Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
Lichtelfen, wir sind Elfen."
Taniya biss den letzten Faden durch. "Ich mein ja nur. Hätte
sie auch gerne gesehen, die Frau, für die er sich mit dem Fürsten
angelegt hat." Sie schaute verträumt aus dem Fenster.
"Romantisch ist das schon."
*
Seny zupfte Daan noch einen losen Faden vom Ärmel.
"Schade, dass du schon wieder gehen musst."
"Ich wünschte, ich könnte bleiben, aber du weißt ja, mit der
Zeit ist das so eine Sache", antwortete Daan.
"Da sagst du was. Du machst es dir aber auch unnötig
schwer. Willst du dich nicht endlich der Reinigung unterziehen,
dann kannst du..."
Das durfte doch nicht wahr sein, jetzt auch noch Seny. Das
ausgerechnet der ihm in den Rücken fallen würde, damit hatte er
nicht gerechnet. Daan trat einen Schritt zurück. "Hast du mit
meinem Großvater gesprochen? Hat er dich dazu gebracht?"
Seny machte große Augen. "Wozu gebracht? Nein, er hat
mich zu gar nichts gebracht. Ich meinte doch nur wegen des
Passierscheins."
Die Antwort schien von Herzen zu kommen, doch aus
einem Grund, den er sich selbst nicht erklären konnte war Daan
nicht bereit, Senys Aufforderung so stehen zu lassen. Wie oft
hatte sein Großvater ihm geraten, befohlen, ja ihn sogar gebeten
sich der Reinigung zu unterziehen und alles Menschliche hinter
sich zu lassen?
Aber er war noch nicht bereit dazu. Sein Vater war seiner
Mutter gefolgt und die war ein Mensch. Stiegen nicht seine
Möglichkeiten ihn zu finden, wenn ein Teil von ihm menschlich
dachte, menschlich war? Sich der Reinigung zu unterziehen bedeutete
sich auf das Erbe vorzubereiten, und sein Vater war nicht tot, also gab es
auch nichts zu erben.
"Warum fängt du gerade jetzt davon an? Ist doch irgendwie
komisch", sagte Daan.
Seny starrte ihn noch einen Moment an und wandte sich
dann ab.
"Weißt du was? Wenn du mir nicht vertraust, ist es besser,
du gehst jetzt."
Gut, wenn er es so haben wollte. Seny war sowieso en
Dickkopf, wenn er erst einmal so anfing, brauchte man es gar
nicht weiter zu versuchen.
Daan ging ein paar Schritte, aber der gerade noch so
vehement verteidigte menschliche Teil seiner Seele schrie ihm zu,
dass das was da gerade passierte, grundfalsch war. Er sperrte sich
dagegen, doch seine Beine wurden schwer wie Blei. Zwei Schritte
weiter hielt er es nicht mehr aus und drehte sich um.
"Seny…"
Sein Freund war ihm wieder zugewandt, er hatte ihm
nachgesehen. Jetzt lächelte er.
"Schon gut. Aber tu mir einen Gefallen, verärgere den
Fürsten nicht. Du weißt doch, wie er ist."
Daan neigte nur den Kopf als Antwort. Versprechen konnte
er das nicht.
*
Der Anzug war überraschend bequem, stellte Daan fest als
er, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die kleine Treppe der
Anmeldung hinauflief. Und sauber. Unter dem schweren
geschwungenen Vordach, das sich mit seinen grauen Ziegeln eng
an den weißen quadratischen Bau der Behörde drängte, wohl um
auf den dürren weißen Stützsäulen nicht einzubrechen, hielt er
einen Moment inne und zog die Jacke gerade.
Dann atmete er tief durch, schob die Holztür mit den
Dutzenden viereckiger, zierlicher Glasscheiben auf und wappnete
sich für das, was kommen musste.
"Name?"
"Lwynn."
Himmel, warum jedes Mal dieses Theater? Der Mann
kannte ihn doch. Es war seine Pflicht, die Angehörigen des
Fürstenhauses zu kennen.
"Vorname?"
"Daan." Die Zeit lief ihm davon.
"Bitte, Vorsteher, ihr kennt mich doch. Können wir es nicht
ausnahmsweise dabei belassen?" Er hasste es, zu betteln.
Sein Gegenüber, sogar für einen Arbeitselfen ungewohnt
grobschlächtig, die Haare im stumpfen grau der Met- Abhängigen
teilweise schon ausgegangen, grinste und genoss den Moment
ganz offensichtlich. Er wischte sich die Hände an seinem ohnehin
schon fleckigen sandfarbenen Hemd ab.
"Tut mir leid. Anordnung von ganz oben. Die Sichtprüfung
ist nur bei reinrassigen Elfen gestattet" sagte der Vorsteher
süffisant, bevor er fortfuhr.
"Geburtsdatum?" - "Name der Mutter?"
Erschöpft fuhr sich Daan durch die Haare, was für eine
Tortur. Zumindest hatte er den Passierschein B in der Tasche.
Einen A-Schein, der auch die Erlaubnis beinhaltete sich zu
materialisieren, hatte ihm der Vorsteher verweigert. Noch so eine
Schikane seines Großvaters, um Daan dazu zu bringen sich
endlich der Reinigung zu unterziehen.
Er trat in den Durchgang hinter der Anmeldung und lehnte
sich an eine der sandfarbenen Mauern, welche die Häuser der
Arbeiterklasse im Außenring kennzeichneten. Viel war nicht los
in der
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