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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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schießen. Danke, Julie."
     
Julie sagte: "Komm, Tari."
     
Tari hob abwehrend die Hände. "Aber wag es nicht, mich an
die Hand zu nehmen", sagte sie in gespieltem Entsetzen.
"Das würde ich nie tun, für eine Fünfzehnjährige ist das
entwürdigend", antwortete Julie.
    "Oh, man, nicht einmal mehr Scherze versteht sie. Ich kann
nur hoffen, dass das gut geht heute Abend." Seufzend trottete Tari
hinter Julie her, die sich immer wieder nach ihr umsah.
    Einen Augenblick schwankte Daan noch, ob Tari in Julies
Händen gut aufgehoben war- es kam ihm vor, als würde er sie bei
seiner Großmutter lassen. Doch der Wunsch, den Kopf
freizubekommen war größer als seine Bedenken. Was konnte
schon schiefgehen? Julie war einer der wenigen Menschen, die
Tari als Freundin bezeichnete, geradeso, als würde sie nicht die
veränderte Julie, sondern die Julie dahinter sehen. Streiten
würden die beiden wohl nicht. Er griff seinen Köcher, schulterte
ihn wieder und machte sich auf dem Weg.
*
Endlich war der verdammte Elf allein. Und er kam auf sie
zu.
    Ihr auch noch zuzuwinken war ja wohl der Gipfel der
Unverfrorenheit- nach allem, was er und seine beiden dämlichen
Gefährten ihr angetan hatten. Was erwartete er, dass sie
zurückwinkte?
    Und seine Brut war noch schlimmer; jedes Mal, wenn sie
das Kind ansah, lief ihr ein Schauer über den Rücken: altklug und
widerwärtig hellsichtig, fast als habe das kleine Biest Mitleid mit
ihr. Mit ihr! Der Herrin über die Gedanken ihres spitzohrigen
Vaters. Jedenfalls, wenn der Dolch sie oder ihn nicht vorher
umbrachte.
Tonia fasste die Waffe fester und ging ihm entgegen.
     
*
    Julie schwebte, frei und sicher. Die Kirschen waren rot und
reif; sie pflückte eine Handvoll und ließ sich zu Tari herabsinken,
hielt ihr die Früchte entgegen.
    "Willst du?" fragte Julie.
Tari sah sich nach allen Seiten um.
    Sie waren recht weit in den Wald hineingegangen, vielleicht
machte das ihrer kleinen Freundin Angst? Nein. Das war nicht
logisch. Sie war zu einem Teil Baumfrau. In jedem Wald der Welt
würde sie sich gut fühlen.
Dann schaffte Tari etwas, das schon länger niemandem
geglückt war: sie verblüffte Julie.
    "Ich hol´ mir selbst welche." Mit einem sanften Schwung
hob sie sich in die Luft, einen leichten Vanilleduft verbreitend,
und schwebte zur Baumkrone empor, hoch und höher. Ganz
oben, dort, wo die Früchte besonders viel Sonne abbekamen,
sammelte sie ihr Leibchen voll ohne auch nur zu wackeln und
schwebte freihändig wieder zu Boden.
Julie starrte Tari an.
     
"Willst du?" fragte Tari. Sie sah auf die Kirschen in Julies
Hand. „Oh, du hast noch."
    "Du schwebst hervorragend- ohne die Hände zum Balance –
Halten einzusetzen, kann ich das nicht einmal“, sagte Julie.
„Deine Eltern müssen furchtbar stolz auf dich sein."
Tari spuckte einen Kern gegen den Stamm des
     
Kirschbaumes.
    "Sie wissen es nicht."
"Warum nicht?" fragte Julie.
    "Es macht ihnen Angst. Jedes Mal, wenn ich Magie
anwende, gucken sie erschreckt, so, als ob es etwas
Unanständiges ist. Dabei wirken sie selber Magie. Ich glaube, sie
wollen nicht, dass ich mächtig werde."
"Warum nicht?" fragte Julie noch einmal.
     
"Weil Anouk mich dann töten lässt. Jedenfalls, wenn ich
böse werde", sagte Tari.
     
"Das glaube ich nicht. Von wem hast du denn das?"
Tari seufzte. "Es ist wahr, glaub mir. Ich habe es in Anouks
Kopf gesehen."
     
"Du warst in ihrem Kopf?" flüsterte Julie. "Aber der ist
gesichert."
    "Nicht, wenn man weiß wo man hintreten darf. Ich stelle
mir ihren Kopf als ein Wegenetz vor. Die erlaubten Wege sind
grün, die anderen blau. Dann ist es ganz einfach. Als sei der Pfad
für mich gemacht."
    Julie erinnerte sich zurück an ihre Nacht in der Höhle. Dort
hatte es Pfade gegeben, die nur für sie selbst sichtbar waren, alle
anderen Anwärterinnen sahen damals andere Pfade. Ähnlich
musste es hier sein. Wie beeindruckend.
    "Kannst du es mir beibringen?" fragte sie Tari.
"Ja, aber nicht jetzt. Es passiert etwas; wir müssen zurück."
"Was passiert denn?" fragte Julie.
"Kann ich dir nicht sagen. Sonst bringst du etwas
durcheinander und dann geht alles schief."
     
Julie spürte, wie sie ein ungewohntes Gefühl überkam. Sie
lachte.
     
Tari starrte sie an.
     
"Das ist gut. Wirklich gut“, sagte sie. “Komm, wir müssen
los."
     
*
    Tonia schubste einen Zuschauer aus der Menge vor dem
Jongleur so heftig, dass er gegen Daan prallte. Der Winkel war
gut gewählt, niemand hatte sie beobachtet.
    Wie erwartet griff der

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