DS050 - Gefahr unter dem Eis
ungütig«, behauptete er. »Mich interessiert, was Mr. Savage von dem Energieausfall heute morgen hält.«
»Mich interessiert auch was«, sagte Renny. »Hjalmar Landson ist ermordet worden. Haben Sie ihn oder Kama gekannt, bevor Sie gestern abend mit ihnen zusammengetroffen sind?«
»Landson!« Callus schnappte nach Luft. »Wie gräßlich! Der arme Mann! Nein, ich habe weder Landson noch Kama gekannt, aber Landson bin ich heute morgen begegnet, auf der Fifth Avenue in der Nähe vom Central Park.«
Doc legte auf und trat zu Renny und Callus.
»War er allein?« wollte Renny wissen.
Callus schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er schüchtern, »aber ich zögere, darüber zu sprechen. Vielleicht hat diese Begegnung aber nichts mit dem Mord zu tun. Landson befand sich in einer Limousine, und Miß Krants und ihr Bruder Barton waren bei ihm.«
»Na also!« sagte Renny. »Um wie viel Uhr war das?«
»Sehr früh – wenn ich mich recht erinnere, zwischen sieben und acht.«
»Und kurz vor acht war er bei uns, wenig später war er tot.« Renny lachte freudlos. »Wenn das kein Indizienbeweis ist, dann habe ich noch keinen gesehen!« Ham und Monk waren ins Zimmer gekommen und hatten zugehört.
»Zwischen sieben und acht«, sagte Monk nachdenklich. »Gewissermaßen zu nachtschlafender Zeit! Was hat das Mädchen mit Landson zu tun? Trotzdem glaube ich nicht, daß sie ihn ermordet hat, ich traue es ihr nicht zu. Sie steckt niemandem einen Dolch in den Rücken!«
»Sie hat dir auch einen Revolverlauf gegen den Hals gedrückt«, sagte Ham hämisch. »Vielleicht hat sie auch dem anderen Toten eine Injektionsnadel ins Fleisch gestochen. Du bist kein Menschenkenner.«
»Stimmt!« sagte Renny überzeugt. »Dieser Dame kann man buchstäblich alles Zutrauen und immer noch Überraschungen erleben.«
»Ich habe es mir überlegt.« Doc schaltete sich ein. Er wandte sich an Renny. »Ich werde nicht zu Krants fahren. Mich interessiert das Haus, aus dem du mutmaßlich geschleift worden bist – das Haus am Central Park. Ihr solltet euer Gepäck holen, wir treffen uns im Hangar.«
Renny beschrieb ihm die drei Häuser, die er verdächtigte, ihn gegen seinen Willen beherbergt zu haben. Doc verabschiedete sich von Callus und fuhr mit dem Lift nach unten. Auch Renny, Long Tom, Monk und Ham räumten das Feld, so daß Callus nichts anderes übrig blieb, als ebenfalls zu gehen. Er wirkte ein wenig mürrisch, als hätte man ihn hinausgeworfen.
9.
Doc fuhr mit seiner schwarzen Limousine zu den drei Häusern am Central Park, dann begriff er, daß er unüberlegt gehandelt hatte. Die Zeit reichte nicht aus, eine gründliche Ermittlung einzuleiten, und von außen war den Häusern nicht anzusehen, in welches von ihnen Renny verschleppt worden war. Doc ging zu einer Telefonzelle, schrieb sich die Adresse des Tiefseeforschers Cyrus Krants heraus und fuhr nun doch dorthin, obwohl er vor knapp einer halben Stunde entschieden hatte, den Besuch bei Krants aufzuschieben.
Krants wohnte in einem großen, protzigen Kasten aus Stahl und Glas, der ebenfalls am Central Park lag. Doc fand diesen Zufall bemerkenswert. Er parkte den Wagen vor dem Portal und ging ins Haus. In der Pförtnerloge saß ein goldstrotzender Portier. Doc teilte ihm mit, zu wem er wollte.
»Da ist niemand zu Hause«, sagte der Portier. »Auch die Diener sind heute ganz früh weggefahren, das heißt, eine Haushälterin und ihr Mann, der als Chauffeur für Krants arbeitet.«
Doc dankte dem Mann für die Information, stieg wieder in seinen Wagen und fuhr um den Häuserblock zum Lieferanteneingang desselben Gebäudes. Abermals ging er ins Haus und eine schmale Treppe hinauf zur sechsten Etage. An einer Tür auf einem Messingschild stand CYRUS KRANTS.
Ohne Mühe öffnete Doc mit einem der Dietriche, die er stets bei sich trug, und trat in die Küche. Lautlos glitt er von einem Raum zum anderen. Die Wohnung bestand aus fünf Schlafzimmern und einem riesigen Wohnraum, der zugleich als Bibliothek diente. Sie war in der Tat menschenleer. Eine der Wände in der Bibliothek war mit exotischen Waffen geschmückt, Doc entdeckte einen Dolch, der dem, an dem Landson gestorben war, ähnlich sah wie ein Zwilling dem anderen. Spuren an der Mauer legten den Verdacht nahe, daß sich hier bis vor kurzem ein zweiter Dolch befunden hatte.
Unten kam mit quietschenden Bremsen ein Wagen zum Stehen. Doc eilte an’s Fenster und spähte durch die Gardine. Er bemerkte eben noch, wie ein Mann vom
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