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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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wir
auf euch gewartet haben. Obwohl ich nichts davon zu
verantworten habe, tut es mir leid. Ich wünschte, sie hätten
anders gehandelt", sagte Duve.
    Julie besah sich ihre Finger auf dem Sattelknauf. Es war ihr
inzwischen furchtbar peinlich, dass sie Duve, ihre Retterin, für all
das Geschehene hatte verantwortlich machen wollen,
    "Ich auch. Und ich habe zu danken. Ohne dich würde ich auf dem
Grund des schwarzen Armes vermodern."
    Julie öffnete die Arme und Duve nahm das Angebot an. Die
beiden Frauen drückten sich kurz, aber fest. Dann stieg Duve
hinter Chiara auf das Pferd
"Passt auf euch auf", sagte Julie.
    "Pass du lieber auf. Ich reite ins Paradies, du in den
Wolfsschrund…", sagte Duve lächelnd, doch ihre Augen blieben
ernst. Sie hatte wohl zuviel erlebt, um eine Gefahr nicht ernst zu
nehmen.
    "Soll ich nicht doch lieber bei Duve und …"
"Leo!" riefen Julie und Duve gleichzeitig.
"Schon gut, ich dachte nur", maulte der Gager.
    Julie gönnte sich einen Augenblick, in dem sie Duve und Chiara
auf dem Weg nach Aßlar nachsah, dann wendete sie ihr Pferd
und preschte in die entgegengesetzte Richtung.
"Auf zu den Wölfen!" rief sie.
    Julie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber auf seine Art
wirkte der Wolfsschrund so gefährlich wie das Land der Minuiten
öde. Leo war nicht der Einzige, der sich beim Ritt auf dem
Geröllfeld durch die hallenden Felsriesen immer wieder umsah.
Blau schnaubte unruhig, und obwohl Juli Go fest im Griff hatte,
konnte sie spüren wie unruhig ihr Hengst war. Trockene
Sträucher und dürre Bäume warfen bizarre Schatten. Leo zitterte
wie Espenlaub und auch Julie bekam feuchte Hände. Palaron
wirkte nicht nervös, war aber abwehrbereit.
Lediglich Palon schien die Atmosphäre kalt zu lassen; entspannt
ritt er hinter seinem Bruder durch die Schlucht.
     
Als sie eine Stelle mit ebenem Boden und freiem Blick nach allen
Seiten erreichten, griff Palon Palaron in den Zügel.
     
"Wir halten hier", sagte er bestimmt und stieg vom Pferd.
    Julie und die anderen stiegen ebenfalls ab. Es kam ihr seltsam vor,
von Palon eine Anweisung entgegen zu nehmen. Offenbar
gewöhnte man sich schnell daran, dass die Menschen der Hüterin
folgten und nicht umgekehrt. Aber sie schluckte den leisen
Unmut herunter. Palon war sein ganzes Leben lang auf diese eine
Aufgabe vorbereitet worden; sie würde bestimmt nicht alles aufs
Spiel setzen, indem sie ihn aus dem Konzept brachte. Es war auch
so nicht sicher wie die Sache ausging, sie konnte nur hoffen, dass
Dander Unrecht gehabt hatte.
"Wie werden wir die Wölfe finden?" fragte sie nur.
"Müssen wir nicht", sagte Palon. "Sie werden uns finden."
    Je weiter die Dämmerung voranschritt, desto unruhiger wurde
Julie. Palons Chancen waren sicher besser, solange alle Beteiligten
gut sahen, nicht nur die Wölfe.
    Julie saß dicht an dicht mit Leo, und so war der erste Hinweis auf
das nahende Rudel dessen Fell, dass sich sträubte und sie am
Arm kitzelte.
    "Sie kommen", sagte Palon ruhig. Er sprang auf, zog Palaron auf
die Füße, legte eine Hand auf dessen Schulter und griff mit der
anderen fest nach Palarons Unterarm. Sein Bruder erwiderte die
Geste und umarmte Palon kurz. Keiner der beiden sagte etwas,
aber das war wohl auch nicht nötig. Sie wussten alle, was von
dem Kampf heute Nacht abhing.
Der erste Wolf sprang auf die kleine Lichtung.
    Schneeweißes Fell, lang und weich, durchzogen von
tropfenförmigen schwarzen Linien, die vom schwarzen Kopffell
aus bis hinunter auf die breite Brust liefen. Seine mandelförmigen
grünen Augen gaben dem Wolf ein edles Aussehen, was aber
nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass dieses Tier eine
tödliche Waffe war. Die Ohren aufmerksam gespitzt musterte der
Wolf die kleine Gruppe, schnupperte in die Luft und heulte.
    Binnen eines Augenblicks füllte sich der Platz mit einem ganzen
Rudel von ihrer Art, kleinen und großen Tieren in allen
Schattierungen.
Ein zweites Heulen und die Wölfe waren verschwunden.
    Aufkeuchend fand sich Julie inmitten eines Kreises von Wesen
wieder, für die sie, hätte sie es nicht besser gewusst, ihre Hand ins
Feuer gelegt hätte, dass es sich um Menschen handelte.
    Eine der Frauen, zierlich und blond, bückte sich hinter einen
Busch und kam mit einem Tablett irdener Schalen wieder, aus
denen helles Licht strömte. In aller Gemütsruhe umrundete sie
die kleine Lichtung und stellte Lichter an ihren Rand, bis die
Fläche gut beleuchtet war. Julie atmete auf. Zumindest würden
sie so etwas

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