Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
bestickten
Trompetenärmels hervorlugten. Der Rock war schlicht und schmal
gehalten, reiten konnte man damit sicher nicht. Hastig fuhr sie sich mit
dem Hornkamm durch die langen Haare und steckte sie mit einer
silbernen Spange hoch. Sie stellte sich an die Tür des Driamarn und
wartete.
„Kann ich so gehen?“ fragte Ria, die immer noch an ihrer Frisur
herumnestelte.
Julie seufzte. „Ria, du musst dich beeilen.“
„Ich weiß, aber ich bin so nervös. Ich werde nie so elegant aussehen wie
eine Elfe“ sagte Ria.
„Das musst du auch nicht, er liebt dich so wie du bist, und jetzt komm
endlich.“
„Ich gehe erst, wenn es perfekt ist. Der erste Eindruck ist der
Wichtigste“, sagte Ria.
„Himmel, du bist perfekt.“
„Sieh´ noch ein Mal nach, ob alles in Ordnung ist, dann gehen wir, ja?“
flehte Ria.
Julie schaute ein letztes Mal aufmerksam an ihrer Freundin auf und ab
und fand tatsächlich einen Fussel, den die Näherin übersehen hatte.
Unter dem Perlennetz über dem geflochtenen Haarknoten wirkte Rias
zartes Gesicht beinahe kindlich; das Kleid gab ihr einen Charme, der
nicht mal durch eine Elfe zu übertreffen war. Jedenfalls glaubte Julie
das, denn bisher hatte sie von den Elfen nur Daan kennen gelernt, und
der war ein Halbelf. Dann nickte sie.
„Du bist wahrhaftig das schönste Geschöpf, das ich je gesehen habe!“
Erleichtert atmete Ria aus.
„Hoffen wir, dass der Fürst das auch so sieht. Lass uns gehen, Daan hat
gesagt sein Großvater hasst Unpünktlichkeit“
Als sie aus der Blüte traten, war weit und breit niemand zu sehen. Es
hatte lange keine Elfen mehr in Aßlar gegeben, keiner wollte auch nur
einen Moment ihres Aufenthaltes hier verpassen.
Mit den Kleidern konnten Julie und Ria nicht so schnell laufen.
„Ach herrje, beeil dich Julie!“ keuchte Ria.
Außer Atem und leicht zerzaust kamen sie zum Ring der Steine, der das
Tor zu den anderen Ebenen markierte. Sie waren eindeutig zu spät dran.
Die bisher eingetroffenen Festteilnehmer standen um den Steinkreis
herum. Der Elfenfürst, seine Frau, die Leibwache und sein gesamter
Hofstaat starrten genervt auf die Baumfrau. Julie suchte eine
Ähnlichkeit zu Daan im Gesicht des Fürsten, aber die steinerne Miene
unter dem weißen Haar hatte fremde, fast harte Züge. Daans
Großmutter, eine durchscheinende Schönheit mit ausnehmend spitzen
Ohren, hielt sich einen Schritt hinter ihrem Mann. Auch sie sah Daan
nicht unbedingt ähnlich, aber in ihren Augen fand Julie einen Ausdruck
wieder, den sie auch von Daan in manchen Augenblicken zu kennen
meinte.
Daan selbst, in grausilberne Elfenseide gewandet, hielt ein Tuch in den
Händen, das er unablässig drehte als wolle er es auswringen. Er warf
einen Blick zwischen Ria und seinem Großvater hin und her. Alle
Augen waren auf Ria und Julie gerichtet.
„Na-atil, Harath!“ sagte Ria mit einer leichten Verbeugung, wie sie es oft
geübt hatte.
Der Fürst ließ sich lange Zeit mit der Antwort.
Nur einer wagte es die Totenstille zu durchbrechen, bevor der Fürst
etwas gesagt hatte. Der Elfengardist rechts hinter dem Fürsten, ein
dunkelhaariger Elf, der beinahe zu gut aussah mit der perfekten Nase
und der hohen Stirn, flüsterte laut genug, dass es jeder hören konnte:
“Einer Elfenfrau wäre das nicht passiert.“
Ria zuckte zusammen. Daan funkelte den anderen wütend an. Als der
Fürst sich endlich zu Wort meldete, galt seine Begrüßung nicht Ria,
sondern allen.
„Da wir nun endlich alle da sind, erkläre ich die Bundfeier offiziell für
eröffnet.“ Er wandte sich an Daan.
„Du kommst in mein Driamar.“
Iyel- Aton wandte sich ab und ging in Richtung Siedlung davon, den
gesamten Hofstaat und die Elfengarde im Schlepptau.
Kaum das Iyel- Aton außer Sicht war stürzte Ria auf Daan zu.
„Es tut mir so leid!“
„Es ist nicht deine Schuld, ich hätte dir früher Bescheid geben lassen
müssen. Ich weiß ja, wie er ist“ antwortete Daan.
Eine vereinzelte Träne lief Rias Wange herunter und versickerte in der
zarten Stickerei ihres Oberteils. Daan wischte mit dem gekneteten Tuch
die nächste Träne weg.
„Mach dir keine Sorgen, es wird schon alles gut. Du siehst wunderschön
aus.“
Ria lächelte durch die Tränen und lehnte sich leicht an Daan.
„Wer war denn der Fiesling mit den dunklen Haaren?“ fragte Mathys,
der sich inzwischen neben Julie gestellt hatte.
„Das war mein lieber Cousin Bamoth. Wenn ich sterbe oder in Ungnade
falle, dann ist er
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