DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits
und fest, daß er mehr einer Einpfählung glich, umgab das Gebäude, war aber erst teilweise fertiggestellt.
Männer standen vor dem Blockhaus herum. Einige erkannte Doc Savage als Mitglieder der Gruppe, die Jug in Maine bei sich gehabt hatte. Die Männer diskutierten heftig.
Doc ging hinter einem Gebüsch in Deckung und zog ein kleines, aber starkes Fernglas aus der Tasche. Er wollte feststellen, was die Snows dort besprachen, und so merkwürdig es auch klingen mochte, ausgerechnet das Fernglas sollte ihm dazu verhelfen. Zu den vielen Fähigkeiten, die Doc sich angeeignet hatte, gehörte auch das Lippenlesen.
Mit fuchtelnden Armen kam Jug Snow aus der Tür des Blockhauses. Was er wütend schrie, machte Lippenlesen überflüssig. »Die alte Jude ist verschleppt worden!« bellte er. »Eine andere Erklärung gibt’s nicht! Ihr ganzes Zimmer ist durchgewühlt worden.«
»Und – fehlt sonst noch was?« fragte einer der Männer.
Darauf gab Jug leise Antwort, und Doc mußte ihm die Worte jetzt tatsächlich von den Lippen ablesen, »’ne Blechkassette, die die alte Jude immer hatte, ist nicht mehr da.«
»Und was hatte die alte Jude in der Blechschachtel?«
»Irgendein verdammtes Buch und alte Papiere«, sagte Jug. »Was das für Papiere waren, weiß ich nicht, aber das Buch hatte mit einem verdammten Raymond zu tun, der mit Spitz- oder Vornamen Black hieß. Ich hab’ den Band sogar mal in der Hand gehabt.«
»Und wie haben sie Jude erwischt?«
»Die Schufte haben Willie erschossen«, brummte Jug. »Und dann haben sie der alten Jude wahrscheinlich eins über den Kopf gegeben und sie weggeschleift.«
Wer Willie war, wurde Doc einen Moment später klar, als Jug zur Seite ging und sich über einen am Boden liegenden Mann beugte.
»Merkwürdig, daß wir keinen Schuß gehört haben«, meinte einer der Männer. »Wir sind doch die ganze Zeit in der Nähe gewesen, gleich da unten am Bach.«
»Das sind eben die Raymonds mit ihren verdammten Tricks!« brüllte Jug. »Vielleicht können wir an der Kugel feststellen, von wem sie stammt. Manche Raymonds haben Gewehre mit ’nem ganz anderen Kaliber als wir.«
Jug, nicht zimperlich, machte sich mit seinem Taschenmesser daran, in der Wunde des Toten herumzubohren. Nachdem er das ein paar Minuten lang ergebnislos getan hatte, fluchte er: »Verdammt, da ist gar keine Kugel!«
»Hölle und Verdammnis!« keuchte ein anderer Snow. »Dann muß das Schreiende Phantom die alte Jude entführt haben.«
15.
Doc Savage hockte längst nicht mehr hinter dem Gebüsch, von dem aus er die Unterhaltung der Snows mitgehört – oder genauer, mitgelesen hatte.
Die Snows standen oder hockten im Kreis vor der Frontseite des Blockhauses. Auf der gegenüberliegenden Seite schlüpfte Doc durch eine Lücke in dem erst halbfertigen Zaun und rannte geduckt zum Haus. Das Fenster hatte nicht einmal ein Sims, dafür aber ein Moskitogitter. Mit raschen Schnitten seines Messers schaffte sich Doc eine Öffnung und kletterte fast lautlos hinein.
Er hatte keine Mühe, das Zimmer der alten Jude zu finden. Es war ärmlich eingerichtet; die wenigen Möbel waren selbstgefertigt. Zahlreiche Spuren wiesen darauf hin, daß der Raum durchsucht worden war.
Eine primitive Kommode lag umgestürzt auf dem Boden, daneben ein Photoalbum.
Da Doc sonst nichts Interessantes fand, nahm er das Album zur Hand und blätterte es durch. Unter jeder Aufnahme standen in ungelenker Schrift die Namen der darauf Abgebildeten.
Doc konnte die Snows draußen reden hören.
»Jug, weißt du eigentlich schon, daß die alte Jude die meiste Zeit gar nicht hier war, während du mit deinen Jungs an der Ostküste warst?« fragte ein Mann.
»Was sagst du da?« brummte Jug. »Die alte Schachtel war nicht hier? Wo hat sie denn gesteckt?«
»Sie sagte, sie wollte zu der Farm am Calf Creek rüberfahren, die sie da kürzlich von ihrem Opa geerbt hat. Vielleicht hat ihr Verschwinden gar nichts zu bedeuten.«
In diesem Moment stieß Doc in dem Familienalbum auf ein Photo, das ihn sehr interessierte. JUDALIA stand darunter.
Das mußte die »alte Jude« sein. Das vergilbte Photo zeigte ein Mädchen von etwa achtzehn Jahren, und Doc, der auf eine Art Hexe gefaßt gewesen war, starrte sie verblüfft an, denn das Mädchen auf dem Bild war ausnehmend hübsch. Und noch etwas ließ ihn stutzen. Die ›alte‹ Jude von achtzehn Jahren sah in verblüffendem Maße der bezaubernden Frosta Raymond von heute ähnlich.
Es folgten andere
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