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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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sie.
Daan lächelte gequält.
„Alles in Ordnung, war nur anstrengend mit dem alten Herrn“,
erwiderte er.
    Ria runzelte die Stirn, gab sich dann aber mit der Erklärung zufrieden.
Sie hatte sich gerade bei Daan eingehakt, als Julies aufgeregte Rufe
erschallten.
„Die Minuiten sind angekommen, die Minuiten, sie sind endlich da!“
     
*
    Chris hatte sich extra umgezogen; er wusste, wie geruchsempfindlich
Nereide und die anderen Aquilani waren. Es war nicht nur die
Höflichkeit, die ihn dazu bewogen hatte; Nereides Weissagungen waren
deutlich besser, wenn sie sich gut konzentrieren konnte. Chris begann,
mit dem Fuß zu wippen und lauschte dem gedämpften dsch, dsch,
welches seine Ledersohlen auf dem Blütenboden machten. Dieses
Driamar war türkisblau, als wollte die Blume den Aquilani wenigstens
bekannte Farben bieten, wenn sie schon nicht in ihrem Element sein
konnten.
    Mit einem kaum hörbaren Rascheln öffnete sich ein Spalt zwischen den
hinteren Blättern und Nereide trat heraus. Das enge Kleid schillerte in
Grün- und Blautönen. Ihre füllig hochgesteckten, silbrig schimmernden
Haare ließen keinen Zweifel daran, dass die Aquilani ursprünglich zu
den Elfen gehört hatten, bevor sie freiwillig ins Exil gegangen waren.
Selbst an der Luft waren Nereides Bewegungen weich und fließend. Ihr
Gesicht war noch blasser als gewöhnlich, denn der Preis für ein
ungestörtes Leben unter Wasser war hoch gewesen. Jeder Atemzug an
der Luft bereitete ihr, wie allen ausgewachsenen Mitgliedern ihres
Volkes, Schmerzen. Chris verbeugte sich tief.
„Na-atil, Herrin der See.“
     
„Na-atil, Chris vom Rat. Du kennst mich, ich werde nicht viel sprechen,
dann muss ich nicht so oft Atmen.“
    Chris nickte verständnisvoll.
„Was ist dein Begehr?“
    „Mir scheint, dass sich dunkle Wolken über Tallyn zusammenbrauen.
Sicher, die Hüterin ist gefunden, der Vogt vorerst besiegt. Aber die
Zeichen für großes Unglück mehren sich. Deine Weissagungen sind die
genauesten. Kannst du mir die nächsten Schritte des Schicksals vorab
deuten?“ bat Chris.
„Du wirst dafür mit einer Erinnerung bezahlen müssen, du kennst die
Regeln“ flüsterte Nereide.
    Jetzt war es Chris, der blass wurde. Doch er wusste, ohne eine
Erinnerung zu opfern war nicht einmal ein Blick in die nahe Zukunft
möglich, also nickte er.
„Ich bin bereit.“
    Nereide legte Chris die schmalen bleichen Finger an die Schläfen. Sie
waren überraschend warm. Er fühlte noch, wie ihm die Knie
wegsackten, dann wurde es dunkel.
    Als Chris die Augen wieder öffnete, blickte er direkt in die rätselhaften
seegrünen Augen von Nereide. Ein seltsamer Ausdruck stand darin;
war es Mitleid? Er setzte sich auf und rieb sich den schmerzenden
Nacken.
„Und, was hast du herausgefunden?“ fragte Chris.
     
Ihre Antwort war kurz, wie angekündigt.
     
„Tod. Einer, den du kennst, wird sterben. Bald. Wenn du es verhinderst,
werden viele sterben- irgendwann.“
     
*
    Die Prozession schritt feierlich auf dem staubtrockenen Weg dahin. Die
letzten tanzenden Sonnenfetzen huschten über den Boden wie
Zugvögel, die Angst haben, ihren Schwarm zu verlieren. Das Wasser
zur Rechten war unbewegt. Ob der Fluss an dieser Stelle wohl auch Loy
hieß?
    Julie nahm sich vor, Mathys danach zu fragen, aber da der erste Teil der
Zeremonie vorsah, in feierlicher Stille den Wald zu umrunden, blieb das
Gewässer vorerst einfach der Fluss in ihren Gedanken. Eine warme
Hand tastete nach Julies kühleren Fingern; ihr Herz begann vor
Aufregung zu flattern. Das war noch etwas, dass Julie an Mathys liebteer hatte fast immer warme Hände. Mathys beugte sich sachte ganz dicht
an Julie heran und flüsterte nahezu tonlos durch das wirre Kribbeln,
dass er auf ihrer Haut hervorrief: „Schön hier, hm?“
    Julie nickte und legte für einen Atemzug ihren Kopf auf Mathys
Schulter. Doch Elfen haben feine Ohren; Bamoth, der vor den beiden
ging, drehte sich mit einem Ruck um und warf ihnen einen bösen Blick
zu. Julie fuhr hoch und ging so gerade wie möglich weiter; sie verkniff
sich ein Kichern. Es war heute schon peinlich genug gewesen, sie wollte
Ria auf keinen Fall die Feier verderben.
    Schließlich war der Wald umrundet, die Spitze der Prozession trat auf
die breite steinerne Brücke, die mit ihren drei lehmfarbenen gemauerten
Bögen mehr als stabil aussah. Der Rest des Umzuges schob sich
hinterher, und endlich setzte auch Julie einen Fuß auf den Steig.
    Einen Herzschlag lang schien die Welt ihr zu

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