DS019 - Die Todesstrahlen
New Yorker Stammhaus der Penroff-Bank war so vornehm, daß es überhaupt nicht mit Leuten von der Straße verhandelte. Es lag in der vornehmen Park Avenue und hatte nur ein ganz dezentes Messingschild am Eingang. Monk wäre jede Wette eingegangen, daß er sich jetzt in diesem privaten Bankhaus am Central Park befand, und was er durch die offene Tür gehört hatte, als er heraufgeführt wurde, mochten ganz einfach Börsenticker gewesen sein, die laufend den Kurs von englischen Pfund, Yen und Schweizer Franken durchgaben.
Monk zerrte an seinen Handschellen. »Sagen Sie, was soll diese Gaunerkomödie? Wollen Sie mir nicht wenigstens die Fesseln abnehmen?«
Statt einer Antwort griff Viscount Herschel Penroff in eine mit Schnitzereien verzierte Kiste, die auf seinem Mahagonischreibtisch stand, und brachte zwei dicke Zigarren zum Vorschein.
»Darf ich Ihnen etwas zum Rauchen anbieten?« erkundigte er sich ebenso höflich, wie scheinheilig.
Monk wollte schon ablehnen, aber dann kam ihm ein Gedanke, und er nickte. Penroff clippte an beiden Zigarren die Spitzen ab, kam herüber, steckte Monk eine Zigarre zwischen die Zähne und gab ihm mit einem juwelenbesetzten Feuerzeug Feuer, Monk paffte die Zigarre hastig an.
Als die Zigarre eine Glutspitze von etwa einem Zoll hatte, sprang Monk vor und versuchte das glühende Ende Penroff in ein Auge zu stoßen. Monk wußte nicht, was er getan hätte, wenn ihm dies gelungen wäre. Aber es klappte erst gar nicht. Der alte Mann wich ihm behende aus.
Ohne darüber ein Wort zu verlieren, trat Penroff zurück, sah Monk an und lächelte vage.
»Merkwürdig, daß ein Ruf einen Mann töten kann«, sagte er.
»Was?« Da kam Monk nicht mit »Ich beziehe mich auf Doc Savage«, sagte Penroff. »Hätte er nicht in dem Ruf gestanden, unbestechlich zu sein, hätten wir uns sicher mit ihm arrangieren können. Hunderttausend Dollar oder auch ein wenig mehr, und die Angelegenheit wäre für beide Seiten zufriedenstellend erledigt gewesen. Wie die Dinge aber nun liegen, mußte er sterben, und das, obwohl er sich noch in der auf steigenden Phase seiner Karriere befand. Es ist ein Jammer, ein so junges, vielversprechendes Leben.«
An Monks Hals begannen inzwischen vor angestauter Wut die Adern hervorzutreten. »Hören Sie mal, bei was für einem krummen Ding sind Sie denn in Sorge, Doc sei Ihnen auf die Schlicht gekommen?«
»Tun Sie doch nicht so,« Penroff lächelte wieder durchaus freundlich. »Bei dem Großen Plan der ›Elders‹, natürlich. Was wissen Sie bisher darüber? Was haben Sie herausbekommen?«
»Nichts. Wir hatten überhaupt noch keine Zeit, uns um Sie zu kümmern.«
»So? Nichts, behaupten Sie? Wir haben Sie nämlich hergebracht, um von Ihnen zu erfahren, ob Doc Savage über die Angelegenheit schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen hat. Hat er das?«
»Nicht das ich wüßte«, grunzte Monk.
»Nun, wir werden ja sehen.« Der alte Mann mit dem schneeweißen Schnurrbart schnipste mit den Fingern.
Fünf Männer traten ein. Vier davon waren stiernackige breitschultrige Typen, die offensichtlich mehr Bizeps als Hirn hatten. Der fünfte war hager und glatzköpfig und trug einen weißen Arztmantel. Er hatte Habeas, das Schwein, auf den Armen.
»Holt die Wahrheit aus ihm heraus«, befahl Viscount Herschel Penroff. »Schafft ihn in den Raum im Penthouse, den wir vorbereitet haben.«
Monk hatte sein eigenes Penthouse immer für das luxuriöseste in ganz New York gehalten. Nun wurde er eines Besseren belehrt. Zolldicke orientalische Teppiche, walnußgetäfelte Wände, ein Mobiliar, das, im Schaufenster des teuersten Antiquitätenhändlers der Fifth Avenue ausgestellt, zu Fußgängerstauungen auf dem Gehsteig geführt hätte.
Der Raum jedoch, in dem er von den vier bulligen Typen abgeladen wurde, stand zu diesem Prunk in krassem Gegensatz, wirkte geradezu kahl und war eingerichtet wie ein Arztlabor. Das einzig Auffallende darin war ein imposant aussehendes elektronisches Gerät von der Größe zweier aneinandergestellter Kommoden, das an der einen Wand stand.
Monk wurde auf einen Untersuchungstisch gehoben und an Armen und Beinen festgeschnallt. Die vier bulligen ›Pflegertypen‹ gaben ihm nicht die geringste Chance, sich gegen diese Behandlung zu wehren. Der eine von ihnen begann an Monks Kopf, an seinen Handgelenken und sogar an seinen Fingerspitzen Elektroden zu befestigen, deren Drähte zu einem Schaltpult neben dem Untersuchungstisch führten und von dort aus weiter zu dem
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