchte.«
    »Ich will wissen, was hier los ist«, sagte sie und kämpfte gegen das stärker werdende Schwindelgefühl an. Noch saß sie, und Dian zeigte keine Anstalten, sie niederzudrücken, hielt sie allerdings weiterhin fest. »Lass mich mit dem sprechen, der hier das Sagen hat. Der die Verantwortung trägt«, fügte sie hinzu, da sie die kurze Verwirrung in seinem Gesicht erkannte.
    »Das bin ich«, erwiderte Dian ruhig.
    Na super, wieso sollte sie auch Glück haben? »Und was für eine Funktion hast du hier? Was sind deine Aufgaben?«
    »Ich bin …« Er stockte mitten im Satz.
    Was sollte das nun wieder? Wieso wollte er nicht über seine Arbeit sprechen? Wenn er der Chef war, dann konnte er doch etwas mehr dazu sagen. Es sei denn, es handelte sich hier um ein Geheimprojekt oder etwas Illegales. Sie bemerkte, dass Dians kleinwüchsiger Diener zu ihnen herüberstarrte. Bestimmt war er eingeweiht. Hatte er vielleicht sogar Dian benachrichtigt? Inzwischen schien ihr nichts mehr zu abwegig zu sein, vor allem, weil sein Blick so unverwandt auf sie gerichtet blieb.
    Dian schien es ebenfalls zu bemerken, denn er gab Gwyd ein Zeichen, den Raum zu verlassen.
    Ohne jedes Anzeichen von Protest gehorchte er. Dann setzte sich Dian auf die Liege, die Hände weiterhin an Imogens Schultern. »Ich bin ein Heiler.«
    Da er ihre Wunden versorgt und sich um sie gekümmert hatte, war das keine große Überraschung. Sie hatte angenommen, dass er sich in Erster Hilfe gut auskannte, wahrscheinlich sogar eine entsprechende Ausbildung hatte. Dennoch warf das nur noch mehr Fragen auf: Wie passte es zusammen, dass er sich als Chef dieses unterirdischen Gewölbes bezeichnete, gleichzeitig ein Heiler war und einen kleinwüchsigen Diener hatte?

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