DS007 - Die Glocke des Grauens
Lebensmitteln bereits voll im Gang. Im Garten und in den beiden Zelten drängten sich Menschen.
Slick zog seine Hutkrempe tief in die Stirn und mischte sich unter die Menge. Niemand kümmerte sich um ihn, und er gelangte unbemerkt ins Haus.
Er fand das Zimmer, in dem er am Tag durch das Fernglas Doc Savage erspäht hatte. Er kontrollierte den Schrank und stellte an einigen Gegenständen fest, daß Doc Savage tatsächlich dieses Zimmer bewohnte.
Überall standen rätselhafte technische Geräte herum. Slick rührte nichts an, dazu war er zu gerissen. Er machte auch kein licht an. Der Mond sorgte für ausreichende Helligkeit.
Neben dem Bett befand sich ein geräumiger Nachttisch. Er hatte keine Türen, an der Vorderseite war ein Vorhang drapiert. Slick jubelte lautlos, so einfach hatte er sich die Sache nicht vorgestellt.
»Ich brauche das hübsche Spielzeug nur abzustellen und zu Clem Clements zu laufen. Dann kann ich die weitere Entwicklung in aller Ruhe abwarten«, flüsterte er.
Er schob das schwarze Kästchen hinter den Vorhang des Nachtschranks und betätigte den Schalter. Dann rannte er aus dem Zimmer. Es gelang ihm, unentdeckt das Haus zu verlassen.
Am Gartentor blieb er stehen und sah sich um. Der Eingang des großen Zelts war offen, Doc Savage war eben im Begriff, ein provisorisches Rednerpodium zu betreten.
Slick grinste böse. Er stellte sich vor, wie Doc Savage ruhig schlafen gehen und am Morgen als faselnder und kichernder Idiot aufwachen würde. Mit diesem Gedanken verschwand er in der Nacht.
9.
Die Gespräche in dem großen Zelt verstummten, als Doc auf das Podium stieg, plötzlich war es still wie auf einem Friedhof. Zwei Säuglinge krähten, ihre Mütter versuchten verlegen, sie zu beruhigen. Die Lampen erloschen, nur auf dem Podium lag ein Spotlight. Alice Cash saß auf einem Stuhl in der vorderen Reihe und starrte wie gebannt auf den riesigen bronzefarbenen Mann.
»Es wird keine lange Diskussion geben«, sagte Doc. Er sprach mit tiefer Stimme und im Brustton der Überzeugung, er wußte, daß für eine Versammlung der Ton wichtiger als der Text war. »Vor allem möchte ich nicht, daß Sie das Gefühl haben, Sie seien Almosenempfänger. Wir haben Ihre Namen und den Preis für die Kleider und Lebensmittel, die Sie erhalten haben, notiert.«
»Sie werden nicht viel Aussicht haben, Ihr Geld wiederzukriegen!« schrie einer der Männer. »Wir sind nämlich arbeitslos!«
»Es wird hier bald eine Menge Arbeit geben«, erwiderte Doc.
»Wie bald?«
»Ich habe mir eine Frist von zwei Wochen gesetzt, aber ich will versuchen, sie zu unterbieten. Wahrscheinlich werden die meisten von Ihnen morgen schon wieder Geld haben.«
Im Hintergrund sprang ein Mann auf und schrie: »Das ist alles Krampf! Sie sind nichts als ein verrückter Mörder aus New York!«
Der Mann gehörte zu den Agitatoren des Green Bell, es war ihm gelungen, sich ins Zelt zu schleichen. Jetzt ergriff er vor einem Dutzend aufgebrachter Leute die Flucht.
Nachdem die Aufregung sich wieder gelegt hatte, sprach Doc weiter.
»Ich werde nun einige Namen verlesen«, sagte er. »Die betreffenden Personen sollen vortreten.«
Er las die Namen von einer Liste ab, die Tante Nora ihm gegeben hatte. Sie enthielt die Namen beinahe aller Fabrik- und Minenbesitzer in Prosper City. Die Aufgerufenen zögerten, bis einer von ihnen, ein hagerer, grauhaariger Mann mit energischem Gesicht, entschlossen den Anfang machte.
»Das ist Collison McAlter«, flüsterte Alice Cash, die zu Doc auf das Podium getreten war. »Er – er war mein Chef, als es bei ihm noch Arbeit gab.«
Andere folgten McAlters Beispiel. Sie waren alle bedeutend aussehende Männer in den mittleren Jahren und gut, aber nicht übertrieben elegant angezogen. Die verzweifelte Lage der Stadt hatte ihre Gesichter gezeichnet. Einige waren bleich, nervös, bekümmert, andere versuchten angestrengt, ihre Sorgen zu verbergen.
Doc Savage zählte sie. Ungefähr ein Drittel von denen, die er aufgerufen hatte, waren anwesend, doch er hatte nicht erwartet, daß alle erscheinen würden.
»Wären Sie damit einverstanden, mir Ihre Fabriken oder Bergwerksaktien zu verkaufen?« fragte Doc geradezu. »Natürlich nur unter der Voraussetzung, daß Sie das Recht haben. Ihr Eigentum innerhalb eines Jahres zum gleichen Preis von mir zurückzukaufen.«
Die Unternehmer waren verblüfft, der Vorschlag war allzu unvermittelt gekommen. Sie waren unentschlossen.
»Verstehen Sie mich bitte richtig«,
Weitere Kostenlose Bücher