Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
nicht findest und
ohne eine Nachricht bist", sagte Ria.
Daan biss die Zähne zusammen. War die Begegnung mit
Jernichon dem Frettchen zufällig gewesen? Oder lachte der sich
die ganze Zeit ins Fäustchen über den dummen Elfen, der ohne
Nachricht dastand?
"Hast du den Minuiten gesehen?" fragte Daan.
"Nein", antwortete Ria, " Simon hat mir nur seinen Namen
gesagt." Sie hustete.
"Und wie heißt er?" fragte Daan geduldig.
"Jericho, oder so ähnlich."
*
Es klopfte, doch die Tür wurde geöffnet ohne ein `Herein´
abzuwarten.
Die Fürstin und der Fürst traten ein. Daan griff Rias Hand,
er konnte spüren wie sie sich tiefer in das Kissen drückte. Es ging
ihr nicht gut hier, und sie hatte Angst vor seinem Großvater. Und
zu Recht. Er hatte sie von Anfang an schlecht behandelt. Wut
stieg in Daan auf.
"Wie rührend. Kniest du auch einmal nicht, wenn ich dich
treffe?" fragte Iyel-Aton.
Daan erhob sich. "Willst du nicht lieber deine Wachen
rufen? Du weißt ja, wir Halbelfen sind so emotional. Nicht dass
du ungeschützt bist, wenn ich mal wieder so menschlich reagiere
auf deine Unverschämtheiten."
Großvater wurde blass und Daan lächelte in sich hinein.
Getroffen.
"Junge, ich verstehe, dass du verwirrt bist…" hub seine
Großmutter an.
"Nicht verwirrt, Großmutter, wütend. Muss ich dir eine
Lektion in menschlichen Emotionen erteilen? Es ist ganz leicht, sie
funktionieren im Prinzip wie Dunkelelfen. Was denkst du, tut ein
Dunkelelf, wenn man ihm seine schwangere Frau entführt?" sagte
er.
Nun wurde seine Großmutter blass. Daan wusste, dass er
übertrieb. Ein Mensch würde nicht gleich loslaufen und jemanden
häuten, der ihm in die Quere kam, aber die beiden mussten
endlich merken wie viel Kummer sie anderen machten.
"Es geht Ria hier nicht gut, sie muss zurück nach Tallyn.
Dort wird sie sich erholen", sagte er.
Großmutter trat einen Schritt dichter, sie war sorgfältig
zurecht gemacht und roch nach Blüten.
"Daan, du willst sie beschützen. Das wollen wir auch. Das
Kind in ihrem Bauch ist der Erbe Telemnars. Glaubst du, wir
würden das Kind gefährden?" fragte sie.
Daan wusste, sie würden auf das Kind achtgeben. Er wusste
aber auch, dass sie zum Wohle des Kindes auch die Mutter
sterben lassen würden. Und das konnte er nicht zulassen.
"Ich nehme sie mit."
"Das wirst du nicht tun." Sein Großvater stellte sich
breitbeinig vor die Tür.
"Daan, sei doch vernünftig. Je mehr beide Erblinien in dem
Kind kämpfen, umso wahrscheinlicher ist es, dass es sich spaltet
und böse wird. Wenn das Kind hier ausgetragen wird,
entscheidet es sich für eine Seite und wird nicht böse", sagte
Danimié.
"Ja, für eure. Vielleicht entscheidet es sich auch für die
Dryadenseite, wenn Ria die Schwangerschaft an der Quelle
verbringt. Dann ist das Kind auch gerettet", sagte er.
Und taugt nicht mehr als Erbe, fügte er in Gedanken hinzu.
Deshalb würden sie sie nicht gehen lassen. Aber Ria würde die
Schwangerschaft hier nicht überstehen. Das war wieder typisch
für seinen Großvater- er wollte sowieso Bamoth als Nachfolger,
gab aber ungern Trümpfe aus der Hand. Doch er, Daan, würde
nicht zulassen, dass sein Kind ein Trumpf in einem Spiel wurde.
Es hatte ein eigenes Leben verdient.
"Wenn ihr uns nicht gehen lasst, berufe ich ein Konklave auf
der vierten Ebene ein", drohte er.
Sein Großvater sackte zusammen. "Das wagst du nicht",
sagte der Fürst.
"Du glaubst ja nicht, wie ernst es mir ist."
Iyel-Aton rief nicht die Wachen, er gab einfach den Weg
frei. Seine Großmutter sah Daan nur mit traurigem Blick an und
verließ das Zimmer ohne ein weiteres Wort.
Diese Trumpfkarte konnte man nur einmal ausspielen, das
wusste Daan. Nur ein Mitglied der Herrscher- Familie konnte das
Konklave einberufen, es löste eine Überprüfung sämtlicher
Aktivitäten der Fürstenfamilie aus. Allein das Anrufen der vierten
Ebene und das Einberufen des Konklave hatten in der
Vergangenheit in drei von vier Fällen dazu geführt, dass die
vierte Ebene das herrschende Haus in Telemnar so lange
durchleuchtete, bis genug Mängel in der Führungsqualität
auftauchten, die Herrscherfamilie abgesetzt und eine andere
Familie eingesetzt wurde, unabhängig vom Streitobjekt. Allein die
Androhung kam einer Kriegserklärung gleich.
Er hatte mit seiner Familie gebrochen.
Daan nahm Rias Tasche und begann, ihre Sachen aus dem
Schrank zu zerren. Als er alles zusammen hatte, hängte er sich
den Riemen über die Schulter, fasste
Weitere Kostenlose Bücher