Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
Hämmern des
Schmieds auf dem Amboss, das Zischen der Esse, und die
Dudelei der Musiker, die unweigerlich in jeder Mittsommernacht
zum Tanz aufspielten, mischten sich mit den begeisterten Rufen
der Zuschauer bei der Jonglage und dem Brutzeln der Fasanen,
die sich fetttriefend und würzig duftend auf ihren Spießen
drehten. Mit Elfenohren war die Chance, auch nur einem dieser
Geräusche auszuweichen, gleich Null. Er seufzte.
Und Taris mauliges Gesicht machte die Sache nicht gerade
besser.
Nicht genug, das Ria auch in diesem Jahr darauf beharrte,
sie in der Mittsommernacht nicht auf die erste Ebene zu lassen,
hatte Ria ihn auch noch mit seiner Tochter allein gelassen auf dem
Fest. Angeblich, um mit Dendra am Birkenritual teilzunehmenwas auch immer das sein mochte- aber offensichtlich doch eher,
um sich vor weiterem Streit mit Tari zu drücken. Und um nicht
dabei sein zu müssen, wenn Julie ihre Seele verlor. Und das
konnte er ihr noch nicht einmal verdenken, sogar ihm ging es
ähnlich, und er neigte nicht gerade zu Gefühlsausbrüchen.
Himmel, Julie war inzwischen so kalt wie ein waschechter
Lichtelf. Dryaden waren so atemberaubend sinnliche Geschöpfe;
sich vorzustellen, wie eine von ihnen ihre Liebesfähigkeit verlor…
Vielleicht sollte er sich ein Glas Met besorgen, um all dem zu
entfliehen?
Aber nein. Er musste auf Tari achtgeben, er hatte es versprochen.
Also weiter zickende Teenager und herausgerissenen Herzen.
Daan schüttelte sich.
"Hast du was gesagt?" fragte Tari.
"Nein", antwortete Daan.
„Das wäre ja auch mal etwas Neues, dass du etwas sagst.
Vielleicht sogar meiner Mutter. ihr mal klarmachst, wie
unmöglich das ist, was sie da vorhat. Ich kann doch nicht…"
Taris Stimme verschwand in einem leisen Rauschen. Wie oft
hatte er das schon gehört? Er wusste es nicht mehr. Und dass sie
Recht hatte, machte es nicht gerade besser.
Eine Gestalt zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Wer war
die blasse dunkle Frau dort am Stand? Sie erinnerte ihn an
jemanden. Tonia, richtig, Swantjes ehemalige Gefährtin. Himmel,
sah die abgemagert aus, kein Wunder, dass er sie nicht gleich
erkannt hatte. Und ihre Augen… Geradezu unheimlich, umgeben
von dunklen Schatten und mit starrem Blick. Als ob sie etwas im
Schilde führte. Das arme Ding. Wahrscheinlich hatte die
Verbannung ihrer labilen Seele den Rest gegeben.
Sie sah in seine Richtung. Daan winkte ihr zu, erinnerte er
sich doch, wie sehr sie darunter gelitten hatte, von allen während
der Verbannung geschnitten worden zu sein. Doch Tonia winkte
nicht zurück. Vielleicht hatte sie ihn nicht gesehen? Das geschah
ihm nicht oft, die meisten Tallyner fühlten sich geehrt, wenn ´der
Elf´ sie grüßte.
Er brauchte langsam mal eine Pause, er sah ja schon
Gespenster. Ein Humpen Met? Lieber nicht; er war mit Aufpassen
dran, nicht auszudenken, wenn er die Kontrolle über sich verlor.
Und wenn er Met trank, würde er die Kontrolle verlieren, so, wie
jeder Elf.
Was blieb ihm noch? Bogenschießen auf der Übungsbahn,
das war gut. Dabei bekam er den Kopf immer frei. Aber wie er
seine Tochter kannte, würde sie sich weigern. Waffen lehnte sie
zur Zeit strikt ab.
"…das könntest du wirklich für mich tun, Papa!"
Daan nickt. "Ich rede mit ihr."
"Das sagst du immer", sagte Tari.
"Ich mache es auch. Jedes Mal. Sie hört mir bloß nicht zu",
sagte er.
Julie schob sich in sein Blickfeld. Es war noch früh, soviel er
wusste war der Zeitpunkt für die letzte Vereinigung auf das
Abendläuten angesetzt. Julie brauchte dringend etwas
Ablenkung.
"Julie!" rief er, winkte ihr zu. Sie trat an seinen Tisch.
"Hallo. Geht es euch gut?"
"Ja. Sag mal, kannst du eine Weile auf Tari aufpassen?"
fragte Daan.
Julie sah ihn mit zusammengezogenen Brauen an.
"Aufpassen? Sie ist fünfzehn."
Daan nahm Julie ein Stück beiseite. "Nur aufpassen, dass sie
sich nicht auf die erste Ebene schmuggelt. Ria ist nicht
einverstanden. Der Torwächter weiß eigentlich Bescheid, aber du
weißt ja wie Tari ist. Es ist schwer, ihr etwas abzuschlagen."
"Warum tut ihr es dann? Es ist nicht sinnvoll, sie davon
abzuhalten wenn sie es unbedingt will. Es schadet eurem
Vertrauensverhältnis", sagte Julie.
Daan seufzte. "Ich weiß." Er fuhr sich mit der Hand durch
das silbrigweiche Haar. Das hatte Tari von ihm.
"Also. Passt du jetzt auf?"
"Gern", sagte Julie. „Aber nicht zu lange, ich bin noch
verabredet."
Daan sprang erleichtert auf. "Nur für eine Viertelstunde,
ein, zwei Köcher leer
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