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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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Küken hätte ihn schon verletzt. Trotzdem konnte sie nicht umhin, seine Stärke und Entschlossenheit zu bewundern. Und noch mehr die Ehrlichkeit, mit der er diese nicht allzu ruhmreiche Geschichte erzählte. »Hast du es denn später noch einmal probiert?«
    »Nein. Aber auch nur, weil ich dann meine Lehre beginnen durfte und wusste, ich brauche dafür beide Arme und gesunde Hände.« Er hob sie Imogen entgegen und bewegte die schlanken Finger.
    Unwillkürlich schoss Imogen das Bild durch den Kopf, wie er sie damit berührte. Rasch versuchte sie, es zu verdrängen, und betrachtete ihr Bein.
    »Fürchtest du, noch nicht weit genug laufen zu können?«, fragte er. »Sei unbesorgt, ich werde dich bis zum Durchgang begleiten und dich erst gehen lassen, wenn ich sicher bin, dass du den Weg schaffst.«
    »Meinst du, ich kann mich vorher waschen? Ich meine so richtig, gründlich, in einer Badewanne oder Dusche, falls es hier so etwas gibt.«
    »Das kannst du auch jetzt schon. Die Wunden sind geschlossen, es spricht nichts dagegen, dass du ein Bad nimmst.«
    »Wirklich? Das wäre wundervoll.«
    Dian erhob sich. »Ich sage Gwyd Bescheid.«
    »Danke.« Allein die Aussicht, in ein duftendes warmes Schaumbad zu tauchen, ließ sie vor Vorfreude glühen. Es gab zwar kein richtiges Badezimmer, sondern lediglich eine Nische mit einer Art Kammer ohne Badewanne, Dusche oder Waschbecken. Aber Gwyd stellte eine Schüssel Wasser dort hinein sowie Tücher, um sich die Hände zu trocknen. Außerdem hingen Sträuße aus getrockneten Blumen und Kräutern dort. Imogen hatte sich verboten, über Hygiene nachzudenken oder diese seltsame Welt mit einem Hotel zu vergleichen. Wenn sie bei Ausgrabungen zusehen durfte und sich diese weitab von Hotels befanden, hatte sie auch mit entsprechend wenig Komfort in einem Zelt geschlafen.
    Dian kam zurück und reichte ihr die Hand. »Komm.«
    Imogen ergriff sie, gespannt, wo er sie hinführen würde. Sie durchquerten zwei Räume, dann blieb er im Durchgang stehen und deutete nach vorn.
    Gwyd drehte sich zu ihnen um. Er hatte gerade Handtücher auf einem Hocker abgelegt. Daneben stand ein gefüllter Badezuber aus dunklem Holz.
    Noch so ein Museumsstück , dachte Imogen. Aber wie hatte er es geschafft, den Zuber derart schnell zu füllen? Dian hatte sie höchstens zwei oder drei Minuten allein gelassen.
    Gwyd schlüpfte an ihnen vorbei durch die Tür.
    »Nun kannst du baden«, sagte Dian.
    Zögernd trat Imogen näher und hielt eine Hand ins Wasser. Heiß! Oder eher angenehm warm, wie sie beim zweiten Versuch feststellte. So viel warmes Wasser in so kurzer Zeit … Oder hatte Dian das Bad entsprechend vorbereiten lassen und hätte ihr vorgeschlagen, eines zu nehmen, wenn sie nicht von selbst danach gefragt hätte? So war es wohl gewesen.
    »Brauchst du Hilfe?« Dian trat zu ihr.
    Dachte er tatsächlich, sie sei nicht in der Lage, sich allein auszuziehen und zu waschen? »Nein, ich komme zurecht«, erwiderte sie und hoffte, er merke nicht, wie unsicher sie plötzlich war. Warum, hätte sie nicht zu erklären vermocht. Dians Nähe verwirrte und ängstigte sie zugleich. Doch sie fürchtete nicht ihn, sondern sich selbst – möglicherweise konnte sie sich nicht unter Kontrolle halten und tat etwas, das sie später bereute.
    »Ich bleibe hier. Ruf mich, wenn du doch Hilfe brauchst. Mit nur einem heilen Arm ist manches nicht so einfach«, sagte Dian und steuerte auf einen vor einem Tisch stehenden Hocker zu.
    »Danke, aber das ist nicht nötig.«
    Er drehte sich zu ihr um und blickte sie fest an. »Du bist immer noch geschwächt. Glaubst du, ich habe dich gerettet, damit du mir nun beim Baden ertrinkst?«
    Schon wollte sie protestieren, sah es dann aber ein. Obwohl sie inzwischen allein laufen konnte, war sie immer noch recht schwach. Sie musste einfach versuchen, seine Anwesenheit zu ignorieren. Er hatte ihre Wunden versorgt und ihr dabei wohl auch die blutdurchtränkte Kleidung ausgezogen – also hatte er sie längst nackt gesehen. Außerdem hätte er ihre Lage schon in hundert anderen Momenten ausnutzen können – sich jetzt zu zieren, war völlig unnötig.
    Dennoch weckte die Vorstellung, sich in seiner Gegenwart auszuziehen, äußerst heftige Gefühle in ihr. Und keineswegs nur unangenehme, wie sie zu ihrem eigenen Entsetzen feststellte. Sie war im Begriff, sich vor einem ihr quasi fremden Mann auszuziehen und überlegte, ob ihm wohl gefiel, was er sah!
    Energisch rief sie sich zur Ordnung, doch das

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