Druidenherz
sich. Die Flüssigkeit spritzte auf, mit dumpfem Poltern landete der Becher auf dem Boden und rollte ein Stück fort. Der Inhalt versickerte, ließ nur dunkel glänzende Flecken zurück.
»Verschwinde!« Dians Stimme klang leise, doch der Befehl darin war unmissverständlich.
Plötzlich schien Beathans gesamte Gestalt zu flackern. Ohne dass die einzelnen Bewegungen klar zu erkennen waren, verließ er fluchtartig den Raum.
Imogen schnappte nach Luft. »Was war da drin?«
»Nichts Gutes.«
»Ja, das ist mir jetzt auch klar. Aber was genau?« Sie schauderte bei dem Gedanken, dass sie den Becher um ein Haar geleert hätte.
Dian zögerte nur einen winzigen Moment. »Du hättest dadurch dein Gedächtnis verlieren können.«
Sie hätte nicht gedacht, dass es wirklich solche Tränke gab.
»Es ist ja nichts geschehen«, fügte er hinzu.
»Wieso hat er das versucht?«, brachte sie heiser hervor. Wenn es Gift gewesen wäre, hätte sie es noch irgendwie verstehen können. Zumal Gift unauffälliger tötete als ein Messer oder eine Kugel.
»Keine Ahnung. Ich vermute aber, dass er sich vor dir fürchtet.«
»Vor mir?« Fast hätte sie laut aufgelacht. »Ich kann kaum mehr als zehn Schritte ohne fremde Hilfe gehen. Er ist ein wenig kleiner als ich, aber ihm muss doch klar sein, dass ich ganz sicher keine Gefahr für ihn darstelle.«
»Beathan denkt anders.« Dian schien noch etwas sagen zu wollen, wandte sich dann aber um und ging.
Verblüfft starrte Imogen ihm hinterher.
»Es wäre so viel besser, Herr! Denk doch nur, wenn sie nichts mehr weiß, können wir sie einfach irgendwo hinlegen. Die Dämonen würden sie sich schon holen, und keiner müsste fürchten, von ihr verzaubert zu werden.« Beathan schien noch kleiner zu werden. »Hast du mal darüber nachgedacht? Sie kann auch für dich zur Gefahr werden. Für uns alle! Vielleicht will sie sogar die Alleinherrschaft über Annwn!«
»Schweig!«, fuhr Dian ihn an. Den Halbgeist zu finden, hatte für ihn keine Schwierigkeit dargestellt. Nicht einmal Magie war dafür nötig gewesen. Beathan war so leicht zu durchschauen, Dian kannte ihn sehr gut. Wie er vermutet hatte, hockte Beathan in einer kleinen Kammer, vor sich eine Sammlung verschiedener Lederbänder, Halbedelsteine, Federn und Reißzähne. Hinter ihm hingen Kräutersträußchen, getrocknete Wurzeln und Zweige an der Wand.
»Aber Herr, ich habe doch nur an das Wohl von uns allen gedacht!«
»Sicher.« Dian lachte spöttisch. »Außer vielleicht noch Carney gibt es niemanden, der mehr an sein eigenes Wohl denkt, als du es tust, Beathan.«
»Sie ist eine Gefahr und kann uns alle zerstören.« Vor Aufregung verschwamm Beathans Gesicht.
»Das kann sie nicht, und das weißt du. Sie besitzt keine Magie.«
»O doch! Ich spüre es ganz deutlich. Wahrscheinlich hat sie dich damit so verzaubert, dass du blind dafür geworden bist.«
Dian runzelte die Stirn. Normalerweise hätte er Beathans Worten keinerlei Glauben geschenkt – doch er dachte an die besondere Anziehungskraft zwischen ihm und Imogen und auch daran, dass er spürte, wenn es ihr nicht gut ging, sie Angst hatte oder unsicher war. Sogar über weite Entfernungen hinweg, weshalb er vorhin urplötzlich umgekehrt war und Magie eingesetzt hatte, um so schnell wie möglich an ihrer Seite zu sein.
»Wirklich, Herr. Frage Carney oder Gwyd oder Duara. Oder sonst jemanden, der bei ihr im Zimmer war. Sie haben es alle gespürt.«
»Und was ist es, das du bei ihr spürst?«
»Magie!«, antwortete Beathan sofort. Er blickte zu Dian hoch, die Gesichtszüge nun wieder deutlich. »So ähnlich wie bei dir, nur schwächer. Aber sie besitzt Magie, eindeutig.«
Und vor Magie fürchtete sich der Halbgeist. Doch alles, was Imogen hatte, war Dians eigene Magie. Da er nie vorher eine solch weitreichende Verschmelzung eingegangen war, wusste er nicht, wie lange die Magie bei ihr anhalten würde und welche Konsequenzen sich daraus ergaben. Bisher zumindest war er sicher, dass sie diese neu gewonnene Magie nicht eingesetzt hatte. Sehr wahrscheinlich ahnte sie nicht einmal, dass sie sie besaß.
»Lass mich einen neuen Trank brauen.«
»Nein.« Dian beugte sich so nah zu ihm hinunter, dass seine Nasenspitze fast die des Halbgeists berührte. »Du wirst ihr weder einen solchen Trank geben noch einen anderen. Hast du mich verstanden, Beathan?«
»J-ja, Herr.« Seine Augen weiteten sich, und sein Körper wurde so hell, dass Dian blinzelnd zurückweichen musste.
Doch es war
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