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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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öffnete ihre schwere Zimmertür
an der kunstvoll geschmiedeten Klinke. Die Tür war nicht
verschlossen. Das war nicht nötig, sie war durch Magie gegen
unbefugtes Eindringen geschützt. Im Gegensatz zu früher im Zelt
konnte Julie inzwischen gut genug zaubern, um den Türschutz zu
verändern wenn sie Besuch empfangen wollte.
    Ihre Bündel lagen schon geschnürt auf der bestickten
Damastdecke, auch die Satteltaschen standen prall gefüllt vor
dem Bett bereit. Zitternd zog sie die nasse Hose aus, rieb sich mit
einem Tuch die Beine trocken, bis ihr die Haut brannte und
schlüpfte in ihr Reisegewand.
    Um nicht an Mathys denken zu müssen, zwang sie ihre Gedanken
noch einmal zu dem Ritual, doch obwohl Tallyns Wohl und Wehe
von dem Spiralritt im Nebelfeld abhing, war sie neugieriger auf
den danach geplanten Ritt nach Aßlar.
    Wie viele Sterbliche aus der ersten Ebene hatten die Elfenstadt
schon zu Gesicht bekommen? Vermutlich nicht viele. In welcher
Art von Häusern wohnten die Elfen? Würde sie selbst in einem
echten Elfenhaus wohnen oder in einem Gästehaus? Selbst der
Rat hatte ihnen nicht genau sagen können, wie die Unterbringung
in Aßlar sein würde. Und waren alle Elfen so wie Daan,
melancholisch und beherrscht? Wie viele Elfen würde sie
überhaupt kennenlernen? Seit der Vogt vor einigen
Jahrhunderten die Macht über das Pendel erlangt hatte und die
Welt im Mittelalter in Chaos und Düsternis versank, hatten sich
die Elfen in die dritte Ebene zurückgezogen und nur einen
Repräsentanten dagelassen, um die Botschaft zu verwalten. Und
dieser war nicht einmal ein Elf, sondern nur ein Mensch. Aber
zum Bundschluss mussten doch welche kommen?
    Auf dem Hof war das erste Hufgetrappel zu hören. Sie musste
sich sputen. Julie sah sich suchend um- wo hatte sie nur ihre
Zundertasche hingelegt? Sie brauchte die Tasche nicht oft. In ihrer
Kammer brannte beständig ein heimeliges Feuer im Kamin; durch
den guten Abzug war die Luft trotzdem rauchfrei. Jetzt war das
Feuer allerdings aus; als Julie sich bückte um unter das Bett zu
sehen, schob sich ihr Oberteil am Rücken etwas hoch und sofort
erschien ein schmaler Streifen Gänsehaut an der Stelle.
„Brrr, das ist ja heute frisch, wo ist denn dieses…“
    Ein energisches Hämmern an den Türbohlen ließ Julie
hochfahren, sie rumste mit dem Kopf von unten gegen die
Bettkante.
„Au, verd…“- Julie kroch vollends unter dem Bett hervor und
richtete sich auf.
    „Wer ist denn da?“
„Chris“ kam es gedämpft durch die Tür.
„Komm rein“ rief Julie.
    Die Tür öffnete sich ein Stück und Chris steckte seinen Kopf
durch den Spalt. Wie üblich trug er die langen Haare zu einem
Zopf gebunden, damit sie ihm nicht in sein schmales Gesicht
fielen.
    „Julie, wo warst du denn so lange? Ich bin schon das vierte Mal
hier. Anouk will dich unten in den Gewölbekammern sehen, es
gibt vor der Abreise noch etwas Wichtiges zu besprechen. Sofort“
sagte Chris.
    Julie rieb sich den Hinterkopf und sprang auf, das
Zundertäschchen war vergessen. Zu Anouks Kammer war sie
schon so oft gegangen, dass sie im Schlaf hingefunden hätte, aber
in den Gewölbekammern war sie noch nie gewesen.
„Ist gut, ich komme schon.“
    Julie folgte Chris durch die Gänge. Nach wenigen Schritten war
sie froh, in ihm einen kundigen Führer zu haben, mit einer
einfachen Beschreibung hätte sie sich hoffnungslos verirrt. Julie
hatte nicht gewusst, dass die Burg so groß war. Gang um Gang,
Abbiegung um Abbiegung schien das Licht sich immer mehr
zurückzuziehen, bis selbst die Fackeln in den Haltern nur noch
direkt um sich herum schimmernde Licht-Hauben trugen, man
aber den Boden vor den Füßen nicht mehr sehen konnte. Weiße
Kristalle überwucherten die inzwischen schon leicht feucht
wirkenden Steinquader, und dem Gefälle nach zu urteilen ging es
immer noch bergab.
    Julie lief ein Frösteln den Rücken hinunter- diese Gänge waren
alt, uralt. Ein kleines Tier huschte gegen ihren Fuß und quiekte.
Mit einem Satz sprang Julie in die Höhe. Chris lachte.
    „Die sind harmlos!“
„Ich weiß, ich hab´ doch keine Angst vor Ratten, ich habe mich
nur erschreckt“ sagte Julie.
    Das war nicht geschwindelt, Julies Nerven waren durch die
frostige Umgebung so angespannt, dass sie auch das plötzliche
Auftauchen eines geflügelten Frosches erschreckt hätte, und das
waren immerhin ihre Lieblingstiere. Chris blieb vor einer Tür
stehen. Sie war mit verschlungenen Symbolen bedeckt, die in das
Holz der Bohlen

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