DS035 - Die gelbe Wolke
den Wagen der Gangster nehmen«, schlug Monk vor.
»Du Dussel, der fährt doch nicht«, sagte Ham. »Deshalb haben sie doch Long Toms Wagen genommen.«
Ausnahmsweise erschien einmal ein Lächeln auf Docs bronzenem Gesicht, als er in die Tasche griff und einen Verteilerkopf mit daran hängenden Drähten herauszog.
»He!« rief Monk. »
Du
hast den Wagen lahmgelegt!«
»Ja«, sagte Doc Savage.
»Aber warum? Damit sie nicht fliehen konnten? Dann hättest du doch auch Long Toms Wagen ...?«
»Eben, damit sie Long Toms Wagen nahmen«, belehrte ihn Doc.
Monk kratzte sich den borstenhaarigen Kopf. »Jetzt verstehe ich mal wieder gar nichts!« klagte er.
Und Doc erklärte es ihm auch nicht. Es war einfach seine Art, für manche Dinge, die er tat, keine Erläuterungen zu geben.
5.
Es war immer noch Nacht, als sie zu Doc Savages Hauptquartier zurückkamen, auch wenn inzwischen die ersten Milchwagen durch die Straßen klapperten. Auf der Fahrt hatten Monk und Ham ihm alles erzählt, was es zu berichten gab, von Rennys und Chester Palmers Verschwinden bis zu dem Kidnapping des Mädchens Abricketta.
So konnte Doc im Labor unverzüglich daran gehen, von dem Luftbildfoto eine Vergrößerung zu machen. Das Negativ war so gestochen scharf, daß er es spielend auf das größte Format brachte, das überhaupt möglich war. Er zog das fast ein Meter hohe Bild aus der elektrischen Trockenpresse, hängte es an Klammern im Labor auf, und zu dritt betrachteten sie die Szene.
»Ich kann immer noch nichts erkennen«, sagte Ham. »Nur scheint das Ding, die gelbe Wolke, regelrecht massiv zu sein, als ob sie aus einem festen Körper besteht.« Doc war inzwischen zurückgetreten. Mit seinen scharfgeschnittenen Bronzezügen und der riesigen, aber vollendet proportionierten Gestalt bot er einen imposanten Anblick, an den sich Monk und Ham allerdings so gewöhnt hatten, daß er ihnen gar nicht mehr weiter auffiel.
Doc stand vor dem dunklen Fenster, sah zu den verblassenden Sternen hinauf und stieß plötzlich einen ganz eigenartigen trillerartigen Laut aus. Seine Helfer kannten diesen Ton. Er gab ihn immer dann von sich, wenn er unter besonderem Streß stand oder plötzlich die Lösung eines Problems sah.
»Hast du schon eine Ahnung, was hinter der Sache steckt?« fragte Monk.
Statt einer Antwort ging Doc zum Telefon und wählte eine Nummer. »Long Tom?« sagte er in die Sprechmuschel, als am anderen Ende der Leitung abgehoben wurde.
»Die bessere Hälfte von mir schläft noch«, tönte Long Toms verschlafene Stimme.
Major Thomas J. Long Tom Roberts war das elektronische Genie in Docs fünfköpfiger Gruppe.
»Würdest du gleich mal rüberkommen?« sagte Doc. »Aber es ist ja noch nicht mal Tag«, protestierte Long Tom.
»Wir wollen dein neues Gerät testen.«
»Oh, das ist etwas anderes«, rief Long Tom, plötzlich hellwach. »Ich bin sofort drüben.«
Monk zog die Stirn kraus, als der Bronzemann den Hörer auflegte. »Was wollt ihr testen?«
»Wie gut sind deine Kenntnisse auf dem Gebiet der Fernsehelektronik?« fragte Doc zurück.
»Prahlen kann ich damit nicht gerade«, sagte Monk, womit er sicher untertrieb. Als Naturwissenschaftler war Monk ein brillanter Kopf, der sich auch über alle Entwicklungen außerhalb seines Fachbereichs, der Chemie, auf dem laufenden hielt.
Ham fragte: »Was hat das Fernsehen mit der gelben Wolke zu tun?«
»Long Tom hat in letzter Zeit mit oszillierenden reflektierenden Elementen und anderem experimentiert«, sagte Doc, »und ist dabei auf eine revolutionierende, verblüffende Fernsehentdeckung gestoßen, die so gänzlich neu ist, daß er selber noch nicht einmal weiß, nach welchem wissenschaftlichen Prinzip sie eigentlich funktioniert.«
»Wenn Long Tom noch nicht dahintergekommen ist«, sagte Ham, »dann muß die Sache aber verdammt kompliziert sein.«
Monk knurrte: »Willst du damit sagen, Long Tom hat ein Gerät gebaut und weiß nicht mal, warum es überhaupt funktioniert?«
»Genau«, sagte Doc.
»Aber heißt das nicht, das Pferd vom Schwanz her aufzuzäumen?« fragte Ham.
Doc Savage schüttelte leicht den Kopf. »Schon viele Erfindungen sind durch Zufall gemacht worden«, erinnerte er seine Helfer, »und die Theorie, nach denen sie funktionierten, fand man erst viel später.«
In diesem Augenblick traf bereits Long Tom ein. Major Thomas J. Roberts sah aus wie ein Mann, der in einem dunklen und feuchten Keller auf gewachsen war, in dem sonst höchstens Champignons
Weitere Kostenlose Bücher