Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
Vom Netzwerk:
ohnehin alles gesagt. Auf dem Weg durch den langen Gang rief Dian in Gedanken nach Gwyd. Als der Diener vor ihm erschien, gab er ihm entsprechende Anweisungen.
    Der Feenmann nickte und verschwand.

9

    Seltsamerweise fürchtete sich Imogen nicht, während Dian sie durch einen dunklen Flur trug, dann in einen weiteren einbog und in noch einen, ehe er endlich eine Tür öffnete. Diese Gänge schienen eine Art Höhlensystem zu bilden, jedenfalls wirkten sie, als seien sie natürlichen Ursprungs. Eine ging in die andere über. Manche Abbiegungen waren rund und verliefen in großen Kurven, andere bildeten scharfe Ecken. Nur die Türen waren entsprechend eingebaut worden wie jene, durch die Dian sie nun trug.
    Helligkeit empfing sie. Neugierig reckte Imogen den Kopf und versuchte, etwas zu erkennen. Gwyd stand regungslos im Raum, als hätte er auf sie gewartet. Vermutlich hatte er das auch. »Wo sind wir hier?«, fragte Imogen.
    Es herrschte eine ganz besondere Atmosphäre. Nicht greifbar, nicht zu beschreiben, aber doch spürbar. Allerdings nicht als Bedrohung, sondern nur sehr fremdartig. Etwas in diesem Zimmer war gänzlich anders.
    Vorsichtig ließ Dian sie hinab und hielt einen Arm um sie gelegt. »In meinem Privatbereich. Außer Gwyd kommt niemand hier herein.«
    »Warum hast du mich hierhergebracht?« Sie ließ den Blick über die Wände wandern. Der Raum war verzweigt, mit Nischen und Türen, aber ungeeignet für große Schränke. Nur eine riesige Truhe prangte in einer der Ecken, darauf lag ordentlich zusammengefaltet eine Decke.
    Imogen konnte in einen angrenzenden Raum sehen. Die Wohnung, wenn man diese Räume so bezeichnen konnte, wirkte fremdartig. Und das nicht nur, weil es nirgends einen Fernseher, Laptop, ein Radio oder zumindest Deckenlampen gab. Elektrizität schien gar nicht vorhanden zu sein. Weder befanden sich in den Wänden Steckdosen, noch gab es einen Generator. Auch Heizkörper gab es keine, nur ganz am anderen Ende eine Feuerstelle. Nun ja, in den Zimmern, in denen sie vorher gewesen war, war es ebenso gewesen, und bis auf das Telefon vermisste sie nichts, auch wenn sie gern aktuelle Nachrichten gehört hätte. Schon allein, um das heutige Datum zu erfahren, denn ihr Zeitgefühl war ihr vollständig abhandengekommen. Allerdings war sie nun wohl schon seit Wochen in dieser seltsamen Unterwelt. Aber wenn es keinen richtigen Sonnenaufgang gab, war es nahezu unmöglich, Tage zu zählen.
    »Sieh dich ruhig um«, forderte Dian sie auf. »Hier musst du nichts fürchten.«
    Niemand kann hinein und niemand kann hinaus, schlussfolgerte sie. Aber das war okay. Dian hatte ihr bisher keinen Anlass gegeben, zu glauben, sie sei seine Gefangene. Auch wenn so vieles in diesem unterirdischen Reich seltsam war, zweifelte sie nicht an seinen Worten und seiner Aufrichtigkeit. Warum, hätte sie allerdings nicht erklären können. Es war einfach nur ein ungeheuer starkes Gefühl.
    Immer noch den Arm um sie gelegt, führte Dian sie zu einem Lager. Es gab mehrere Decken, und neben dem Kopfende stand ein Tischchen mit einem Krug und einem hölzernen Becher. Ein Stück dahinter lehnte ein altes keltisches Musikinstrument an der Wand. Eine Carnyx. Diese Bronzetrompete hatte man schon vor Christi Geburt gefertigt und sogar in Schlachten eingesetzt. Doch solche Instrumente stellte niemand mehr her. Imogen war fasziniert – gern hätte sie sich die Trompete näher angeschaut. Sie sah so echt aus, nicht wie eine Nachbildung, sondern als sei es wirklich eine antike Handarbeit. Solche Stücke waren immens wertvoll, und nur ganz wenige Privatleute hatten sie in ihrem Besitz. Man fand sie eher in Museen, gut geschützt in Glaskästen.
    Und auch ein privater Sammler hätte ein solches Liebhaberstück wohl unter Verschluss gehalten. Dieses Instrument aber wirkte, als sei es häufig im Gebrauch. Es musste sich um eine wirklich gute Nachbildung handeln. Wenn es echt war, passte es allerdings überhaupt nicht zu den einfachen Räumlichkeiten und Dians ebenso einfacher Kleidung. Sein Hemd bestand aus Leinen, die Hose aus Leder, ebenfalls auf alt getrimmt. Allerdings sehr gut, denn die Sachen wirkten nicht wie die billigen Kostüme, die man auf Mittelaltermärkten sah. Auch Rollenspieler verkleideten sich gern bei ihren Treffen, gaben viel Geld aus und investierten reichlich Zeit, um ihre Spielfigur darzustellen. Imogen hatte früher mal bei einigen Gruppen reingeschnuppert, jedoch bald die Lust verloren, zumal ihr Studium ihr wenig Zeit

Weitere Kostenlose Bücher