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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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kleiden. Und er wusste auch schon wo.
"Seny!"
     
Der Angesprochene ließ die Reuse zurück ins Wasser
gleiten und wandte sich um.
     
"Daan Lwynn!"
    Er hatte sich kein bisschen verändert. Noch immer lang
aufgeschossen, trug Seny die Haare so lang, dass sie seine Ohren
bedeckten- wie auch sonst?
    Es war nie anders gewesen seit Daan ihn kannte, und sie
kannten sich lange. Immerhin hatten sie einiges gemeinsam. Seine
Familie bestand zwar nicht aus Lichtelfen, wie die der Lwynns,
aber es waren doch Elfen, also deutlich höhergestellte Bürger als
die Bewahrerelfen oder gar die Arbeitselfen. Das hatte weder
Seny noch Daan vor dem Hohn der anderen bewahrt. Während
Daan durch seine Natur als Halbelf ihren Spott heraufbeschwor,
waren es bei Seny die Ohren. Sie waren rund.
    Was hatte die Gerüchteküche gebrodelt; seiner Mutter war
sogar ein Verhältnis mit einem Minuiten nachgesagt worden,
damals. Doch das war lange vorbei, Seny hatte sich einer
Reinigung unterzogen, aber seine Ohren waren so geblieben. Eine
Laune der Natur, mehr nicht. Und inzwischen hatte er eine Frau
gefunden, die das nicht störte.
    Seny trocknete sich die Hände an der Tuchhose ab und
erhob sich. Das hübsche kleine Haus am Fluss, dass er bewohnte,
hatte sogar noch einen kleinen Schuppen dazubekommen seit
dem letzten Besuch, genauso wie das Haupthaus ordentlich mit
Reet gedeckt. Der Elf lächelte und kam auf ihn zu. Wie früher
fanden sich ihre Hände in der Luft.
"Es tut gut, dich zu sehen- kommt mir vor als sei es gestern
gewesen", sagte Seny.
    Immer noch der gleiche Witzbold. Er hatte bis heute nicht
verstanden, warum Daan es vorzog in einer anderen Zeitzone zu
leben; hier ging es so viel geruhsamer zu.
"Sehr witzig." Daan schüttelte seine Hand und schnupperte
daran. "Riecht es hier nach Fisch?"
     
Seny boxte ihm in den Bauch. "Ist ja schon gut, keine Witze
über Zeitzonen, keine Witze über Fische."
     
Daan lächelte. "Geht doch."
     
Seny musterte ihn von Kopf bis Fuß und seufzte
theatralisch.
     
"Das ist kein netter kleiner Besuch bei einem alten Freund,
oder?" fragte er gespielt niedergeschlagen.
    Daan senkte schuldbewusst den Kopf.
"Ich habe nur wenig Zeit, meine Frau..."
    Seny unterbrach ihn: "Ich habe davon gehört, eine Dryade?
Respekt! Was hat dein Großvater dazu gesagt? Na, von mir
jedenfalls herzlichen Glückwunsch!"
    "...also, meine Frau-" hub Daan ein zweites Mal an, " ist
krank, und ich will sie nicht allzu lang in Aßlar allein lassen. Ich
muss zum Hof."
Dieses Mal war er es, der an sich heruntersah.
     
"Wir könnten dir etwas aus meiner Truhe besorgen", schlug
Seny vor.
     
Daan runzelte die Stirn, die Truhen hier funktionierten
anders als in Tallyn. "Das braucht hier über Nacht, oder nicht?"
    Seny nickte.
"So viel Zeit habe ich nicht."
    "Dann müssen wir uns wohl etwas anderes einfallen lassen."
Seny legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und grinste. "Das
wird meiner Frau nicht gefallen", sagte er, "ganz und gar nicht."
*
    "Bist du sicher?"
"Ja Weib."
"Ganz sicher?"
"Ja, Weib!"
    Daan holte tief Luft. Als gute Elfe würde Taniya ihrem
Mann nicht offen widersprechen, aber es war deutlich zu sehen,
dass sie verärgert war. Der arme Kerl würde heute Abend einiges
zu hören bekommen.
"Wie du wünschst."
    Sie riss ihrem Mann den Hochzeitsanzug, weiches weißes
Wildleder mit zartem Seidengestick, aus der Hand und zerrte eine
Schublade auf. Polternd und wühlend schob sie den Inhalt der
Lade hin und her, bis sie fand, was sie gesucht hatte: eine große
Schere. Ohne Seny auch nur noch einmal anzusehen, tat sie, wie
geheißen und schnitt mit bösartigen Ratschlauten zuerst die
Säume der Hosenbeine, dann die der Ärmel ab.
    "Ich bring den Anzug ganz sicher zurück", sagte Daan.
"Sicher", brummte Taniya.
"Wir können die Säume ja wieder reparieren, das sieht man
hinterher gar nicht, so toll wie du nähst" schmeichelte Seny.
    Taniya sagte nichts, aber die Hand, welche die Nadel zum
Umsäumen führte, stach nun nicht mehr ganz so garstig auf den
feinen Anzug ein.
Daan hörte Seny erleichtert aufatmen.
     
"Daan ist jetzt auch verheiratet, Schatz, ist das nicht
wunderbar?" fragte Seny.
    "Nur schade, dass er uns nicht eingeladen hatte, dann
hättest du den feinen Anzug noch einmal tragen können bevor
wir ihn so verstümmeln", fauchte Taniya.
Daan schwieg betroffen- daran hatte er nicht einmal
gedacht.
    Seny stärkte ihm den Rücken. "Bitte Weib, sei nicht
ungerecht. Das konnte er doch gar nicht. Die Lwynns sind

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