Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
Ria unter Knie und Taille
und nahm sie auf dem Arm. Wie leicht sie war, erschreckend
leicht.
Ria schmiegte sich an ihn. "Gut, dass du da bist. Wie soll ich
das denn alleine entscheiden, ich kenne mich doch mit all den
Elfendingen nicht aus."
Daan drückte sie an sich. "Ich bleibe bei dir, ich lass dich
nicht mehr allein bis zur Geburt." Die Suche nach seinem Vater
würde warten müssen
Tränen liefen Ria über die Wangen. Sie schluchzte.
"Was ist denn, habe ich etwas Falsches gesagt?" fragte Daan
bestürzt.
"Nein, es ist gut,, ich weine, weil ich froh bin", sagte Ria.
Dann schüttelte unmerklich den Kopf. Dryaden waren noch
schwerer zu verstehen als Menschen.
Versprechen
Julie atmete tief durch, suchte sich einen Punkt auf der
nackten Haut seiner Hand und legte ihren Finger darauf. Dann
legte sie einen Finger der anderen Hand auf die nächste freie
Hautstelle. Die war leider am Hals, wo der Mantel endete, also
sehr weit weg von der Bruchstelle, aber sie wollte Jarron nicht
bitten, sich auszuziehen. Wie würde das denn klingen: mach dich
mal frei? Ich brauche etwas nackte Haut, damit ich dich besser
anfassen kann? Kein Gedanke, das ging gar nicht. Außerdem
bezweifelte sie, dass er den engen Mantel überhaupt über die
Bruchstelle bekommen hätte. Der nächste Schritt bestand darin,
sich die zwei Punkte auf denen ihre Fingerspitze lag, sehr
bewusst zu machen. Schon die Empfindungen des Punktes auf
der Hand verwirrten sie. Doch während der Punkt auf der Hand
nur fest und warm war, lockte der Punkt am Hals sie weich und
pulsierend. Etwas Magisches ging von diesem Mann aus; ob alle
Dunkelelfen diese Anziehungskraft besaßen?
"Machst du schon etwas? Ich merke noch nichts."
"Scht."
Interessanterweise half die kurze Unterbrechung Julie eher,
sich wieder zu konzentrieren, als dass sie sie ablenkte. Sie tat, was
sie immer tat wenn sie jemanden heilte: spürte den beiden
Punkten nach, schaffte eine Verbindung zwischen ihnen, stellte
sich den Elfen als geheilt vor und öffnete ihr Bewusstsein. In
diesem Zustand blieb sie üblicherweise, bis sie ein schwaches
Sirren bemerkte, eine Antwort der verletzten Stelle, die anfing
sich wiederherzustellen.
Doch heute war alles anders. In dem Moment als sie ihr
Bewusstsein öffnete, strömte es nicht leicht und frei aus ihr
heraus, wie sonst. Es fühlte sich an, als ob ein dunkler Abgrund
die Energie aus ihr herauszog. Sie wollte sich wehren, die Hände
von seinem Körper lösen, den Strom aufhalten, doch sie konnte
dem Gefühl keinen Einhalt gebieten.
Das Sirren, sonst ein leiser, angenehmer Ton, steigerte sich
in ihren Ohren zu einer betäubenden Kakophonie.
Der Schmerz setzte ganz plötzlich ein, begann mit einem
Brennen am Arm. Fassungslos sah Julie mit an, wie sich die Haut
an ihrem Arm erst rot färbte und dann aufriss. Blut strömte aus
der Wunde.
Noch immer war sie nicht in der Lage, ihre Hände von
Jarron zu lösen, der inzwischen wieder etwas Farbe im Gesicht
hatte.
Julie wurde schwindelig, die Welt begann zu schwanken.
Sie spürte noch, dass sie fiel, dann verlor sie das Bewusstsein.
Als sie wieder erwachte, war ihr furchtbar kalt. Sie lag auf
einem Dach, aber wie war sie dahin gekommen? Bibbernd zog
Julie ihr Hemd über die freie Stelle am Rücken, zuckte zusammen,
besah ihren Arm- und erstarrte. Erinnerungsfetzen stiegen auf.
Ein schmutziger Verband um ihren Arm zeigte, dass die
grausigen Bilder nicht aus einem bösen Traum stammten. Allein
der Widerhall der schrecklichen Schmerzen ließ Übelkeit in ihr
aufsteigen. Sie hatte einen Dunkelelfen geheilt. Und dafür
bezahlt.
Leise Schritte näherten sich.
"Du lebst. Respekt."
Der verdammte Dunkelelf!
"Du hast mich reingelegt", sagte sie.
Der Dunkelelf zuckte nur mit den Schultern. "Ich habe dich
sogar gewarnt. Aber du hast so getan, als ob du so etwas jeden
Tag machst."
"Mache ich auch", fauchte Julie, und hielt sich den Arm.
"Aber bei Lichtelfen und Menschen."
"Na, jetzt wird mir einiges klar", sagte Jarron abschätzig.
"Was denn, Blödmann?" fragte Julie aufgebracht. Sich erst
heilen zu lassen und dann auch noch frech zu werden- der hatte
Nerven.
"Warum du so dämlich geguckt hast, als die Heilung
begann", sagte Jarron.
"Sehr witzig, das hat verdammt weh getan."
"Weiß ich. Deshalb ist es ja auch nicht leicht Leute zu
finden, die Dunkelelfen behandeln", sagte Jarron.
Julies Ärger begann nachzulassen. "Das war also kein
Sonderfall oder so? Einen Dunkelelfen zu heilen
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