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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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eine
Versuchung, aber nun, gestärkt von der Nähe ihres Baumes und
dem Wasser der Quelle, hätte sie einen Stein in Erregung
versetzen können, wenn sie gewollt hätte. Anfangs war er in
Sorge um das Kind gewesen, aber nachdem Ria ihn zu Dendra
geschleppt hatte und die ihm freimütig versicherte, ein bisschen
körperliche Liebe schade dem kleinen Wesen nicht, gab er sich
zum ersten Mal in seinem Leben seinen Gefühlen hin, ohne an
seine Herkunft zu denken. Er war allein, die Dryaden waren jetzt
seine Familie. Und hier war all das erlaubt, was er so lange
unterdrückt hatte.
    Besucher kamen und gingen; Julie war oft da, froh, mit ihm
über Mathys reden zu können. Sie musste furchtbar gelitten
haben, und sie war so tapfer. Das Mathys wiederkommen würde,
tröstete Daan über den Bruch mit seiner Familie hinweg. Liebe
war etwas Gutes, sie konnte sogar Tote wiederauferstehen lassen.
Warum konnten seine Großeltern das nicht einsehen? Noch
immer hatte er keine Nachricht von ihnen, dabei rückte die
Geburt unaufhaltsam näher.
    Keiner der Lichtelfen konnte eine Patenschaft bei seiner
Tochter übernehmen, wenn das Herrscherhaus nicht zustimmte.
Und es war ohnehin fraglich, ob sich auch nur ein einziger der
angesprochenen Elfen aus der Kaste der Lichtelfen dazu bereit
erklären würde. Das Kind war ein Mischling, wer wollte schon
das Risiko eingehen, Pate für ein bösartiges Wesen zu sein, dass
man im besten Fall in Atrocis einsperrte? Daan machte sich nichts
vor. Die Chancen, dass das Kind böse wurde, standen fünfzig zu
fünfzig. Üblicherweise sprang in solchen Fällen stillschweigend
jemand aus der Familie ein, um den Schein zu wahren, aber das
war in diesem Fall wohl nicht zu erwarten.
    Gut, er hätte seinen Freund Seny überreden können, aber
zum einen würde Taniya ihm ewig Vorhaltungen machen, wenn
etwas schiefging, und zum anderen war Seny nicht
standesgemäß, ihn als Paten zu benennen würde also wieder
neuen Unfrieden stiften. Die Zeit lief ihm davon, er musste etwas
unternehmen. Und es gab nur eine Lösung.
    *
"Wir werden Julie bitten", sagte Daan.
"Bist du sicher?" Anouk zog fragend die Augenbrauen hoch.
    "Ich habe immer noch keine Nachricht von Iyel-Aton, die
Zeit drängt", sagte Daan. Ria drückte seine Hand, als wolle sie
ihm sagen: zusammen stehen wir das durch.
    "Ich glaube dir ist nicht ganz klar, was das für ein Risiko ist.
Abgesehen davon, dass Julie eine Halbdryade ist. Kommt nicht
für ein Lichtelfenkind nur ein Lichtelf als Pate in Frage?" hakte
Anouk nach.
    "Ein Lichtelf oder ein Führer anderer Völker. Julie vertritt
als Hüterin das Volk der Menschen, ihr Rang ist also hoch genug,
dass dieses diplomatische Schlupfloch für uns weit genug ist",
sagte Daan.
    Anouk kam um den Schreibtisch herum und setzte sich
vorne auf die Kante, nur eine Stuhlbreite von Daan und Ria
entfernt. "Daan, ich muss das mal in aller Deutlichkeit sagen: es
ist denkbar- nicht wahrscheinlich, aber denkbar- dass Julie…" sie
stockte.
    "Wird wie Nereide?", warf Ria ein. "Bei den Geistern des
Waldes, das wissen wir. Glaubst du wir würden es in Betracht
ziehen, wenn es anders ginge? Aber Tatsache ist, dass wir für
unsere Tochter auch nicht gerade eine sichere Zukunft planen
können, so, wie die Dinge liegen. Und ein ungetauftes Kind ist
noch gefährdeter", sagte Ria.
    Daan ging noch einiges andere im Kopf herum. Julie war
von Anfang an mehr für ihn als eine Notlösung gewesen, er war
gut mit ihr befreundet und wusste, sie würde für Tari sorgen,
wenn ihm etwas zustieß. Ein möglicher Verlust ihrer Emotionen
bedeutete nicht, dass sie ihre Pflichten vernachlässigen würde,
sonst hätte man Lichtelfen für dieses Amt nicht einmal in
Erwägung ziehen dürfen.
    Daans Wünsche für die Zukunft seiner Tochter gingen über
all das noch hinaus. Insgeheim hoffte er, mit der Patenschaft von
zwei Dryaden das Kind in eine bestimmte Richtung zu
beeinflussen. Es war ihm gleichgültig, ob seine Tochter mehr Elfe
oder mehr Dryade war, solange sie nicht böse wurde.
    "Nun gut", sagte Anouk, „es ist ohnehin eure Entscheidung.
Wenn Julie gewillt ist, die Patenschaft anzunehmen, dann soll es
wohl so sein."
"Was hast du da?", fragte Ria.
Daan warf einen letzten Blick auf den Brief, der neben
seiner Obstschale auf dem Frühstückstisch lag.
    "Nichts Wichtiges", sagte er.
Ria lächelte ihm zu.
"Ich gehe im Wald spazieren, das tut mir gut."
"Ich komme gleich nach, meine Liebe, geh nur vor. Wir
treffen uns dann bei der

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