Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
Vom Netzwerk:
wenigen Schritte zu
der richtigen Stelle und setzte ihren Fuß auf das Blatt. Die Seerose
war stabiler als sie aussah, beinahe, als wäre sie von einem
geschmiedeten Gerüst durchzogen und mit kratzigem Stoff
bespannt. Sie kniete sich ganz auf die Blume und setzte sich
behutsam. Es konnte nicht mehr lange dauern bis der Mond
aufging, und dann waren alle Sorgen vergessen.
Tränen liefen ihr über die Wangen, und für einen Moment
genoss Julie ihren Schmerz.
     
Er war das einzige, was sie noch mit Mathys verband.
     
Wolfsamulett
    Der Wolfsjunge saß vor der Höhle, aber wenn Leo gedacht
hatte, dass Ronan sich zu ihm umwenden würde, sah er sich
getäuscht.
Er wusste nicht was er sagen sollte, also sagte er das Erste,
dass ihm in den Sinn kam.
    "Sie ist nicht meine Freundin. Sie ist eine Freundin."
Ronans Schultern zuckten.
"Mir egal." Er nahm einen Kiesel und schleuderte ihn gegen
den Baum, der am nächsten stand. Der Stein prallte ab und sirrte
irgendwo ins Laub.
    Leo fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Es war
dunkel. Es war kalt, er wollte in die Höhle. Und mehr als alles
andere wollte er, dass der Wolfsjunge nicht mehr sauer auf ihn
war. Auch wenn er Wölfe hasste, dieser hier war anders, soviel
war sicher. Aber entschuldigen würde er sich nicht, schließlich
konnte nicht alle Welt nett zu Wölfen sein, bloß weil einige keine Leute fraßen. Woher sollte man denn wissen, wer zu den
Totbeissern gehörte und wer nicht? Da musste es doch erlaubt
sein, auch mal ein bisschen vorsichtig zu reagieren. Allen
Rechtfertigungen zum Trotz hatte er das Gefühl, Ronan verletzt
zu haben. Nicht nur mit dem blauen Auge, auch emotional. Er
schluckte.
"Ronan, bitte", sagte er leise.
     
In diesem Moment wurde Leo bewusst, dass er Ronans
Namen das erste Mal ausgesprochen hatte.
     
Ronan wandte sich um.
     
"Mann kann da bei Nacht nicht durch. Sie hätten dich
wirklich gefressen, weißt du?"
    Leo wurden die Knie weich. Was für eine Vorstellung.
"Und?" fragte er.
"Und was?" fragte Ronan zurück.
"Hätte es dir etwas ausgemacht?"
    "Nein, natürlich nicht. Ich lasse alle meine Freunde von
meinem Rudel in Fetzen reißen, deshalb stehen die Leute hier
Schlange, wie du siehst."
    Leos Herz machte einen kleinen Hüpfer. Hatte er Freunde gesagt? Vielleicht würden sie wirklich Freunde werden, der Wolf
und er- auch wenn er solche Freunde ganz sicher nicht mit nach
Hause bringen konnte.
    Er hockte sich neben Ronan auf den Boden. Ihm war immer
noch kalt. Seine Haare standen zu Berge und er zitterte wie
Espenlaub.
Ronan grinste und stand auf. "Mann, für jemanden, der ein
Fell hat, stellst du dich ganz schön an."
    Ohne ein weiteres Wort verschwand er in der Höhle, kam
aber gleich wieder heraus. Er reichte Leo ein Shirt, mit Kapuze
und langen Ärmeln.
"Hier. Das ist schön warm."
    Roch das Shirt nach Wolf oder nach Ronan? Leo
unterdrückte den Wunsch, an dem Kleidungsstück zu
schnuppern und streifte es einfach über. Die Ärmel waren zu
kurz, aber ihm wurde sofort warm. Ronan setzte sich wieder
neben ihn und schob ihm einige Möhren hin.
"So etwas essen Gager doch, oder?"
     
"Danke!" Erst als er in die Möhre biss, merkte Leo wie
hungrig er war.
     
"Isst du nichts?" fragte er.
    Heiliger Zipsel, was für eine Frage! Wollte er wirklich das
Ronan- der Wolf- neben ihm saß und aß, was auch immer gerade
auf seinem Speiseplan stand? Leos Hals wurde eng und er
verschluckte sich an einem Bissen von der Möhre. Er hustete.
"Nein. Hab´ schon."
    Kalt und abweisend klang Ronans Stimme und Leo konnte
es ihm nicht verdenken. Bestimmt war seine Abneigung gegen
alles Wölfische deutlich zu spüren. Kein Wunder, dass Ronan so
reagierte. Die gute Stimmung war dahin; trotzdem überflutete ihn
Erleichterung. Lieber schlechte Stimmung, als einem Wolf beim
Essen zusehen zu müssen.
Ronan stand auf, der helle Schein des vollen Mondes
tauchte ihn in unwirklichen Glanz.
    "Ich hau´ mich hin." Er räusperte sich. "Neben dem
Wäscheständer liegen aufgerollte Decken. Du weißt ja, wo der
ist."
    Die Schnüre; er hatte Ronan gefesselt. Im Nachhinein kam
ihm das absurd vor. Was sollte er tun, ihm hinterherlaufen wie
ein Fohlen seiner Mutter? Das ging gar nicht. Also blieb er, wo er
war.
    Ohne Ronan war die Nacht wieder kalt und unheimlich. Es
knackte im Gebüsch. Leo schlang die Arme um den Körper und
presste sie eng an sich. Eine Woge von fremden Gerüchen stieg
aus dem Sweatshirt auf und kitzelte seine Nase. Eindeutig nicht
Wolf, sondern

Weitere Kostenlose Bücher