Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
seines
Gegenübers.
„Und ich bin ein Teil des Fürstenhauses, wer mich beleidigt, beleidigt
den obersten Herrscher der Elfen. Musste ich dich darauf nicht
aufmerksam machen?“
Iyel- Aton zog eine Augenbraue hoch und lehnte sich zurück.
„Du hast dich schon immer herauszureden gewusst; sicher das Erbe
deiner Mutter.“
Daan spürte wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Dieses Mal
entspannte er die Hände nicht, als sie sich von selbst ballten. Doch er
bekam keine Gelegenheit zu einer Antwort, der Fürst sprach bereits
weiter:
„Nehmen wir mal an, die Minuiten kämen noch“ - der Fürst sah ihm
direkt ins Gesicht und lächelte boshaft, als er zusammenzuckte- „und
nehmen wir zusätzlich an, ich ließe dich gewähren. Wärest du dir ganz
sicher, dass ihr, du und diese - Ria- füreinander bestimmt seid?“
Daan zögerte keinen Augenblick.
„Todsicher!“ sagte er bestimmt.
„Dann hast du wohl nichts dagegen, ein, zwei kleine Bedingungen
anzunehmen. Du weißt, dass die eine Macht euch zusammenführen
wird, wenn ihr füreinander bestimmt seid. Aber sollte irgendetwas
schief gehen, sollte die Macht eure Verbindung nicht anerkennen, wirst
du zugunsten von Bamoth auf den Thron verzichten.“
Daan sog scharf die Luft ein, das war eindeutig Erpressung. Obwohl er
am Liebsten aus dem Driamar gestürmt wäre, blieb ihm keine Wahl.
Eine beschämende Vorstellung, dass dieser bösartige alte Mann sein
Großvater war.
„Einverstanden“ presste er hervor.
„Und…“ Iyel- Aton lehnte sich bequem zurück „du wirst nach Telemnar
zurückkehren und deine Baumfrau nicht wieder sehen; keine normale
Hochzeit, keine Liebelei, gar nichts! Zumal ihr dann kaum noch etwas
füreinander empfinden dürftet.“
Daan trat unwillkürlich einen großen Schritt auf den Herrscher zu. Am
liebsten hätte er den Alten an seinem dürren Hals gewürgt, bis er still
war. Himmel, wie tief war er gesunken, dass ihn solche Gefühle
übermannten? Er atmete tief durch, blieb gleich wieder stehen. So
würde er nicht weiterkommen; Iyel-Aton legte es doch nur darauf an
ihn zu provozieren, um seine Verbindung mit einer Baumfrau zu
verhindern. Die vordersten Elfengardisten schoben ihre Speere
zwischen ihn und Iyel- Aton.
„Dieser Bedingung werde ich nicht zustimmen! Meinetwegen soll über
das Elfenreich herrschen, wer dir am häufigsten die Stiefel leckt, aber
Ria und meine Freunde werde ich nie verlassen.“
Das Gesicht seines Großvaters fror unter einem Lächeln zu wie ein See
im Winter.
„Ich wusste doch, dass du dir nicht sicher bist.“
„Das bin ich wohl, ich will nur nicht…“, sagte Daan.
„Schluss mit dem Gejammer, entscheide dich. Nimmst du die
Bedingungen an, oder soll ich mich wieder auf den Weg machen?“
Daans Schultern sanken erneut nach unten, er hatte das Gefühl eine
Zentnerlast zu schleppen. Sein Blick schweifte zu dem Spalt zwischen
den Blütenblättern, der das Fenster ersetzte, die Sonne verriet ihm wie
viel Zeit schon vergangen war. Daan schaute zurück zum Vater seines
Vaters, betrachtete einen Moment das überhebliche Grinsen und gab
endlich eine Antwort.
„Ich nehme die Bedingungen an- ich bin mir sicher, dass Ria die
Richtige ist.“
Iyel- Aton erhob sich von seinem Thron und wandte sich ab.
„Dann wird der heutige Abend nicht nur für dich von Bedeutung sein,
sondern auch für das Volk der Elfen. Wenn deine Liebe nicht die
Anforderungen des ewigen Bundes erfüllt, wird Bamoth herrschen. Du
kannst gehen.“
Dunkle Gefühle
Die modrig-feuchten Steinwände warfen ein schmatzendes Echo des
rhythmischen Klatschens in den finsteren Raum. Der Vogt kniete vor
einem halbzerfallenen Tischchen, die Kutte bis zu den Hüften
heruntergelassen und betrachtete sein Werk in dem schmiedeeisernen
mannshohen Spiegel, den er schon seit zweihundert Jahren benutzte.
Seine Wirbelsäule stach scharf aus dem mehligen, mit blutigen Striemen
durchsetzten Weiß des schmalen Rückens hervor, als warte sie nur
darauf, die gespannte Haut endlich zu zerreißen. Gänsehaut zeigte sich
schon seit einer Stunde nicht mehr, das Schlagen mit der Lederpeitsche
war anstrengend. Die ersten Fledermäuse zischten am zerbrochenen
Buntglasfenster vorbei; er musste jetzt eine Pause einlegen. Sein
Informant würde gleich erscheinen.
Es war dem Vogt zuwider gewesen, den neuen Informanten freundlich
für sich zu gewinnen, aber er hatte es auf die sanfte Tour machen
müssen. Der Kampf um den Platz des Hüters hatte viele
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