Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
der nächste in der Thronfolge.“
Mathys sog scharf die Luft ein.
„Der Bamoth?“
Daan nickte. Julie schluckte. Sie hatte nicht direkt durch Daan von
Bamoth gehört; sie kannte Daans Cousin nur aus Rias Erzählungen.
Bamoth und seine Eltern gehörten den Hedon elandilih an. Diese
Vereinigung von Hochelfen hasste Elfen, die sich rassenfremd paarten.
Sie und ihre Angehörigen wurden als Dhaew, als Verräter bezeichnet,
ihre Abkömmlinge als Trand, was so viel wie Unrat bedeutet. Bamoth
hatte früh mit der harten Ausbildung zum Gardeelf begonnen; die
Gardeelfen galten als unbesiegbar, denn es gab keine Situation im
wirklichen Leben, die die Übungen im Trainingslager an Härte übertraf.
Nur einer von vier Anwärtern schaffte die ersten zwölf Jahre, die als
Bewährungszeit angesehen wurden, obwohl sich alle gründlich
vorbereiteten und aus den vornehmsten Familien stammten. Bamoth
war einer der Besten gewesen und hatte sich im Laufe der Zeit zu IyelAton Lwynns Leibgardisten und Berater hochgearbeitet. Die
schreckliche gezackte Narbe auf Daans Rücken zeugte noch immer von
einem Übungskampf, zu dem Bamoth ihn als Kind genötigt hatte. Der
Cousin, damals schon rücksichtslos, hatte ihn schwer verletzt.
Julie wunderte sich, wie Daan so ruhig bleiben konnte.
„Ich muss jetzt gehen- wie schon gesagt, er wartet nicht gerne“, sagte
Daan. Er drückte Ria einen Kuss auf die Stirn.
„Verärgere du ihn nicht auch noch, du weißt, was davon abhängt“,
sagte Ria bedrückt.
Daan nickte nur und machte sich auf den Weg zum Driamar seines
Großvaters.
*
Der Fürst wartete bereits. Mitten in der riesigen Blüte, die sowohl Platz
für die Fürstenfamilie als auch für die Gardisten und den Hofstaat bot,
stand ein Thron, ein Koloss aus dunklem Eichenholz. Die
samtbeschlagene Sitzfläche wurde durch den schmalen Körper des
Fürsten nicht ausgefüllt, trotzdem saß er aufgerichtet in der Mitte, als sei
der Stuhl zu eng. Daan sah sechs Wachen im Hauptraum, alles
Elfengardisten, das entsprach dem Protokoll für den Schutz des
Herrschers in Friedenszeiten, wie er wusste. Er kannte keinen der
Wächter, Bamoth war glücklicherweise nirgends zu sehen.
Daan neigte den Kopf und begrüßte den Fürsten zum zweiten Mal an
diesem Tag.
„Na-atil, Großvater!“
„Bist du nicht einmal in der Lage, deiner Gespielin die einfachsten
Regeln des Anstandes beizubringen?“
Der alte Elf sprach nicht laut, aber sein Tonfall ging Daan durch Mark
und Bein. Was für eine Unverschämtheit, aber er hatte Ria versprochen
es nicht noch schlimmer zu machen.
„Der Vorfall tut mir leid- ich hatte sie falsch instruiert.“ Daan senkte
kurz den Blick, hob ihn jedoch schnell wieder.
„Bei allem Respekt muss ich dich allerdings bitten, sie nicht `Gespielin`
zu nennen.“
Iyel-Aton lachte geringschätzig.
Daan spürte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten. Einer der
Wächter starrte ihn forschend an und begann unruhig zu scharren.
Daan rang mit sich, dann atmete er durch, entspannte die Hände und
begann erneut zu sprechen.
„Sicher ist dir bewusst, dass es sich bei diesem Wort um eine ernste
Beleidigung handelt. Ria ist meine Bundpartnerin, und du wirst ihrFürst hin oder her- den nötigen Respekt erweisen.“
Die Wachen kamen alle gleichzeitig näher und packten ihn; die ganze
Aktion dauerte gerade so lange wie ein Lidschlag. Eiserne Griffe
fixierten ihn an Armen, Beinen und im Nacken. Der Wächter im Nacken
brüllte ihn an: “Sprich´ nicht so mit dem Fürsten, Elandilih!“
Daan wurde unsanft zu Boden geworfen. Die anderen Wächter gingen
geschickt mit in die Knie, überall am Körper spürte er den harten Druck
ihrer muskelbepackten Schenkel, die ihm das Aufstehen unmöglich
machten.
Einen Moment lang ließ der Fürst die Wächter gewähren, dann winkte
er kurz mit der Hand und die Gardisten ließen los.
Daan sprang wieder auf die Füße und klopfte fluchend seine Hose ab.
Iyel- Aton blickte auf seine gepflegten Hände, die ruhig im Schoß
aufeinander lagen. Dann lächelte er, doch das Lächeln erreichte seine
Augen nicht.
„Noch habe ich nicht zugestimmt!“
Daans Schultern sackten herunter; um zu verhindern, dass der Fürst die
Wut in seinen Augen aufblitzen sah, senkte er den Kopf.
„Ich wollte nicht respektlos scheinen, aber ich will sie zur Gefährtin
nehmen und damit ist ihre Ehre auch meine Ehre.“
Daan zögerte, dann schaute er offen und direkt in das Gesicht
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