DS050 - Gefahr unter dem Eis
einer Nische stand ein glänzender Aluminiumbehälter, auf dem die Uhr stand, ein preiswerter Wecker; er war durch ein Ventil mit dem Deckel des Behälters verbunden. Doc begriff, wie dieser Mechanismus funktionieren sollte. Sobald der Wecker klingelte, wurde eine Feder ausgelöst, die das Ventil öffnete. Vermutlich enthielt das Gefäß ein tödliches Gas.
Aber das war nur ein Teil der Mordvorrichtung, die der Mann mit der Stimme Kamas und seine Komplicen sich ausgedacht hatten. Gleichzeitig mit dem Öffnen des Ventils mußte die Feder eine kleine Phiole zu Boden reißen, die ebenfalls auf dem Behälter lag. In der Phiole war eine wasserhelle Flüssigkeit, wahrscheinlich eine Chemikalie, die sich entzündete, sobald sie mit der Luft in Berührung kam. Der ausgetrocknete Holzboden brannte gewiß wie Zunder, und bis die Feuerwehr alarmiert war, gab es in diesem Speicher nur noch eine verkohlte Leiche ...
Und es war unmöglich, den Wecker vom Behälter zu werfen, ohne das Ventil zu berühren und die Phiole zu zertrümmern. Der Mensch mit Kamas Stimme und die Frau, die mutmaßlich rothaarig war – die angebliche oder tatsächliche Lora Krants! – hatten ganze Arbeit geleistet.
Mehr als fünf Minuten waren bereits vergangen. Doc wälzte sich zum Fenster, kam mühselig auf die Beine, stieß mit der Schulter die Scheibe ein und blickte hinaus. Der Speicher lag direkt am Wasser, zehn Stockwerke tiefer befand sich der Fluß. Drüben in der Nähe des anderen Ufers keuchten Schlepper und prusteten Barkassen vorbei. Doc hielt es für sinnlos, um Hilfe zu rufen. In dieser ausgestorbenen Gegend hörte ihn niemand.
Er vergrößerte das Loch in der Scheibe, im selben Augenblick schrillte hinter ihm der Wecker. Mit leisem Zischen strömte das Gas aus, die Phiole zerklirrte, eine kleine bläuliche Flamme waberte, zuckte, wurde größer und orangerot. Sie griff nach dem Boden und nach den Wänden.
Doch zwängte Kopf und Schultern durch das Fenster, um solange wie möglich Luft zu haben, während der Raum sich mit Gas füllte. Der Lagerraum verwandelte sich in ein Feuermeer, die Hitze wurde unerträglich. Doc versuchte sich ganz durch das Fenster zu schieben, um in den Fluß zu springen. Wenn er Glück hatte, überlebte er den Sturz – aber das Fenster war zu klein. Er spürte, wie die Flammen nach ihm griffen und ihm den Anzug und die Haut versengten, er biß die Zähne zusammen.
Irgendwo krachte und splitterte es, und zuerst dachte er, ein Teil der Wand wäre heruntergekommen, dann begriff er, daß die Tür eingeschlagen wurde. Noch einmal Krachen und Splittern, als wäre jemand mit einem Vorschlaghammer an der Arbeit, dann war Rennys Stimme zu hören.
»Doc! He, Doc, bist du da drin?!«
Doc zog den Oberkörper herein und bemühte sich, möglichst wenig Gas und Rauch zu schlucken.
»Hier!« schrie er heiser. »Vorsicht, Gas!«
Renny rückte vor, er hatte die Tür mit den Fäusten zertrümmert; hinter ihm kam Monk. Doc streckte den Kopf schnell wieder aus dem Fenster.
»Was für eine Pleite!« schimpfte Monk und hustete entsetzlich. »Warum macht denn niemand die Scheiben kaputt ...«
Renny und Monk machten sich über die anderen Fenster her, der Luftzug entfachte das Feuer noch mehr, auch Monks und Rennys Kleider qualmten, doch der Gasgestank wurde schwächer. Renny und Monk hielten den Atem an, Ham und Long Tom stürzten zu Doc und schleiften ihn nach nebenan. Sekunden später war er seiner Fesseln ledig, und die fünf Männer rannten die Treppe hinunter. Als sie den Hof überquerten, verwandelte sich das Bauwerk in ein höllisches Inferno. In einiger Entfernung waren die Sirenen der Feuerwehr zu hören.
Doc und seine Begleiter schlugen einen Umweg zum Hangar ein. Doc hatte nicht die Absicht, der Feuerwehr und der Polizei Fragen nach dieser Brandstiftung zu beantworten, außerdem hielt er es für besser, wenn der Mann mit Kamas Stimme und seine rothaarige Partnerin ihn wenigstens einstweilen für tot hielten.
Während Monk, Ham und Long Tom im Hangar blieben, ließ sich Doc von Renny zu dem Wohnhaus am Central Park fahren, hinter dem er seinen Wagen abgestellt hatte. Er erkundigte sich, was Renny und die übrigen zu dem Getreidespeicher gelockt hatte.
»Eine Frau hat uns angerufen«, antwortete Renny. »Wir waren kaum im Hangar, als das Telefon geläutet hat. Sie hat gesagt, wir würden dich nachmittags um Punkt fünf im oberen Stock des Speichers finden, du wärst in Gefahr. Wir haben’s gerade noch
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