DS043 - Der gefiederte Krake
Laboratorium, das offensichtlich den ganzen Rest der Flurfläche des 86. Stockwerks einnahm. Unzählige wissenschaftliche Geräte, von chemischen bis zu elektronischen, standen darin, ein wahres technisches Labyrinth.
Am anderen Ende des Raums war neben einem lächerlich kleinen Schreibtisch eine Gestalt zu erkennen.
Monk war stehengeblieben. »Doc, hier ist ein Mann, der dich zu sprechen wünscht«, sagte er.
Die Gestalt hinten am kleinen Schreibtisch drehte sich um. Sie trug dunkle konservative Kleidung. Als sie auf Monk und Weaver zukam, wurde eines überraschend klar: Nicht der Schreibtisch war klein, sondern die Gestalt war riesig, aber so wohlproportioniert, daß man ihr diese Größe nur ansah, wenn man eine Vergleichsmöglichkeit hatte. Tropensonne hatte die Gesichtshaut bronzefarben getönt. Sein kurzes Haar, noch eine Schattierung dunkler bronzebraun als die Haut, lag ihm wie eine enge Kappe am Kopf an. An seinem Hals und an seinen Handrücken traten die Sehnen wie Kabelstränge hervor.
»Doc, das ist Mr. Weaver«, stellte Monk vor. Dann ging er.
Doc Savage wies auf einen Stuhl, auf den der alte Mann sich nur zögernd setzte. Die eindrucksvolle Bibliothek, das verwirrende Labor und nun der bronzene Riese – all das hatte ihn mächtig beeindruckt und eingeschüchtert.
»Ich – ich danke Ihnen – daß Sie mich empfangen haben«, sagte Tobias Weaver nervös.
»Sie sind mir herzlich willkommen«, entgegnete der Bronzemann. »Lassen Sie sich ruhig Zeit mit dem, was Sie mir zu berichten haben.« Er hatte leise gesprochen, und doch schien seine sonore Stimme bis in den letzten Winkel des weiten Labors zu dringen.
Tobias Weaver knetete verlegen seine Hände, die in billigen Stoffhandschuhen steckten.
»Teddy – Teddy ...« setzte er an und sah verlegen zu Boden. »Teddy ist jetzt acht Jahre alt. Er war ein prächtiger kleiner Bursche, und er ist jetzt schon vier Jahre bei mir seit – seit seine Mama und sein Papa bei einem Autounfall ums Leben kamen. Ich nahm ihn immer zum Camping mit. Obwohl er noch klein ist, liebte er es sehr, im Wald abzukochen und im Zelt zu schlafen.«
»Und was geschah dann?« half Doc dem alten Mann weiter.
»Sie wissen doch, wie kleine Jungen spielen«, sagte Tobias Weaver. »Sie machen irgendwelche großen Männer nach, die sie bewundern. Ich erinnere mich, daß ich immer General Grant und Abraham Lincoln nachmachte. Teddys Vater, entsinne ich mich, spielte Buffalo Bill.« Tobias Weavers Stimme war immer fester geworden, während er sprach, wie eine rostige Maschine, die erst ein paarmal durchlaufen muß, ehe sie richtig funktioniert.
»Der arme kleine Teddy«, murmelte er, »hatte dann beim Spielen einen Unfall. Es ist etwas mit seinem Rücken. Es läßt sich nicht heilen und – und er hat nicht mehr lange zu leben. Er liegt in seiner kleinen Koje, liegt da nur ...«
»Gibt es etwas, das ich für ihn tun könnte?« erkundigte Doc Savage sich teilnahmsvoll.
Tobias Weaver nickte langsam. »Ich habe hier genug gesehen, um zu wissen, daß Sie mit großen Geschäften zu tun haben. Mein Anliegen ist im Vergleich dazu winzig klein. Es betrifft nur einen alten Mann und einen kleinen Jungen, die beide nicht mehr lange zu leben haben. Aber für den kleinen Burschen würde die Erfüllung meiner Bitte unendlich viel bedeuten. Verstehen Sie, er hat von Ihnen gehört, er hat in den Zeitungen Bilder von Ihnen gesehen, so jung er auch ist.« Der alte Mann knetete wieder verlegen die Hände und fügte dann hinzu: »Verstehen Sie, Teddy spielte Doc Savage, und er versuchte, an der Hauswand hochzuklimmen, wie Sie es angeblich immer machen. Nun, er war eben nicht vorsichtig genug und stürzte rücklings von der Hauswand herab, als er Sie nachzuahmen versuchte.«
In Doc Savages bronzenen Gesichtszügen war aufrichtiges Bedauern zu lesen, und ein besorgter Ausdruck trat in seine Augen – Augen, die vielleicht das Bemerkenswerteste an ihm waren. Etwas seltsam hypnotisch Zwingendes ging von ihnen aus, während in ihrer Tiefe Goldflitter zu tanzen schienen.
»Würden Sie Teddy einmal besuchen kommen?« fragte Tobias Weaver. »Es würde den kleinen Burschen unendlich glücklich machen.«
»Selbstverständlich«, sagte Doc Savage einfach nur. Tobias Weaver senkte den Kopf. »Vielen Dank«, hauchte er. »Jetzt weiß ich, daß Sie wirklich ein großer und gütiger Mann sind.«
Um den alten Mann von seinen düsteren Gedanken abzubringen, fragte Doc: »Wo wohnen Sie?«
»In dem kleinen
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