DS010 - Die Stadt im Meer
ist allerdings höchst seltsam. Ich schlage vor, daß wir zunächst ein paar Experimente anstellen. Erst wenn wir mehr wissen, lohnt es sich, darüber zu diskutieren.
Monk schrie: »Aber siehst du denn nicht, ich atme nicht mehr, ich sterbe!«
»Für die Sache gibt es eine wohlfundierte wissenschaftliche Erklärung«, versicherte ihm Doc. »Ich hab’ dir doch gerade gesagt, daß der Prozeß auf Laborebene bereits gelungen ist. Du als Chemiker solltest eigentlich am ehesten wissen, auf welchen wissenschaftlichen Voraussetzungen er basiert.«
»Das Zeug muß in dem Stew gewesen sein.« Monk stöhnte.
»Ebenso in dem Trinkwasser«, erklärte ihm Doc Savage.
»Die Droge braucht einige Zeit, bis sie zu wirken beginnt. Immerhin muß sie sozusagen ja den gesamten körperlichen Stoffwechsel umkrempeln.« Er verteilte die schweren Schraubschlüssel, die er auf dem Arm hielt. »Jeder nimmt einen«, wies er seine Männer an.
Der Bronzemann legte seine Oberkleider und seine Schuhe ab, kletterte mit dem Schraubenschlüssel in der Hand über die Reling, hielt sich an ihr fest und sprach über die Schulter hinweg. »Jeder von euch soll selbst entscheiden, ob er nachkommen will.«
Dann tauchte er mit vorgestreckten Bronzearmen so elegant ins Wasser hinab, daß es nur wenig aufspritzte.
Die drei Helfer des Bronzemanns aber standen an Deck der ›Caribbenda‹, starrten aufs Meer und warteten. Eine halbe Minute, eine ganze. Die Sekunden schienen sich immer länger zu dehnen. Zwei Minuten. Dann waren es bereits drei.
Sie starrten weiter, zwar besorgt, aber noch nicht eigentlich beunruhigt, denn sie wußten, der Bronzemann hatte von den Perlentauchern der Südsee gelernt, unglaublich lange Zeit unter Wasser zu bleiben.
Vier Minuten. Fünf. Monk begann sich Sorgen zu machen. Sechs Minuten. Die Sekunden tickten dahin.
Der Bronzemann war jetzt bereits länger unter Wasser, als jemals zuvor. Länger, als selbst er mit seiner unglaublichen Konstitution es nur mit Luftanhalten ausgehalten hätte, wenn er überleben wollte. Vielleicht war ihm doch etwas zugestoßen.
Ham hielt es als erster vor Spannung nicht mehr aus.
»Ich springe ihm nach!« erklärte er grimmig entschlossen.
Er kletterte über die Reling, hielt sich einen Augenblick an ihr fest und hechtete im Kopfsprung hinab, was ihm gar nicht einmal übel gelang.
Der großfäustige Renny entschied sich als nächster, den beiden zu folgen.
»Warte!« schrie Monk. »Vielleicht stirbst du, wenn du das Wasser berührst.«
»Wasser«, rief Renny, »hat noch nie jemandem geschadet.« Seinem Tonfall war jedoch anzumerken, daß er sich damit selber Mut machen wollte. »Vielleicht sitzt der Doc dort unten irgendwie in der Klemme. Für künstliche Atmung wäre es, wenn man ihn jetzt ‘rausholte, noch nicht zu spät.«
Renny klatschte ins Wasser hinab.
Monk kletterte über die Reling. »Hier kommt nach der Kuh auch der Schwanz!« rief er und sprang.
Es überraschte Monk nicht weiter, wie warm das Wasser war. Bei der intensiven Sonneneinstrahlung in den Tropen hatte er kaum etwas anderes erwarten können. Mit beiden Händen fest den schweren Schraubenschlüssel haltend, sank er mit dem Kopf voran in die Tiefe.
Man mußte es dem biederen Chemiker lassen – nachdem er erst einmal gemerkt hatte, daß ihm das Wasser nicht das mindeste antat und er sich geradezu wohl darin fühlte, gewann er rasch seine Geistesgegenwart zurück. So kristallklar und durchsichtig war das Wasser, wie man es in den Tropen findet. Auch darüber wunderte sich Monk nicht weiter; er kannte dieses Phänomen der tropischen Meere. Er verdrehte den Hals und sah an seinem Körper entlang. Luftperlen, die der Wasserdruck herauspreßte, stiegen aus seiner Kleidung auf.
Als er wieder nach unten sah, konnte er plötzlich den Grund erkennen, der nicht aus dem in den Tropen üblichen hellem Sand bestand, sondern ziemlich dunkel gefärbt war. Langsamer, als er erwartet hatte, sank Monk zu ihm hinab, krümmte sich zusammen und bekam die Füße auf den Boden. Dort stand er, niedergehalten von dem Gewicht des schweren Schraubenschlüssels.
Es war phänomenal, phantastisch, ein geradezu unbeschreibliches Gefühl, so einfach, ohne Sauerstoffmaske und alles, unter Wasser sein zu können und nicht atmen zu brauchen. Um sich zu vergewissern, daß er nicht etwa träumte – oder daß er nicht doch von irgendeiner Art schleichendem, heimtückischem Tod ereilt worden war – kniff sich Monk in den haarigen Arm, so heftig,
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