DS033 - Die Blutfalken
war, trottete Jones nach vorn ins Cockpit.
»Sie müssen mir was erklären«, sagte er zu Doc. »Diese Kerle, die Fiesta verschleppt haben, können buchstäblich überall hingeflogen sein, sie können auch überall in ein Schiff gestiegen sein, von Kanada bis nach Mexiko. Warum haben Sie ausgerechnet San Francisco und ausgerechnet diesen Dampfer überwachen lassen?«
»Natürlich hatte ich mehr als einen Agenten eingesetzt«, erläuterte Doc. »Tatsächlich war eine ganze Armee im Einsatz. Meine Leute haben sämtliche Schiffe und sämtliche Flugzeuge, die das Land verließen, kontrolliert. Der Aufwand war erheblich, und die Erfolgsaussichten waren äußerst gering, trotzdem mußte ich es versuchen. Übrigens haben meine Agenten gleichzeitig auch die Flughäfen, Eisenbahnen und Hotels beobachtet und Ausschau nach einem Mann gehalten, auf den die Beschreibung von Fenter Bain paßte und der von einigen dunkelhäutigen Asiaten begleitet war.«
»Sie sehen, es ist ganz einfach.« Ham lächelte. »Man braucht dazu nur Geld und die entsprechende Organisation.«
»Halten Sie Ihr Maul«, sagte Jones grob. »Sie wollen sich bloß über mich lustig machen.«
Er tappte zurück in die Kabine. Ham wandte sich an Doc.
»Ich habe den Eindruck«, sagte er, »daß wir es mit zwei verschiedenen Banden zu tun haben ...«
»Richtig.« Doc stimmte zu. »Und diese beiden Banden haben einander den Krieg erklärt.«
Hobo Jones hatte was aufgeschnappt. Er kehrte um und setzte sich auf den Platz des Funkers.
»Wieso haben wir es mit zwei Banden zu tun?« wollte er wissen.
»Offenkundig haben Bain und seine braunen Freunde die gelblichen Pflanzen in der Nähe des Strohschobers angebaut«, sagte Doc. »Sie sind dabei überaus vorsichtig und geheimnisvoll zu Werke gegangen.«
»Ja.«
»Eine andere Gruppe hat die Pflanzen gestohlen und einen von Bains Männern ermordet«, sagte Doc. »Als Bain es gemerkt hat, ist er Hals über Kopf nach Thailand geflohen und hat Fiesta mitgenommen.«
»Stimmt«, sagte Jones. »Da Sie gerade den Tod des Braunen erwähnen – wie hat man ihn umgebracht? Was ist mit den sogenannten Hexenhühnern, diesen entsetzlichen Riesenfalken?«
Doc Savage ignorierte die Frage, wie es seine Gewohnheit war, wenn er eine Antwort nicht kannte oder ihrer Richtigkeit nicht sicher war. Er liebte es nicht, umständliche und obendrein fragwürdige Theorien zu entwickeln, sondern beschränkte sich auf Fakten. Seine Überlegungen gab er – falls überhaupt – grundsätzlich erst preis, wenn er sie beweisen konnte. Er haßte es, einen Irrtum bekennen zu müssen, und das ließ sich am besten vermeiden, wenn er schwieg.
»Naja«, sagte Jones verdrossen. »Aber wie ist Ihr Agent dahinter gekommen, daß Fiesta auf dem Schiff war?«
»Fiesta hatte einen ihrer Absätze abgebrochen«, erklärte Doc schlicht. »Ich habe ihn repariert.«
»Das begreife ich nicht.« Jones war perplex. »Was hat das mit dem Schiff zu tun?«
»Unter dem Vor wand, auch den zweiten Absatz festnageln zu wollen, habe ich ihr beide Schuhe abgenommen«, sagte Doc geduldig. »In jeden Absatz habe ich einen kleinen Sender praktiziert.«
»Und?« Jones kapierte immer noch nicht.
»Meine Agenten waren mit einem Empfänger ausgerüstet«, sagte Doc. »Der Agent hat herausgefunden, daß die Impulse aus einer der Kabinen kamen. Er hat festgestellt, wem die Kabine gehörte. Die Passagiere hatten erst im letzten Moment gebucht, außerdem kamen sie nicht an Deck, als das Schiff auslief. Kein vernünftiger Mensch bleibt unter Deck, wenn ein Schiff ausläuft, so abgebrüht kann man gar nicht sein. Der Agent hat zwei und zwei zusammengezählt und mich informiert. Das ist alles.«
Gegen seinen Willen war Hobo Jones beeindruckt. Der Bronzemensch hatte nicht nur Geld – womit ihm, Hobo Jones, ohnehin nicht zu imponieren war –, sondern auch Verstand und setzte ihn auf eine atemberaubende Weise in Aktionen um. Jones fühlte sich plötzlich klein und ein bißchen schäbig, und er fragte sich, wie er den Kampf um Fiestas Zuneigung gewinnen sollte, wenn die Gegenpartei über so reichliche nicht nur materielle, sondern auch geistige Mittel verfügte.
Stumpf starrte Jones vor sich hin. Er hatte den unangenehmen Verdacht, den Kampf bereits verloren zu haben, bevor er begonnen hatte.
Als der Dampfer bereits zwei Stunden auf See war, änderte er unvermittelt den Kurs und kehrte in die Richtung zum Golden Gate zurück. Fenter Bain kriegte das Manöver mit, aber er
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