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DS004 - Das Wrack im Eis

DS004 - Das Wrack im Eis

Titel: DS004 - Das Wrack im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Robeson
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eine oder andere von ihnen hätte ebenso entkommen können. Aber sie zogen es vor, den Kampf gemeinsam bis zum bitteren Ende durchzustehen. Sie waren tapfere Männer.«
    Noch immer schwieg der Bronzemann. Es war nicht seine Art, in solchen Situationen Zuflucht zu banalen Worten zu nehmen.
    »Was tun wir jetzt?« fragte Victor Vail endlich.
    »Wir werden die verschwundene ›Oceanic‹ suchen und finden«, erklärte Doc mit fester Stimme. »Wir werden sie ebenso finden wie Kielhol de Rosa.«
    Die eisige Entschlossenheit, die aus der mächtigen Stimme des bronzenen Riesen klang, ließ den Geiger schaudern. Für alle Reichtümer der Welt hätte er in diesem Augenblick nicht mit Kielhol de Rosa tauschen mögen.
    Sobald Victor Vails Atem wieder ruhig ging, setzten sie sich in Richtung des auf der Karte nicht eingetragenen Landes in Bewegung.
    »Wie sieht es mit Ben O’Gard aus?« fragte der Geiger. »Müssen wir damit rechnen, ihm und seiner Teufelsmannschaft noch einen Kampf zu liefern?«
    »Die ›Helldiver‹ ist mit der ganzen Besatzung getaucht«, erklärte Doc. »Und das, obwohl ich das Ventil des Haupttanks demontiert und mit in den Hubschrauber genommen hatte.«
    Victor Vail vollführte eine Geste, als werfe er etwas fort. »Dann sind wir sie also los. Ohne das Ventil kann nichts die Wassermassen am Eindringen hindern.«
    Ein dumpfes Stöhnen und Grollen stieg vom Packeis auf. Wind war plötzlich aufgekommen. Alle Anzeichen deuteten auf Sturm. Das Eis geriet in Bewegung. Ein tiefer Spalt öffnete sich blitzschnell, und nur die kräftige Hand des Bronzemannes bewahrte den Geiger davor, in der dunkelgrünen Tiefe zu verschwinden.
    Der Spalt schloß sich so schnell, wie er sich geöffnet hatte. Unter dumpfem Knirschen flogen Eisbrocken hoch in die Luft. Es dauerte mehrere Minuten, bis Victor Vails Knie zu zittern aufhörten.
    »Was für ein gespenstisches Gebiet«, murmelte er schaudernd.
    »Im Süden muß ein starker Sturm herrschen, der das Eis in Bewegung gebracht hat«, erklärte Doc.
    Der Weitermarsch gestaltete sich schwierig. Immer wieder ragten gewaltige Eisblöcke unerwartet vor ihnen auf und zwangen sie zu kräfteverzehrenden Umwegen. Ebenso oft stürzten Eistürme urplötzlich zusammen, und noch zweimal wurde Victor Vail nur durch das blitzschnelle Eingreifen Docs davor bewahrt, erschlagen zu werden.
    »Ich werde nie imstande sein, meine Dankesschuld bei Ihnen zu begleichen«, sagte er mit bewegter Stimme.
    »Vergessen Sie es«, war alles, was Doc darauf erwiderte.
    Als sie sich dem Land näherten, geschah das Unerwartete – das Vorankommen wurde noch schwieriger. Zwei Monate Sommer hatten ihre Spuren hinterlassen. Das arktische Packeis war zerklüftet wie nie zuvor. Die Sonne, die Tag und Nacht geschienen hatte, hatte überall trügerische Höhlungen unter der Eisschicht hinterlassen. Immer wieder brachen die Stiefel ein, die Sohlen gerieten auf die untere harte Schicht, das fast bis ans Knie eingesunkene Bein steckte schmerzhaft wie in einer stählernen Falle.
    Hatte Doc den Geiger während der ersten Stunde, die sie unterwegs waren, nur dann und wann gestützt, so mußte er ihn nun fast die ganze Zeit tragen. Das Knirschen und Dröhnen des sich spaltenden Eises war ohrenbetäubend. Es klang nicht anders, als tobte ringsum eine gewaltige Schlacht.
    »Eines Tages werden Sie Ihren Enkelkindern erzählen können, daß Sie die gefährlichsten Drohungen der Natur miterlebten«, sagte Doc grimmig. »Es gibt nichts Unheimlicheres, Bedrohlicheres als einen Sturm, der einen fühlen läßt, wie das arktische Packeis unter den Füßen zerbricht.«
    Victor Vail gab keine Antwort. Doc musterte ihn scharf. Tränen standen in den Augen des weltberühmten Geigers. Docs Bemerkung über Victor Vails Enkelkinder hatte eine alte Wunde wieder aufgerissen.
    Durch ein letztes Inferno von Sturm und Eis trug Doc Savage endlich den fast bewußtlosen Geiger über das Packeis an der Küste des unbekannten Landes.
    »Wir haben es geschafft«, sagte Doc trocken. »Dieser Sturm ist verantwortlich für den Dunst, der uns während der letzten Tage so zusetzte.«
    Victor Vail schien von neuem Mut erfaßt. Er löste sich aus Docs Arm, der noch um seine Hüften lag. Schulter an Schulter kämpften sie sich landeinwärts. Der Wind heulte und pfiff. Zuweilen trieb er die beiden Gestalten wie Papierbälle vor sich her. Sie stiegen höher. Das Eis wurde dünner, dunkle Steintürme ragten immer öfter auf.
    Doc Savage blieb plötzlich stehen.

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