DS010 - Die Stadt im Meer
seiner Hülle die Einschußlöcher aufsprangen.
»Zielt auf die Luftkästen!« kommandierte Kapitän Flamingo. »Versenkt das Boot!«
Es dauerte ein paar Minuten, bis sie das erreicht hatten. Indessen suchten Scheinwerfer das umliegende Meer ab. Sie waren so stark, daß sie weit achtern die Rettungsboote mit den Passagieren und der Mannschaft der ›Caribbenda‹ erfaßten.
Aber von Doc Savage und seinen drei Begleitern war nichts zu entdecken.
Nachdem die Luftkästen des Rettungsbootes durchlöchert waren, ging es blubbernd unter. Kapitän Flamingo starrte gebannt an der Bordwand herab, bis keine einzige Luftblase mehr an die Wasseroberfläche gestiegen kam.
»Wir haben noch drei Rettungsboote übrig«, erklärte er von der Brücke herab. »Setzt sie aus! Wir müssen sichergehen, daß sie für immer bei den Fischen sind!«
Die Boote wurden ausgeschwenkt und aufs Wasser hinabgelassen. Die Männer, die sie bemannten, hatten Karbidlampen. Eine volle Stunde verbrachten sie damit, kreuz und quer zu rudern. Dabei umrundeten sie die Caribbenda mehrmals und suchten genauestens ihre Wasserlinie ab, um sicher zu sein, daß niemand etwa den Versuch machte, sich an die glatte Bordwand zu klammern, was sowieso beinahe unmöglich schien. Als die Boote mit den Davits endlich eingeholt wurden, war Kapitän Flamingo befriedigt.
»Die Fische haben an ihnen bereits zu knabbern begonnen«, erklärte er.
Einer der Männer, die mit auf der Brücke waren, gab zu bedenken:
»Aber mal angenommen, Käpt’n, sie wissen mehr von der TAZ-Sache, als wir ahnen, und haben es so gemacht wie wir seinerzeit vor der Schiffswerft in Brooklyn …«
»Ausgeschlossen«, erklärte Kapitän Flamingo. »Die sind schlicht und einfach ersoffen.« Er stellte den Maschinentelegraf auf »Volle Fahrt voraus.« »Alle Segel gesetzt auf TAZ!« grölte er triumphierend von der Brücke herab.
Das Schiff hatte noch nicht wieder seine volle Fahrt erreicht, da brachten zwei Mann ein zappelndes Etwas auf die Brücke geschleppt. Habeas Corpus!
Sie trugen das Maskottschwein zwischen sich; jeder hielt es an einem seiner riesigen Ohren.
»Dieses häßliche Vieh haben wir unter Deck gefunden«, meldete der eine. »Was sollen wir damit machen? Es an die Haie verfüttern?«
Kapitän Flamingo rückte sich die grellbunte Krawatte unter der gescheckten Weste zurecht. Er brauchte ein paar Sekunden, bis er seine Entscheidung traf.
»Wir werden Frühstücksspeck aus dem Vieh machen«, verkündete er, »an dem Tag, da wir TAZ erreichen.«
12.
Die Maschinen der ›Caribbenda‹ hatten aufgehört zu stampfen. Dies erzeugte unwillkürlich ein Gefühl, als ob da plötzlich irgend etwas fehlte. »Nachdem du die Hosenbeine unten gründlich naß hast, versuch die Röhrendinger doch mal auszuziehen.«
Monk war es, der dies sagte, und sein Streit mit Ham um Seemannshosen war anscheinend immer noch nicht beendet.
»Quark, wenn du’s schon unbedingt tun mußt, gefälligst ein bißchen leiser, Gorilla«, zischelte Ham. »Sie könnten uns hören, nachdem die Maschinen gestoppt sind und uns keine Geräuschkulisse mehr geben.«
Tiefes Dunkel umgab die vier Männer. Die Luft war sehr schlecht und reichte gerade noch zum Atmen. In der Bilge eines Schiffes ist sie zwar niemals sonderlich gut, aber am verheerendsten ist sie entlang dem Kiel von kleinen Trampdampfern, die in den Tropen kreuzen. Man kann sie wirklich nur mit Mühe einatmen.
Renny mit seiner mächtigen Polterstimme versuchte zu flüstern, und das klang, als ob Preßluft aus einem Rohr kam.
»Wie lange sind wir eigentlich jetzt schon hier unten?« erkundigte er sich.
»Sieben Tage, sechzehn Stunden und dreißig Minuten«, sagte Monk.
»Ziemlich genau, nur achtundvierzig statt dreißig Minuten«, korrigierte ihn Doc Savage, nachdem er auf seine Taucheruhr gesehen hatte. »Irgendwas scheint da an Deck zu geschehen.« Seine Stimme klang ruhig und gelassen wie immer, frei von jeder Emotion.
Sie lauschten angestrengt. Es war eine willkommene Abwechslung. Die langen Tage in der finsteren Bilge des Schiffes, wo sie als einziges hoffen konnten, nicht entdeckt zu werden, hatte gründlich an ihren Nerven gezerrt. Zudem hatte das Schiff mitunter fürchterlich geschwankt; dann war jedesmal das Bilgenwasser über sie hinweggeschwappt und hatte keinen trockenen Faden an ihren Leibern gelassen.
Allein Doc Savage hatte sich bei Nacht zweimal aus ihrem Versteck hinausgewagt, und jedesmal nur, um sich zu vergewissern,
Weitere Kostenlose Bücher