Drunter und Drüber
hatte, bis die sich ihr entgegenreckte, nur, um ihm anschließend zu erklären, sie hätte schon Besseres gesehen, hätte er sie zum Beweis des Gegenteils am liebsten auf der Stelle flachgelegt.
Schließlich gab er die Suche nach einer Badehose auf. Die angebotenen Hosen waren entweder in grellen Neonfarben gehalten, so schlabbrig, dass er sich darin vorgekommen wäre wie ein Vollidiot, oder mit schrillen Hawaii-Mustern bedruckt. Verdammt. Er würde einfach eine alte Jeans abschneiden und damit wäre es getan.
Als er an einem Ständer mit Postkarten vorbeikam, blieb er stehen und sah sich die Motive an. Eigentlich war Butch für ihn erledigt, aber trotzdem suchte er schulterzuckend eine Karte für ihn aus. Was sollte es, sie kostete nicht mehr als einen Vierteldollar. Wahrscheinlich schickte er die Karte sowieso nicht ab.
Abermals fiel ihm Dru auf, die inzwischen neben dem Ständer mit Badeanzügen stand. Sie hielt einen getigerten Tankini, das hieß, ein Tank Top mit passender Bikinihose, in die Höhe und sah aus, als wäre sie noch ganz in ihre Einkäufe vertieft. Also ging er in den hinteren Teil des Ladens, in dem, wie er gesehen hatte, ein Regal mit Werkzeug stand. Auch wenn er nicht dachte, dass er etwas für sich fände, brächte er mit der Begutachtung des Werkzeugs sicher noch mal zehn Minuten rum.
Er versuchte nicht zu überlegen, wie Dru wohl in dem Tankini aussah.
Das Angebot in dem Regal entsprach seiner niederen Erwartung, obgleich es inmitten des minderwertigen Importzeugs ein paar ordentliche Stücke gab. Er entschied sich für den Kauf eines Fünf-Achtel-Bohrers, ging ans Ende des Ladens, um zu sehen, ob sich im hinteren Schaufenster noch etwas Betrachtenswertes fand ...
... und traf genau ins Schwarze.
Das Schaufenster selber war nicht weiter interessant, von der Decke herab jedoch hing ein Kanu. Er starrte es mit großen Augen an.
Er hatte schon immer ein Kanu haben wollen. Er und Butch hatten einmal eins aus dem Bootsverleih der Universität von Washington entwendet und waren damit ein paar wunderbare Stunden lang herumgepaddelt, bis ihnen der Bootsverleiher auf die Schliche gekommen war.
Dieses Kanu war nicht gerade in allerbestem Zustand. Es war alt und ramponiert, doch das war ihm egal. Er wollte es haben. Entschlossen kehrte er in den vorderen Ladenteil zurück.
Dru hatte ihre Einkäufe inzwischen bezahlt und war in ein Gespräch mit der Verkäuferin vertieft. Zum ersten Mal, seit er sie kannte, würdigte er sie so gut wie keines Blickes, sondern wandte sich direkt der Frau hinter der Kasse zu. »Wie viel kostet das Kanu, das dort hinten an der Wand hängt?«
Sein Gegenüber blinzelte verwirrt. »Das Kanu? Das alte Ding? Tja ... ich habe keine Ahnung. Warten Sie, ich frage Fred.« Sie kam hinter der Kasse hervor und brüllte den Gang entlang: »Fred! Kannst du mal bitte kommen?«
Sekunden später schlurfte ein älterer Mann, aus dessen Ohren mehr weiße Haare wuchsen als auf seinem Kopf, gemächlich heran. »Was gibt’s?«
Die Frau, die J.D. während der Wartezeit gründlich gemustert hatte, wies mit ausgestrecktem Daumen auf den Kunden. »Er will wissen, wie viel du für Daveys Kanu haben willst.«
»Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst.« Der Mann starrte J.D. völlig entgeistert an. »Das Ding ist total im Eimer. Ich habe es nur meinem Enkel zuliebe überhaupt dort hingehängt, weil er mir nicht glauben wollte, dass niemand, der auch nur halbwegs bei Verstand ist, so was jemals kauft.«
»Ich kaufe es.«
Dru schob die Hände in die Taschen ihrer Shorts. Die Tüte baumelte an ihrem Handgelenk, als sie dem guten Fred erklärte: »Damit haben Sie zumindest zur Hälfte Recht.«
J.D. ging nicht auf die Bemerkung ein. »Was wollen Sie dafür haben?«
»Tja. Sie kriegen es sehr günstig.« Fred kratzte sich nachdenklich die Glatze. »Aber ich übernehme keine Garantie dafür, dass es auch nur einen Meter fährt.«
»Ich bin Schreiner. Ich werde es seetauglich machen.«
»Haben Sie je zuvor an einem Boot gearbeitet?«
»Nein.« J.D. zuckte mit den Schultern. »Aber das ist bestimmt nicht weiter schwer.«
Der Ladeninhaber öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, doch Dru kam ihm zuvor.
»Sparen Sie sich Ihren Atem«, riet sie dem alten Mann. »J.D. hat das größte Ego, das je ein Mensch in dieser Gegend besessen hat. Was allerdings in Bezug auf sein Geschick als Schreiner durchaus gerechtfertigt ist: Er hat bereits ein paar Arbeiten oben am Hotel erledigt und die Ergebnisse
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