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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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gelassen hatte.
    »Spielst du?«, fragte Dian.
    »Nein, leider habe ich es nie gelernt.« Außerdem sollte man ein antikes Stück bewundern, nicht spielen.
    Dian führte sie zum Lager und bedeutete ihr, darauf Platz zu nehmen. Dann holte er die Carnyx sowie eine Leier, die einige Schritte weiter an der Wand gelehnt stand. Als er Imogen Letztere in die Hand geben wollte, zögerte sie. Was, wenn eine unbedachte Bewegung etwas an dem kostbaren Stück beschädigte? Und wie kam er überhaupt in den Besitz dieser Instrumente? Waren sie Diebesgut? Daran wollte sie lieber gar nicht denken.
    Als sie keine Anstalten zeigte, die Leier zu nehmen, schloss Dian einfach ihre Finger um das Holz. »Versuch es.«
    Vorsichtig zupfte sie an einer der Saiten und hielt die Luft an. Dieses Instrument war so wertvoll, dass sie regelrecht erschrak. »Ich kann das nicht.«
    »Ach was, natürlich kannst du. Jedes Kind kann lernen, die Leier zu spielen.« Er nahm die Carnyx zur Hand, blies hinein und entlockte ihr einige wunderschöne Töne. Kein Zweifel, er beherrschte das Instrument.
    Plötzlich bemerkte sie Gwyd. Lautlos wie immer hatte er sich ihnen genähert. Dian reichte ihm die Carnyx und nahm nun selbst die Leier. Gwyd setzte das Blasinstrument an und begann eine Weise zu spielen, die Imogen völlig unbekannt war. Sie klang sehr alt. Dian stimmte mit der Leier ein und begann dazu zu singen.
    Gebannt lauschte Imogen. Die Melodie schwebte leicht durch den Raum, trug Dians Stimme. Das Lied handelte von einem jungen Helden, der auszog, ein Abenteuer zu erleben, doch schon bei der ersten Einkehr alles für ein hübsches Mädchen vergaß und um sie zu werben begann.
    Zum Ende hin wurde der Rhythmus schneller, und Imogen konnte sich gut vorstellen, wie einst Frauen mit wallenden Röcken dazu getanzt hatten, angefeuert durch die Rufe der Männer. Imogen wäre am liebsten selbst aufgesprungen, um zu tanzen, sich im Takt der fröhlichen Melodie zu bewegen.
    Dian nickte Gwyd zum Dank für die Begleitung knapp zu und gab ihm ein Zeichen zu gehen, ehe er sich Imogen zuwandte. Er tippte auf die Leier. »Möchtest du lernen, wie man sie spielt?«
    Liebend gern, hätte sie fast gesagt, aber dann erinnerte sie sich daran, was für einen Schatz er da besaß. »Woher hast du die Instrumente?«
    Er sah sie an, als hätte sie ihm eine völlig schwachsinnige Frage gestellt.
    »Sie sind sehr alt, richtig antik.« Vorsichtig strich sie über den hölzernen Rumpf der Leier. »Und wertvoll.«
    »Sie sind schon deshalb wertvoll, weil sie Freude bringen.« Er lächelte sie an. »Nun, möchtest du es lernen?«
    »Sehr gern.« Was für eine unglaubliche Gelegenheit! »Aber dieses Instrument ist viel zu wertvoll dafür. Auch wenn ich dein Angebot zu schätzen weiß.«
    »Es ist nicht wertvoller als jedes andere auch«, widersprach er, immer noch ein Lächeln auf den Lippen.
    Die Verlockung war groß. Und wenn sie ganz vorsichtig war … Außerdem wollte sie nicht glauben, dass Dian ein Dieb war und die Instrumente irgendwo gestohlen hatte. Dagegen sprach doch schon, dass es hier ansonsten keinerlei Luxus gab. »Zeig es mir«, bat sie leise.
    Dian nahm ihre Hände und legte sie an das Instrument, erklärte ihr, wie sie zupfen musste, um hohe oder tiefe Töne zu erzeugen.
    Imogen versuchte sich alles zu merken und wünschte, sie hätte doch Musikunterricht genommen. Es war ihr nie besonders reizvoll erschienen, und auch das Blockflötenspielen im ersten Schuljahr hatte sie recht widerwillig absolviert und schnell alles vergessen, nachdem sie es nicht mehr brauchte.
    Doch Dian erwies sich als geduldiger Lehrer und führte ihre Finger ganz behutsam, was es ihr jedoch nicht gerade leichter machte, sich zu konzentrieren. Seine Nähe löste ein unbekanntes Begehren in ihr aus, ließ ein Flattern in ihrem Magen entstehen und schien ihr immer wieder den Kopf zu vernebeln. Sie sah vor sich, wie Dian nicht die Leier, sondern sie berührte, und sofort überflutete sie eine Hitzewelle. Mühsam verdrängte sie die unpassenden Gefühle und konzentrierte sich auf seine Erklärungen. Zu ihrer eigenen Überraschung machte es ihr Spaß, ihm zuzuhören. Da er nichts zum Schreiben geholt hatte, musste sie sich die Erklärungen merken.
    »Das reicht als erste Lektion«, sagte Dian schließlich, nahm ihr die Leier aus der Hand und stellte sie an ihren Platz an der Wand zurück.
    Imogen seufzte leise. Es hatte ihr Spaß gemacht, aber sie fürchtete, eine ziemlich enttäuschende Vorstellung

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