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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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ist immer so?"
    "Meistens schlimmer. Eigentlich ist es bei jeder Elfenheilung
so, aber bei den Lichtelfen nimmt die Gemeinschaft die
Schmerzen auf sich. Jeder Elf auf allen Ebenen hat Teil am
Schmerz des Einen, der geheilt wird. Dadurch spürt der Einzelne
nur ein leichtes Unwohlsein. Wir Dunkelelfen", er räusperte sich,
"sagen wir mal, wir haben es nicht so mit der Gemeinschaft,
darum muss das jeder mit sich selbst abmachen. Nicht leicht,
einen Heiler zu überreden, zumal einige Dunkelelfen die Heiler,
die sich weigern, umbringen, was ihre Zahl zusätzlich verringert."
Julie setzte sich auf; der Schwindel war abgeflaut, schwebte
aber in Hintergrund wie eine fallbereites Beil.
    "Warum hast du mich nicht gezwungen?" fragte Julie.
Jarron wich ihrem Blick aus.
"Du hast es doch auch so gemacht. Kommst du alleine vom
Dach?" fragte er.
    Julie antwortete nicht, nickte nur.
"Na, ich geh dann mal."
"Jarron?"
"Ja?"
"Denk an dein Versprechen."
"Elf ist Elf, und Versprechen ist Versprechen. Drei Tage vor
der Wendnacht bin ich bei dir, dann haben wir Zeit zum Üben.
Aber ich kann nicht garantieren, dass es klappt."
    Ohne auf eine Antwort zu warten, verschwand der
Dunkelelf in der Nacht. Sie hörte noch seine Ledersohlen an der
Rinne abwärts schleifen, dann war es still.
    Still? Wie spät musste es sein, damit die Kaschemme unter
ihr geschlossen hatte? Wie zur Bestätigung ihrer schlimmsten
Befürchtungen erglühte ein purpurorangener Streifen am
Himmel. Die Sonne ging schon auf. Julie schleppte sich zum Rand
des Daches, klammerte sich mit dem gesunden Arm an die Rinne,
fiel mehr als zu klettern zu Boden und taumelte zu ihrem Hengst.
Zumindest schien es Go gut zu gehen, er hatte sogar frisches
Wasser.
    Wer hatte ihm das gegeben, die Leute in der Kneipe doch
wohl kaum? Oder der Dunkelelf? Wenn sie es recht bedachte, war
sie tatsächlich von Jarron gewarnt worden. Vielleicht war er doch
kein so übler Kerl, wie Aewore dachte.
*
    "Himmel, Kind, ich hatte dich doch gewarnt!" rief Aewore
erschreckt aus, und Julie konnte es ihr nicht verdenken. Die
Ränder der Wunde waren dunkel verfärbt, klare gelbe Flüssigkeit
sickerte aus der handtellergroßen Verletzung. Nur der Gedanke
daran, die Schmerzen bald loszuwerden hielt ihre
Selbstbeherrschung aufrecht. Warum war sie bloß ausgerechnet
zu Aewore gegangen?
Die Küche war einfach der einzige Ort gewesen, an dem so
früh schon Licht gebrannt hatte.
     
"Bitte, ruf einfach Anouk, damit sie mich heilen kann, ja?"
bat Julie.
    "Hörst du mir denn nicht zu? Das ist eine DunkelelfenWunde, Anouk kann sie nicht heilen, keiner kann sie heilen",
zeterte Aewore.
Julie sackte auf dem Küchenstuhl zusammen. Tränen traten
ihr in die Augen.
     
"Kann ich denn gar nichts tun?" flüsterte sie.
     
"Die Wunde sauber halten. Einen richtigen Verband
anlegen. Ansonsten: Nein."
    Brabbelnd und schimpfend hängte Aewore einen Kessel
über das Morgenfeuer, griff eine Dose vom Regal und schüttete
Blüten in eine irdene Schüssel. Der Duft von Kamille breitete sich
aus.
    "Fast leer. Ich muss dir zeigen, wie man Kamille trocknet,
dann kannst du einen Vorrat anlegen falls du wieder einmal
solchen Unsinn anstellst", schimpfte Aewore.
    Julie zuckte zusammen. Kräuter trocknen? Sie starb hier
halb, und Aewore kam ihr mit so etwas Dämlichem? Die alte
Kräuterfrau hatte echt ein Gespür für den richtigen Augenblick.
Doch Aewore war noch nicht fertig.
    "Wie kann man nur so leichtsinnig sein. Halt dich fern von
Dunkelelfen, habe ich gesagt, aber hört das Kind? Nein. Sie ist
genauso wie ihre Mutter- ach was, schlimmer als ihre Mutter",
nörgelte Aewore, während sie saubere Binden und
Wundauflagen zusammensuchte, die Kamillenblüten mit dem
kochenden Wasser überbrühte, etwas wartete und den Sud zum
Filtern durch ein Mulltuch in eine andre Schüssel goss. Endlich
gab sie kaltes Wasser aus dem Eimer dazu, nahm behutsam Julies
Arm an Hand und Ellenbogen und tauchte ihn in die Schüssel.
    "Das wird eine furchtbare Narbe geben", orakelte sie.
Julie zuckte zusammen. "Eine Narbe?"
    "Ja, Kind, eine Narbe. Man könnte sagen, jedes
Zusammentreffen mit einem Dunkelelfen hinterlässt eine Narbewenn auch meist keine so offensichtliche."
    Jetzt liefen Julie wirklich die Tränen über die Wangen. In
ihrem Bemühen, eine Veränderung zu vermeiden war ihr genau
das Gegenteil gelungen. Ob die Narbe es Mathys schwerer
machen, würde sie zu erkennen?
Schweres Erbe
    Die Nähe ihres Waldes zauberte einen Hauch Farbe in

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