DS002 - Drei schwarze Schlüssel
den Fenstervorhang beiseite und spähte hinaus. Der Nebel ließ das Fahrzeug undeutlich erkennen. Die Scheinwerfer waren abgeblendet, nur ein kleines rotes Licht war sichtbar. Das rote Licht verriet Doc, daß es sich um ein Polizeifahrzeug handelte.
Schritte erklangen, geisterhaft erschien die Gestalt eines Polizisten und löste sich aus dem Nebel. Doc Savage glitt schnell in den Vorderraum. Seine tastenden Finger fanden das Schnappschloß und drehten es. Der behelmte Kopf des Polizisten zeigte sich vor dem kleinen Mattglasfenster in der Tür. Harte Knöchel pochten gegen das Holz.
Doc Savage schlich sich durch das Haus zur Hintertür. Er öffnete sie und trat hinaus.
»Keine Bewegung, Alter!« sagte eine befehlende Stimme. Eine Taschenlampe blitzte auf, aber zu spät – Doc hatte sich wieder im Haus in Sicherheit gebracht. Überlegend blieb er stehen. Hatte ein Nachbar die Polizei alarmiert? Mit drei ermordeten Orientalen im selben Haus gefunden zu werden, bedeutete zumindest endlose Verhöre und unangenehme Fragen. Selbst der Name Doc Savages würde die Sache kaum erleichtern.
Kurz entschlossen eilte Doc an das Telefon, das er entdeckt hatte, und ließ sich mit dem Piccadilly-Hotel verbinden. Sekunden später meldete sich die Stimme Monks.
»Wird es euch nicht langweilig?« fragte Doc grinsend.
»Ein bißchen Abwechslung könnte nicht schaden«, erwiderte Monk aufhorchend. »Hast du einen Auftrag für uns?«
Doc nannte die Adresse von Sen Gats Haus in Shoreditch. »Dort findet ihr Sen Gat und mehrere Mitglieder seiner Bande, gut als Pakete verschnürt. Sie dürften gerade dabei sein, die Folgen einer Spritze Wahrheitsserum zu verdauen. Behaltet sie gut im Auge und laßt sie nicht entwischen.«
»Wir sind schon unterwegs, Doc.«
»Warte! Pumpt ihnen noch etwas von dem Serum ein und seht zu, was ihr aus ihnen herausholt.«
»OK.«
»Fragt sie nach einem tausendköpfigen Mann.«
»Hä?«
»Nach einem tausendköpfigen Mann und drei schwarzen Schlüsseln. Zwei von ihnen habe ich bereits. Die Schlüssel haben die Form von schwarzen Stäben. Ein solcher wurde mir auf dem Flughafen zugeworfen. «
Monk schnaufte. »Das ist eine ganz verrückte Geschichte«, stellte er fest.
»Und eine blutige obendrein. Bis jetzt sind drei Männer erstochen worden. Laßt euch nicht von Sen Gats Helfern überraschen. Es kann sein, daß sie zurückkehren, Sen Gats Haus vielleicht noch vor euch erreichen.«
»Dann müssen sie sich aber höllisch beeilen«, sagte Monk und legte auf.
Doc kehrte an die Vordertür zurück. Die Bobbies hatten es aufgegeben, gegen das Holz zu trommeln. Sie unterhielten sich, ohne ihre Stimmen zu dämpfen.
»Das Haus ist umstellt«, sagte der eine. »Niemand kann es verlassen. Natürlich ist es denkbar, daß es sich um einen Irrtum handelte.«
»Ich glaube nicht daran«, erwiderte eine andere Stimme. »Es war eine Frau, die die Anzeige erstattete. Nach ihren Worten hat ein Yankee namens Doc Savage drei Personen im Haus erstochen.«
Eine Frau hatte die Anzeige erstattet! Und Doc war Lucile Copeland vor dem Haus begegnet.
»Wir müssen die Tür aufbrechen«, sagte einer der Polizisten. »Zwei Mann bewachen den Hinterausgang.«
Doc glitt in das Arbeitszimmer, entnahm einem Gestell an der Wand ein Jagdgewehr und lud es. Er zielte auf die Tür, gut zwei Handbreit über den Köpfen der Uniformierten. Der Schuß dröhnte gewaltig. Die Bobbies gingen in Deckung. »Der Bursche will uns eine Schlacht liefern«, murmelte der Führer des Kommandos. »Er soll sie haben! Los, holt ein Maschinengewehr, kugelsichere Westen und Tränengas.« Schnelle Schritte entfernten sich.
»Verlassen Sie das Haus und verhalten Sie sich friedlich!« erging der Befehl an Doc, der die Aufforderung mit einem Achselzucken beantwortete. Er lud das Jagdgewehr erneut und holte sich aus dem Arbeitszimmer weitere vier Gewehre und Schrotflinten. Mit diesem Waffenarsenal betrat er ein Schlafzimmer. Auf dem Frisiertisch stand eine kleine Flasche mit Sandelholzparfüm. Es mußte sich also um Lucile Copelands Schlafraum handeln.
Doc fand mehrere seidene Strümpfe, mit denen er die Waffen zu einem Bündel zusammenband. Dann stieg er in das obere Stockwerk hinauf und stellte mit einem Blick durch das Fenster fest, daß starke Scheinwerfer das Haus und das umgebende Buschwerk anstrahlten. Aber der Nebel war auf seiner Seite. Das Dach und auch das obere Stockwerk lagen hinter den wogenden Nebelschleiern. In der Ferne heulte die Sirene eines
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