Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
auch nur eine Silbe verwechselt aber sie konnte verstehen, dass so etwas wie der ewige Bund
perfekt vorbereitet sein musste.
Die Blume von Ria und Daan war deutlich kleiner als die des
Versammlungshauses, aber der Mechanismus war der Gleiche.
Kaum hatte Ria die Pfeife an die Lippen gesetzt und den ersten
Ton entweichen lassen, begannen die Blätter gemächlich, sich zu
öffnen. Die Freundinnen fanden sich schnell zurecht, denn der
Hauptraum war zugleich das einzige Zimmer. Eine große
Doppelmatratze lag direkt auf dem Boden, kleine Sitzkissen
zierten den Raum. Es gab keine Stühle, aber netzartige
Hängematten, die mit Seilen befestigt waren, sodass man sein
Hab und Gut darin unterbringen konnte.
Julie breitete Rias Kleid auf dem Bett aus und betrachtete es
verträumt. Zarteste Elfenseide floss wie Mondschein über den
Rand der Matratze, winzige Kristallkügelchen an Saum und
Ärmeln fingen das Licht der Pollen ein, die auch in dieser Blüte
schwebend für Helligkeit sorgten. Ria schlüpfte in das traumhafte
Gewand, das ihre schmale Taille betonte und ließ sich von Julie
die komplizierten Schnürungen am Rücken und an der Seite
schließen. Dieses Kleid war nicht dazu bestimmt, jeden Tag
getragen zu werden, soviel war sicher.
„Bist du soweit?“ fragte Ria. „Dann lass uns jetzt die Worte des
Bundes wiederholen“
„Moment.“ Julie kramte in der Tasche ihrer Reisekleidung und
zog ein verknittertes Pergament hervor. Sie strich es glatt und
nickte. „Kann losgehen.“
„Ich schließe mit dir…“ begann Ria.
„den ewigen Bund“ übernahm Julie Daans Part. Anfangs hatte sie
sich etwas Sorgen gemacht, ob es irgendwelche Auswirkungen
haben könnte, wenn sie das Ritual nachsprach, aber Anouk hatte
sie beruhigt. Ohne die Einwilligung der einen Macht und das
Ewigkeitsband waren es nur Worte.
„denn unsere Seelen“ fuhr Ria fort.
„Gehören zusammen“
„die Zeit hat keine Macht“
„Noch der Tod“
„denn du bist mir bestimmt“
„Ich schließe mit dir…“ sagte Julie.
„den ewigen Bund“ schloss Ria.
Julie schüttelte sich kurz. Auch wenn es nur Worte waren- sie
fühlte sich jedes Mal bis ins Mark erschüttert, wenn sie die Formel
sprach.
Ein gedämpftes Pochen erklang. Julie brauchte einen Moment bis
sie merkte, dass dieses Geräusch in den Blütenhäusern ein
Klopfen bedeutete. Ria rief „Herein“.
Wie von unsichtbarer Hand geleitet öffnete sich die Blüte und
Mathys trat durch die Tür. Er war schon umgezogen; jetzt trug er
statt der üblichen Tuchhosen ein helles Beinkleid aus Wildleder
und ein passendes, an der Brust geschnürtes Hemd aus
demselben Material. Die wirren Locken, die Julie so liebte, hatten
sich allen Bändigungsversuchen entzogen und sahen genauso
frech aus wie immer. Julie wurde es ganz warm ums Herz bei
Mathys Anblick. Ob sich zwischen ihnen alles wieder einrenkte?
Es konnte doch nicht so enden, oder doch? Das Herz wurde ihr
schwer bei dem Gedanken ihn zu verlieren. Mathys sagte nur
einen Satz, doch der ließ die Mädchen aufspringen.
*
„Der Bote ist da, die Elfen kommen gleich durch das Waldportal!“
„Meine Güte, ich muss mich noch umziehen!“
Julie wartete einen Moment, doch Mathys machte keine Anstalten zu
gehen. Hieß das, er hatte ihr verziehen? Julie formte einen Ball aus einer
der Schutzstoffbahnen von Rias Kleid und warf ihm den an den Kopf.
„Raus mit dir!“
„Ich geh ja schon. Immer wenn es spannend wird…“ maulte Mathys
und schlich mit übertrieben hängendem Kopf aus dem Zimmer.
Julies Herz klopfte zum Zerspringen. Was für ein Glück, das er nicht
nachtragend war. Sie wollte ihm nachlaufen, sich an seinen Hals
hängen, ihre Wange in der Kuhle an seiner Schulter vergraben, ihn
spüren, bis nichts mehr zwischen ihnen stand. Wenn sie erst in Ruhe mit
ihm reden konnte, würden sie sicher bald zu der Unbeschwertheit
zurückkehren können, die vor dem Streit im Drachenbach geherrscht
hatte.
Nachdem die Blüte wieder geschlossen war, konnte Julie sein
gedämpftes Gelächter hören. Es musste einfach alles wieder gut werden
zwischen ihnen, sonst würde sie wahnsinnig werden.
Heute nach der Feier würde sie noch einmal mit ihm reden.
Der Fürst der Elfen
Julie entkleidete sich so schnell sie konnte und schlüpfte in das
bereitgelegte Gewand. Es war in ihrer Lieblingsfarbe, einem tiefen
Waldgrün, gehalten. Das cremefarbene Unterkleid hatte eng anliegende
Ärmel, die unter dem kurzen Saum des ton in ton
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