Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
genau erinnern. Warum habt
ihr uns trotzdem ausgewählt- doch wohl nicht nur wegen unseres
guten Aussehens?"
Sicher hatte das auch eine Rolle gespielt, aber das würde
Julie den beiden nicht auf die Nase binden.
"Nun, ihr seid kräftig, geschickt und auch verletzt noch
kampftauglich, nicht die schlechtesten Vorraussetzungen, oder?"
"Eine Sache habt ihr vergessen", sagte Palaron.
"Was?" fragten Julie und Palon gleichzeitig.
"Wir sind absolut loyal."
"Das wird den Rat freuen", sagte Julie.
"Das meine ich nicht." Palaron sah auf seinen Sattelknauf,
als habe er dort etwas Wichtiges entdeckt. "Ich meine, euch
gegenüber." Nun hob er den Kopf doch wieder, sah sie kurz an.
"Von diesem Tag an könnt ihr immer auf uns zählen."
"Oh." Sie wusste nicht genau, was ihr das nützen sollte.
Palon würde bald bei den Wölfen leben, wenn alles gut ging, und
Palaron würde wie Tasso seine Heimstatt in den Katakomben
finden und diese erst verlassen, wenn er starb. Julie nahm
trotzdem den Zügel kurz und brachte Go zum stehen. Sie wandte
sich im Sattel um und sah erst Palaron, dann Palon fest in die
Augen. "Danke."
Sie ließ den beiden keine Zeit für eine Antwort, gab Go die
Hacken und preschte auf die Grenze zum Land der Minuiten zu.
Hüterin zu sein war traumhaft. Und irgendwie echt peinlich.
Julie sah Leo als Ersten, was kein Wunder war, denn der
Gager überragte auf seinem Pferd nicht nur den schrillbunten
Minuiten- Grenzposten, sondern auch Duve und Chiara, die sich
hinter ihm auf Sattel und Kruppe quetschten, um Längen.
Sie deutete mit dem Finger auf die Grenzstation.
"Da vorne ist es."
Ein letzter Galopp, dann saßen sie ab. Leo, Duve und Chiara
standen nur zwei Pferdelängen entfernt auf dem Ödland. Go am
Zügel, ging Julie auf den Grenzposten zu. Es war der gleiche Kerl
wie bei ihrer Einreise.
"Holla, gleich zwei Typen für ein Mädchen? Bist du sicher,
dass du mit denen fertig wirst?" fragte der Grenzer.
Palon zog sein Messer und sah sie bittend an, doch Julie
schüttelte den Kopf. "Nicht.“
An den Grenzer gewandt, sagte sie:
"Drei Reisende möchten einreisen."
Der Grenzer warf ihr einen enttäuschten Blick zu, reagierte
aber wie erwartet.
"Zwölf Goldstücke."
"Leo, wirfst du mir den Beutel herüber?" bat sie.
Leo nestelte an seinem Beutel, löste ihn, nahm den Arm
hoch und wollte ihn Julie zuwerfen.
"Halt!!!" schrie der Grenzer. "Es ist nicht erlaubt, irgendwen
oder irgendetwas über die Grenze zu befördern ohne dafür zu
zahlen."
Leo stand das Maul offen.
"Was?" fragte Julie. "Habe ich das richtig verstanden, ihr
wollt noch einmal Geld für die Ausreise des Beutels?" fragte Julie.
"Ähm, ja. Vier Goldsstücke. Und vier für die
Wiedereinreise."
Das ging jetzt doch zu weit. "Sag mal, geht´s noch? Wenn
ich den Beutel wieder mit hinein nehme, gehört er doch zu
meinem Gepäck?!" sagte Julie.
"Na gut. Aber die Ausreise wird bezahlt", sagte der Grenzer.
Julie war es leid. "Leo, gib ihm das Geld."
Leo kramte in dem Beutel, wurde fahrig, kramte hektischer,
schüttete aus, zählte.
"Julie?" fragte er kleinlaut.
"Was?" Hoffentlich hatte ihre Stimme nicht zu genervt
geklungen, der arme Leo konnte schließlich nichts dafür.
"Das Geld reicht dann nicht. Ich habe nur noch
siebenunddreißig Goldstücke, ich musste auch für Duve und
Chiara zahlen, dann für dich und die beiden"- er nickte zu den
Zwillingen- "und wir müssen ja auch noch wieder heraus."
Der Minuit stampfte mit dem Fuß auf. "Das ist mir doch
egal, macht hier mal nicht auf arm, ich sehe an euren Sachen, dass
ihr genug habt. Gebt mir das Geld, oder lasst die Pferde hier
meinetwegen. Aber ohne Wegezoll geht ihr nirgendwo hin."
"Die Pferde?" ächzte Leo.
Der bunte Giftzwerg brachte seine Hellebarde angriffsbereit
gegen Julie in Stellung.
Palon sprang vom Pferd, trat auf den Grenzer zu, nahm im
die Waffe aus der Hand und zersplitterte den hölzernen Schaft
über seinem Knie.
"Du sollst ihr nicht drohen", sagte er.
Der Grenzer war blass geworden, was das grelle Gelb seines
Hemdes noch aufsehenerregender wirken ließ.
Julie dachte, dass der Grenzer nun für alle eine
Durchgangsperre verhängen oder zumindest den Preis
verdoppeln würde, aber sie sah sich getäuscht.
Mit unsicherem Schritt trat der Minuit beiseite, die Augen
starr auf Palon gerichtet.
"Vielleicht machen wir heute einmal eine Ausnahme, des
schönen Wetters wegen", sagte er mit unnatürlich hoher Stimme.
Obwohl Palon nur: "Danke", brummte,
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