Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DS016 - Die Festung der Einsamkeit

DS016 - Die Festung der Einsamkeit

Titel: DS016 - Die Festung der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Robeson
Vom Netzwerk:
so wieder für einen Tag Fleisch, an den übrigen Tagen hungerten sie, bis sie wieder ein Tier jagen konnten.
    Die Frauen an Bord waren widerstandsfähiger als die Männer. Titania und Giantia waren mit einer Varieté-Truppe in die Sowjetunion gekommen, ihr bürgerlicher Name war Jeeves, und sie waren Amerikanerinnen. Sie waren sehr groß und sehr blond und verdienten ihren Lebensunterhalt damit, daß sie Hufeisen aufbogen und Silbermünzen knickten. Sie hatten nebenher ein wenig spioniert, daher protestierte die Regierung der Vereinigten Staaten nicht allzu laut, als sie verurteilt und nach Sibirien verbannt wurden.
    Titania und Giantia hatten ebenfalls Angst vor John Sunlight, aber sie machten sich keine Sorgen, verhungern zu müssen. Sie dachten einfach nicht an die Zukunft.
    Aber sie machten sich Sorgen um Fifi, ihre kleine, hübsche Schwester, die sie in New York zurückgelassen hatten. Fifi war so jung und so unschuldig und New York so groß und gefährlich, wie leicht konnte einem jungen Mädchen dort etwas zustoßen. Sie hatten die Zeit im Lager mit Gedanken an Fifi verbracht, und sie machten sich auch jetzt Sorgen, obwohl sie doch ausreichend Grund gehabt hätten, über ihre eigene Lage bekümmert zu sein.
    Sie brauchten noch sechzig Tage, um zu begreifen, daß sie kaum eine Chance hatten, das Eismeer lebend zu verlassen, und daß sie einen weiteren Monat nicht überstehen würden.
    Aber sie überstanden ihn, denn sie fanden die große Blaue Kuppel.
     
    Auf dem Wasser lag eine dichte Nebelbank; sie war nicht mehr als zwanzig Fuß hoch, so daß es möglich war, sie vom Deck des Eisbrechers aus zu überblicken. Daher sahen die Mannschaft und die Ausbrecher zuerst nur das Dach der Blauen Kuppel.
    »Blauer Wal voraus!« rief der Mann im Ausguck mit brüchiger Stimme.
    Titania und Giantia rannten zum Oberdeck. Einige Männer krochen auf allen vieren den Niedergang hinauf, andere schafften es nicht mehr. Sie waren so ausgemergelt, daß sie apathisch auf ihren Kojen liegenblieben. John Sunlight trat an die Reling. Sein Gesicht war bleich und eisig wie die Eisschollen ringsum.
    Alle starrten auf die Blaue Kuppel und waren sehr befremdet. Das Gebilde war kein Wal und auch kein Felsen.
    Das Schiff trieb näher, und die Männer und Frauen auf dem Eisbrecher stellten fest, daß die seltsame Kuppel annähernd hundert Fuß hoch war und wie blaues Kristall schimmerte. Sie war eine Halbkugel ohne sichtbare Fugen und ohne Aufbauten, und ihre Anwesenheit in dieser Umgebung war mindestens so rätselhaft wie ihr Zweck.
    Plötzlich ging ein Ruck durch das Schiff. Eismassen drückten die Flanken ein, Metall knirschte und splitterte, die Menschen an Deck wurden von den Füßen gerissen, die Männer, die unter Deck geblieben waren, schrien verzweifelt durcheinander. Von einem Augenblick zum anderen stand ihnen das Wasser bis zum Hals; sie saßen in der Falle.
    John Sunlight sprang als erster wieder auf.
    »Holt die Männer heraus«, kommandierte er.
    Die anderen eilten hinunter und schleiften sechs Männer an Deck, die übrigen waren entweder zerquetscht worden oder ertrunken.
    »Bringt auch die Leichen an Deck«, befahl Sunlight.
    Die anderen gehorchten. Sie zitterten, einem von ihnen wurde übel. Sie wußten, was der Befehl bedeutete. Sie hatten seit Tagen nichts zu essen, es gab nicht einmal mehr Schuhe oder sonstiges Lederzeug, das sie hätten auskochen und verzehren können.
    Sie fanden bald heraus, weshalb der Eisbrecher havariert war. Die Strömung hatte die Schollen gegen eine Felsinsel getrieben, die unter dem Eis unmittelbar geblieben war. So hatte der Kapitän den Eisbrecher gegen die Felsen gesteuert.
    Die Insel bestand aus einem einzigen riesigen Stein, der vom Wasser glattgeschliffen war. Im Nebel krochen die Menschen vom Schiff auf die Insel, die ihnen keinen Schutz bieten konnte.
    John Sunlight verlor nicht die Nerven.
    »Ruht euch aus«, sagte er. »Wartet und ruht euch aus.«
    Er wanderte zu der Blauen Kuppel hinüber, die jetzt im Nebel verschwunden war. Sunlight schritt vorsichtig aus, er hielt sich nur mit Mühe auf den Beinen, denn er war schwächer als die übrigen. Er hatte weniger gegessen als die anderen, denn er hatte vermeiden wollen, daß einer von ihnen starb. Er brauchte sie, sie waren sein Spielzeug und sein Werkzeug.
    Am Inselufer hatte der Wind den Schnee weggefegt, aber weiter im Inneren lag er so hoch, daß ohne Schneeschuhe kein Weiterkommen war. John Sunlight hatte keine Schneeschuhe, aber er

Weitere Kostenlose Bücher