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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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abgegeben zu haben. »Ich hätte dich vorwarnen sollen. Musikalisches Talent ist bei mir nicht wirklich vorhanden.«
    »Na und? Wenn du Freude dabei empfindest, wird sich dieses Gefühl auf die Leier übertragen und die Musik diese Freude weitergeben.«
    Seine Worte berührten etwas tief in ihr. So hatte sie es noch nie gesehen. Das Blockflötenspiel war ihr nur lästige Pflicht gewesen. Sie dachte daran, wie gut ihr das Stück gefallen hatte, das Dian mit Gwyd gespielt hatte. »Ich würde es gern lernen.«
    »Das wirst du.« Sanft berührte er sie an der Schulter. »Aber nun solltest du etwas essen und versuchen zu schlafen.«
    Schon wieder schlafen! Doch zu ihrem Bedauern spürte sie, dass sie tatsächlich erschöpft war. Und das, obwohl sie bloß ein bisschen herumgesessen und sich am Leierspiel versucht hatte.
    Gwyd erschien und brachte ein Tablett mit Brot und eine Schale Suppe. Hungrig nahm sich Imogen von beidem und lehnte auch nicht ab, als Dian ihr mit Wasser verdünnten Würzwein anbot. Er schmeckte scharf und war ihr viel zu säuerlich, aber zu dem Brot passte er. Kurz zuckte ihr der Gedanke durch den Kopf, ob Dian sie betrunken machen wollte. Da sie abgenommen hatte und ohnehin nicht an Alkohol gewöhnt war, würde er damit keine Mühe haben. Der eine Becher wird mir schon nicht schaden, dachte sie und beschloss, weitere abzulehnen.
    Doch Dian bot ihr gar nicht an, nachzufüllen. Damit stieg er ein weiteres Mal in ihrem Ansehen. Und als er ihr ein Stückchen klebrig süßen Honigkuchen brachte, war für einen Moment die Welt in Ordnung.
    Nach dem Essen wurde die Müdigkeit größer, und Imogen kämpfte nicht länger dagegen an. Die Gedanken kreisten zwar durch ihren Kopf, aber sie hatte gar keine Lust mehr, einen davon weiterzuverfolgen. Nicht einmal den, ob Dian etwas damit zu tun hatte, dass der Schlaf sein Recht einforderte.
    Wach lag Dian auf seinem Bett und starrte zur Decke empor. Nur wenige Schritte von ihm entfernt schlief Imogen. Er lauschte ihren gleichmäßigen Atemzügen.
    Am liebsten wäre er aufgestanden und zu ihr gegangen, hätte sich neben sie gelegt, ihren weichen Körper an sich gezogen und sie berührt. Zu gern wollte er herausfinden, was ihr gefiel, wie er ihr Begehren wecken und sie dazu bringen konnte, sich lustvoll in seinen Armen zu winden und ihn um mehr anzuflehen. Er hatte das Verlangen in ihren Augen gesehen und gemerkt, wie sie schon auf kleinste, harmlose Berührungen reagierte. Dass sie es vor ihm zu verbergen versuchte, wunderte ihn nicht, denn schließlich war Imogen Jungfrau und stammte nicht aus seiner Welt. Sie war nicht so freizügig aufgewachsen wie die Feenfrauen und Kriegerinnen.
    Dian kannte unzählige verschiedene Arten, eine Frau zu befriedigen, auch ohne mit ihr zu schlafen. Eine Frau in den Armen zu halten oder tief in ihr zu sein, wenn sie den Höhepunkt erreichte, war für ihn jedes Mal aufs Neue aufregend. Er verstand sich auf die Liebeskunst.
    Doch Imogen durfte er nicht haben. Sie war nicht wie seine anderen Gespielinnen, erfahrene Frauen, die wie er nur auf der Suche nach der Befriedigung ihrer Lust waren. Oder Jungfrauen, die zwar ihre Tugend bewahren, aber dennoch die Leidenschaft kennenlernen wollten. Nein, Imogen war ganz anders. Und sie brauchte einen Mann, der ihr geben konnte, was sie sich wünschte: eine feste Verbindung, ein Heim, vielleicht auch Kinder. Oder was sie sonst begehrte. Ihre Welt schien so anders zu sein, und außerdem war Imogen sehr gebildet, auf Gebieten, die ihm weitgehend fremd waren.
    Dian war ein Druide, ein Wanderer zwischen den Welten mit Aufgaben in Annwn. Die standen für ihn an erster Stelle – oder sollten es zumindest. Für ihn und für Annwn. Wenn er sich mit Imogen einließ, würde das auch für sie Folgen haben, denn sie gehörte nicht in seine Welt. Ihre war die der Lebenden, und eine Bindung zwischen ihnen würde es ihr schwer machen, ihn zu verlassen. Und doch musste sie es.
    Er drehte den Kopf ein wenig und sah zu ihr hinüber. Vorhin hatte er deutlich ihr Verlangen nach ihm gespürt. Wahrscheinlich hätte ein winziges Zeichen von ihm gereicht, eine kleine Einladung nur, und sie hätte sich ihm trotz all ihrer offensichtlichen Unerfahrenheit hingegeben.
    Das machte ihm am meisten zu schaffen. In ihrer Welt hatte sich sehr viel verändert, aber ob das auch die Bedeutung der Unberührtheit einer Frau betraf, wusste er nicht. Als er das letzte Mal länger dort gewesen war, war die Jungfräulichkeit für viele

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