Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
Hinterhand, jeder
einzelne Wolf heulte. Himmel, war das laut, wenn man so dicht
dran stand. Die Lichtschalen strahlten auf, es schien als flösse das
Mondlicht direkt in sie hinein.
Sarbas Körper, gerade noch sich windend in Wolfsgestalt,
verwandelte sich zurück. Erst jetzt sah man, dass auch sie verletzt
war. Die Nase blutete, an der Schulter war ein langer Kratzer.
Julie atmete erleichtert aus; es schien vorbei zu sein. Dann würde
sie Palon und Palaron nun sagen, dass sie offiziell die neuen
Wächter waren.
"Der Kampf ist entschieden, Palon…", weiter kam sie nicht.
Anstatt sich zu erheben und ihr zuzuhören, wie es sich gehörte,
blieben Sarba und Palon auf dem Boden liegen, noch immer
ineinander verschlungen. Palon griff mit der verletzten Hand
Sarbas Handgelenke und hob sie über ihren Kopf, hielt sie dort
fest. Mit der anderen zerrte er an den Bändern, die das ohnehin
schon knappe Oberteil an Ort und Stelle halten sollten, bis sie
nachgaben und Sarbas üppiger Busen freilag.
Die anderen Wölfe hörten auf zu heulen und starrten ohne sich zu
regen auf das Paar in der Mitte. Wie auf Kommando wurde das
Licht gedämpfter, erloschen die Streifen hellen Lichts, die sich
zwischen dem Mond und den Schalen gebildet hatten.
"Iiih, das ist echt eklig", sagte Leo, "die werden doch nicht- ich
meine, nicht hier und jetzt…"
"Ähm, ich glaube doch." Julie räusperte sich.
Palaron sah Leo ernst an und sagte: "Machen denn Gager keine
Kinder?"
"Doch", wand sich Leo, "aber doch nicht so."
"Gibt es denn noch eine andere Art?" fragte Palaron amüsiert.
"Ja... nein... ich weiß nicht…", stammelte Leo.
"Du hast also noch nie…ich dachte nur, weil du der Sohn des
Häuptlings bist. Im Winkel ist es einfach: je höher der Rang um so
früher und öfter wird gezeugt." Palaron grinste.
"Spinnst du? Ich habe echt andere Probleme", maulte Leo.
Julie seufzte. Sie hätte gerne mit Leo getauscht. Sie kannte seine
Probleme nicht näher, war aber sicher: sie waren nichts im
Vergleich zu dem, was Mathys und sie durchzustehen hatten.
Sarba stöhnte lustvoll auf.
"Vielleicht besser, wenn wir uns auf den Weg machen, oder,
Palaron?" fragte Julie.
"Die kommen ganz gut alleine zurecht, denke ich", sagte der
Wächter anzüglich.
"Dann auf die Pferde."
Inzwischen war Julie froh über die Dunkelheit. Sie würde es vor
den anderen niemals zugeben, aber Palons Vorstellungbesonders der Schluss - brachte ihr Blut in Wallung. Sie und
Mathys waren nie so miteinander umgegangen, aber das hieß
nicht, dass Julie es sich nicht vorstellen konnte.
Sie gab Go noch einmal die Hacken, in der Hoffnung, dass die
vorbei streichende Nachtluft ihre erhitzten Wangen kühlen
würde, bevor sie wieder jemand genauer ansah.
Dryadenquelle
"Gut gemacht, Julie!"
Die Erleichterung war Anouk anzusehen; selbst mit den
dunklen Augenringen und den blassen Wangen war die Hüterin
noch immer wunderschön, wenn sie so strahlte.
"Tallyn ist wieder gesichert, und das ist dein Verdienst." Sie
nahm Julies Hände in ihre und drückte sie.
So sehr Julie sich über das Lob freute, sie hätte die Hände
am liebsten weggezogen. Es stimmte schon, seit Palaron am
Nachmittag in die Wächterswohnung eingezogen war und die
Kunde eintraf, dass die Harfen wieder bewacht waren, war es so
sicher in Tallyn wie vor dem Angriff. Aber Julie konnte nicht
vergessen, was im Wächterswinkel alles passiert war. Sie mit
keiner Silbe zu warnen vor den Zuständen dort war nicht nur
gemein, sondern auch dumm gewesen, nur durch Glück waren
sie und Leo ohne Schäden davongekommen.
"Warum hast du mich nicht gewarnt?" fragte Julie.
"Wovor denn?" sagte Anouk, aber ihr unruhiger Blick sagte
Julie alles- Anouk wusste genau, was gemeint war.
Sie antwortete nicht.
Die Hüterin räusperte sich.
"Ich war so alt wie du, als ich das erste Mal dort war.
Natürlich habe ich gemerkt, was los war, aber was sollte ich denn
tun? Seit die Magier der ersten Nacht den Schutzring geschlossen
haben, ist das System fehlerhaft, aber niemand ist in der Lage, die
Banne neu zu verankern. Die Kräfte der ersten Hüterin waren
unglaublich, du hast die Artefakte in der Truhe gesehen. Nur
jemand wie sie könnte es ausgleichen, wenn den anderen
Ankermagiern die Kraft fehlt."
Sie seufzte.
"Aber wir haben niemanden wie sie, und wir müssen mit
dem zurechtkommen, was vorhanden ist. Die Frage lautet also:
wenige unglücklich oder alle unglücklich. Dann sag´ mir doch,
wie du dich entschieden
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