DS010 - Die Stadt im Meer
Kapitän Flamingo endlich auf. »Wir liegen mit Backbord in Lee, das erleichtert euch das Aussetzen!«
Monk starrte auf dem finsteren Oberdeck um sich herum. Er hatte den Bronzemann schon seit einer guten halben Stunde nicht mehr gesehen. »Doc!« rief der biedere Chemiker verhalten.
»Hier drüben bin ich«, entgegnete der Bronzemann ganz ruhig. »Wir nehmen dieses Boot hier.«
Das Rettungsboot war ganz aus Metall, mit Luftkästen, die es unsinkbar machen sollten. Sie luden ihre Gerätekoffer ein und vergewisserten sich, daß der gesetzlich vorgeschriebene Vorrat an Notproviant und Frischwasser an Bord war. Renny klopfte mit dem Knöchel gegen die Bootswand.
»Kugeln würden da durchschlagen wie nichts«, bemerkte er kritisch.
Die Davits waren in gutem Zustand. Das Boot ließ sich ohne jede Schwierigkeit ausschwenken.
»Mit einem Suchscheinwerfer könnten sie uns hinterher jederzeit auffinden und durch Schüsse in die Luftkästen versenken«, bestätigte auch Ham.
»An diese Möglichkeit habe ich auch schon gedacht«, erklärte Doc Savage gelassen. »Eine gewisse Mixtur aus den Chemikalien in Monks Laborkoffer wird uns helfen, dieses Problem zu lösen.«
Der Bronzemann, so zeigte sich, hatte bereits in Monks Lieblingsgepäck gekramt. In der Hand hielt er eine Kupferkanne. Diese stammte jedoch nicht aus Monks tragbarem Labor, sondern er hatte sie einer Rettungsleuchtboje entnommen, entleert und zweckentfremdet.«
Er ließ sein Feuerzeug aufflammen und entzündete die Mischung, die er in die Kanne getan hatte. Sie brannte mit gelblicher Flamme, wobei sie gleichzeitig dicke schwarze Qualmschwaden abgab. Doc Savage setzte die Kanne wieder in die Rettungsboje ein, die er an der Bordwand herab ins Wasser ließ. Binnen einer Minute war das Mittschiff backbords in einen undurchdringlichen braunschwarzen Nebel gehüllt, der ihnen beim Fieren ausgezeichnete Tarnung geben würde.
»Alle Mann ins Boot!« befahl Doc Savage.
»Halt, warte!« rief Monk und begann laut und ängstlich zu rufen: »Habeas, Habeas!«
»Laß das Schwein lieber an Bord«, empfahl ihm Doc Savage.
»Verdammt will ich sein, wenn ich Habeas hier in der Klemme stecken lasse!« Lockend, zärtlich begann er erneut nach dem Schwein zu rufen.
Doc Savage wußte, daß mit Monk bezüglich des Maskottschweins nicht zu argumentieren war. Also packte er Monk kurzerhand, pflanzte ihn ins Rettungsboot, und ehe der biedere Chemiker recht gewahr wurde, was mit ihm geschah, hatte das Boot beinahe schon auf das Wasser aufgesetzt.
Wilde Flüche von Seiten Kapitän Flamingos zeigten an, daß er in der Tat, Verrat geplant hatte. Seine Leute waren entlang der Backbordreling postiert; Gewehrschüsse hallten auf; vergeblich tasteten Suchscheinwerfer mit ihren Lichtfingern herum; sie konnten den braunschwarzen Tarnnebel nicht durchdringen. Das Rettungsboot klatschte aufs Wasser. Docs Männer ließen die Davitleinen los, stießen ab und ruderten schräg voraus, nicht quer, vom Schiff weg.
»Irgend jemand getroffen?« fragte Doc Savage.
»Nein«, erwiderte Renny. »Heilige Kuh! Ohne den Gag mit dem Rauch wären wir hin gewesen.«
Monk rappelte sich vom Boden hoch, wohin er beim Aufklatschen des Bootes geschleudert worden war. Wortlos packte er einen der Riemen und begann mit den anderen aus Leibeskräften zu pullen. Doc Savage hatte von der Rettungsboje rechtzeitig die Kupferkanne eingeholt und an Bord genommen; sie zogen dadurch dichte Tarnnebelschwaden hinter sich her. Der Bronzemann schien als einziger während des Absetzmanövers nicht für eine Sekunde die Übersicht verloren zu haben.
Je weiter sie ruderten, desto entfernter lagen auch die kleinen Wasserfontänen, welche die ihnen nachgeschickten Kugeln aufspritzen ließen; der Tarnnebel verdarb Kapitän Flamingos Scharfschützen gründlich das Konzept.
»Eine schöne Bescherung ist das«, sagte Renny. »Und wir haben immer noch nicht die leiseste Ahnung, was hinter dieser TAZ-Sache steckt.«
Doc Savage griff in seine Tasche und brachte einen Stoß gelber Blätter zum Vorschein. Beim Licht seiner Taschenlampe begann er sie durchzusehen.
»Was hast du da?« erkundigte sich Renny mit seiner rumpelnden Polterstimme.
»Die von der ›Caribbenda‹ empfangenen und ausgesandten Telegramme«, entgegnete Doc Savage.
Der Bronzemann fuhr gelassen fort, die gelben Formulare durchzusehen. Er sortierte eines, ein zweites, dann noch weitere aus, bis er etwa ein halbes Dutzend beisammen hatte. Er zeigte diese seinen
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