DS031 - Roter Schnee
Gefecht. Inzwischen hatte sich der zweite, der nur gestürzt war, wieder aufgerappelt. Aber für Doc, der nun beide Hände frei hatte, war er kein ebenbürtiger Gegner. Als Ham in die Büsche stürzte, um mit gezückter Degenstockklinge Doc zu Hilfe zu eilen, lagen die drei schwarzgesichtigen Gefangenen bereits nebeneinander auf gereiht wie die Heringe.
»Warte hier«, wies Doc ihn an. »Ich schicke dir Monk und das Mädchen.«
Doc verließ das Gebüsch, erst scheinbar lässig, dann rennend. Er eilte in die Seitengasse, in der Monk mit dem Mädchen im Wagen wartete, und instruierte sie hastig: »Ham bewacht im Gebüsch neben dem Drugstore drei schwarzgesichtige Gefangene. Geht ’rüber, helft ihm, sie zu knebeln, zu fesseln und an einen sicheren Ort zu transportieren. Verhört sie dann einen nach dem anderen. Versucht aus ihnen herauszubekommen ...«
»Ich weiß schon«, kam Monk ihm zuvor. »Was hinter der ganzen Sache steckt. Und was machst du inzwischen?«
»Ich werde versuchen, dem Wagen zu folgen, mit dem der vierte davongefahren ist«, sagte Doc.
»Aber wie sollen wir miteinander Verbindung halten, wenn du allein dem Wagen nachfährst?« wandte Monk besorgt ein.
»Ruft von dort aus, wo ihr die Gefangenen unterbringt, den Telefonauftragsdienst an und gebt Anweisung, alle Anrufe, die für Andy Blodge kommen, dorthin zu legen«, sagte Doc.
»Okay.« Monk grinste. Andy Blodge war eine Zusammenziehung seines Namens – Andrew Blodgett Mayfair.
Er und das Mädchen stiegen aus. Doc startete und jagte hinter dem Wagen der Schwarzgesichtigen her.
In der Richtung, in der der Wagen davongefahren war, gab es nur eine größere Straße, die durch Sumpfland nördlich von Miami zu einem neuerschlossenen Siedlungsgebiet auf einer Halbinsel führte. Rechts und links gingen nur kurze Sackstraßen ab. Deshalb war Doc zuversichtlich, den flüchtigen Wagen trotz des Vorsprungs wiederzufinden.
Docs Zuversicht wurde auch prompt belohnt. Nach knapp zwei Meilen hatte er den Wagen, der in gemächlicher Fahrt dahinrollte, vor sich und hängte sich an.
Dreißig Minuten später kroch Doc Savage zwischen stacheligen Palmettostauden durch den Sand. Der verfolgte Wagen war nach weiteren zwei Meilen von der Hauptstraße abgebogen und auf einem schmalen Nebenweg zum Strand hinübergefahren, zu einer Art Bootshütte mit einem kleinen primitiven Landungssteg. Von der Dünenkuppe aus hatte Doc beobachtet, wie der
Mann ein kleines flaches Fischerboot, das nicht am Steg festgebunden war, sondern auf dem Sandstrand lag, ins Wasser schob, offenbar um zu der Insel hinüberzurudern, die sich in etwa hundert Metern Entfernung auf eine Länge von etwa einer Viertelmeile parallel zur Küste erstreckte. Wie breit die Insel war, konnte Doc von seiner Position auf der flachen Dünenkuppe nicht erkennen. Aber im Gegensatz zu den meisten kleinen Inseln vor der Küste von Miami war diese kein flacher kahler Sandfleck, sondern mit einem dschungelhaften Dickicht bewachsen, und sie hatte keinen Strand. Die Mangrovenbäume an den Ufern wuchsen mit den Wurzeln geradewegs ins Wasser hinein.
Doc war sich im klaren, daß er bei hellem Tageslicht die dazwischenliegenden hundert Meter Wasser nicht einfach schwimmend überwinden konnte; bestimmt wurde die Küste von der Insel aus ständig unter Beobachtung gehalten. Nicht einmal am Strand durfte er sich blicken lassen. Daher arbeitete er sich hinter der Dünenkuppe kriechend zu einem kleinen Flußlauf hinüber, der hundert Meter strandaufwärts ins Meer mündete. Im Liegen zog Doc sich am Ufer bis auf die Unterhose aus – er trug stets solche, die er auch als Badehosen verwenden konnte – und traf seine Vorbereitungen.
Von dem ausziehbaren Teleskop, das er bei sich trug, schraubte er die optischen Teile, Okular und Linse, ab, so daß nur ein einfaches Rohr übrigblieb, das Doc, inzwischen auf dem Rücken im Wasser liegend, wie einen U-Boot-Schnorchel verwendete. Nun kamen ihm auch noch die anderen Tauchtricks zugute, die er seinerzeit den Perltauchern in der Südsee abgeschaut hatte. So pumpte er nicht etwa, wie es die meisten Unerfahrenen tun, seine Lungen übermäßig voll, so daß sie allein schon dadurch schmerzten, sondern er atmete, ehe er tauchte, ein gutes Dutzendmal ganz tief durch, füllte dann aber seine Lungen nur gut zur Hälfte und konnte so jedesmal leicht eine Strecke von fünfzig Metern getaucht zurücklegen, ehe er, sich unter Wasser auf den Rücken drehend, den aus seinem Teleskoprohr
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