DS033 - Die Blutfalken
Der Vogel rückte näher, und es konnte keinen Zweifel daran geben, daß er ihn einholen würde. Doc erinnerte sich an Fiestas Bericht, der Vogel in Arizona hätte über ihrem Kopf geschwebt, während ihr alter Wagen mindestens fünfzig Meilen in der Stunde gefahren war. Doc gab sich nicht der Illusion hin, mit einem Auto konkurrieren zu können.
Er schlug einen Haken und rannte zum Teich. Abermals blickte er sich um. Der Vogel hatte die Krallen gespreizt. Doc warf sich in den Teich, schwamm unter Wasser zur Mitte und tauchte noch einmal auf, um zu atmen.
Der Vogel stand wenige Fuß über ihm in der Luft und lauerte. Wieder stieß er zu, und Doc tauchte unter. Der Vogel kreiste über dem Wasser, aber Doc kam nicht mehr an die Oberfläche.
Fenter Bain schob sich aus einem Spalt zwischen den Quadern der oberen Terrasse. Der Spalt war mit einer Tür zu verschließen. Bain war sehr bleich und offenkundig verstört. Einer seiner braunen Männer kam hinter ihm her und stellte sich neben ihn.
»Savage ist tot«, murmelte Bain. »Als er aufgetaucht ist, muß der Vogel ihn erwischt haben, wir haben es von hier oben nur nicht genau gesehen.«
Der Braune sagte nichts. Die beiden Männer starrten zu dem Vogel, der langsam über dem Teich kreiste. Bain war zu erschrocken, um sich über den Tod des Mannes, der ihn von Arizona über das Meer bis nach Thailand verfolgt hatte, freuen zu können. Er wußte, daß er erst wieder erleichtert sein würde, wenn der Vogel nicht mehr in Sicht war.
Er wäre gern hinunter zum Teich gegangen und hätte Docs Leiche gesucht, aber er wagte sich nicht aus seiner Festung. Er stand auf dem Sprung, um jederzeit zurückweichen zu können.
Der Vogel blieb noch einige Minuten in der Luft, dann schwenkte er herum und steuerte auf das Flugzeug zu, das Bain hierher getragen hatte. Der Vogel setzte sich auf das Seitenruder, legte die Flügel zusammen und rührte sich nicht mehr, er sah aus wie aus Stein gemeißelt.
Plötzlich stieg eine weiße Stichflamme auf, der Vogel verschwand. Die Flamme griff auf das Flugzeug über, das Benzin in den Tanks fing Feuer. Eine weitere Stichflamme zuckte hoch, die Maschine löste sich in ihre Bestandteile auf. Brennendes Benzin lief aus und über den Teich. Auch die zweite Maschine fing Feuer. Eine weitere Explosion zerfetzte die Tanks, der Wind trieb schwarzen Qualm in die Richtung zum Palast.
»Nein!« sagte Bain gequält. »Nein ...«
Ein zweiter der braunen Männer schob sich aus dem Spalt zwischen den Steinen. Die beiden Männer spähten über Bains Schulter und unterhielten sich in ihrer Sprache, dann stieß einer von ihnen Bain an und deutete mit dem Finger.
An der Seite der Terrasse war ein zweiter Vogel auf-getaucht. Lautlos steuerte er auf die drei Männer zu und hatte den mächtigen Schnabel weit vorgereckt. Der Vogel sah nicht anders aus als der, der eben auf dem Teich in Feuer und Qualm verschwunden war, und sekundenlang hatte Bain den Verdacht, daß der Vogel wieder auferstanden war wie der mythologische Phönix.
Bain stieß einen schrillen Schrei aus und sprang zur Tür. Die beiden braunen Männer folgten und schlugen die Tür zu.
17.
Fenter Bains Schrei drang bis zu Monk, Ham und Jones, die immer noch auf Doc Savage warteten. Ham hatte sich bisher in sicherer Distanz gehalten. Er ahnte, daß Monk sein, Hams, Benehmen unter dem Baum, an dem Monk baumelte, so bald nicht vergessen würde, und wollte sich den unausweichlichen Unannehmlichkeiten so lange wie möglich entziehen. Jones lungerte seitab, langweilte sich und dachte an Fiesta, die sich mittlerweile schon länger in der Gewalt Fenter Bains befand, als ihre Bekanntschaft mit ihm, Jones, überhaupt gedauert hatte. Er war bekümmert. Wahrscheinlich hatte Fiesta ihn längst vergessen, und wenn es ihm wirklich gelang, sie zu retten, dann würde sie gewiß die Verantwortung dafür diesem Doc Savage zuschreiben, er, Jones, hatte nichts davon. Und er konnte dem Mädchen nicht einmal unrecht geben. Er tat wirklich kaum mehr zu ihrer Rettung, als daß er in der Nähe war.
Monk lauschte, aber der Schrei wiederholte sich nicht.
»Was war das?« fragte er leise. »Es klang wie ein Pfiff!«
Ham wagte sich aus der Deckung. Er wußte, daß Monk ausreichend Verstand hatte, einen Streit zu vertagen, wenn es nötig war.
»Kein Pfiff«, sagte er. »Jemand hat geschrien!«
Die Vögel, die Affen, das übrige Getier waren wieder einmal verstummt, eine unheimliche Stille lastete über dem
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