DS051 - Der gefleckte Hai
schaltete Horst die Positionslampen an. Einer der Männer kam zu ihm nach vorn und setzte sich zu ihm. Sie hielten Ausschau nach etwaigen weiteren Positionslichtern, aber in dieser Höhe war nur schwarze Nacht, die von sparsam verteilten Siedlungen auf der Erde sporadisch und dürftig erhellt wurde.
»Wenn jemand mitgekriegt hat, daß wir nach Süden fliegen«, sagte der Mann neben Hörst, nachdem er lange geschwiegen hatte, »kann es verdammt unangenehm werden. Der Mann, von dem wir das Flugzeug gemietet haben, glaubt nämlich, wir wollen nach Kanada.«
»Warum sollte jemand was mitkriegen?« fragte Horst. »Flugzeuge sind nicht seltener als Stechmücken, kein Mensch kümmert sich darum.«
»Das stimmt«, sagte der Mann. »Es ist mir nur gerade eingefallen.«
»Die Kiste ist zu langsam«, maulte Horst. »Ich weiß nicht, wie wir damit den alten Gauner Tex Haven überholen sollen.«
»Ja«, sagte der Mann. »Tex hat eine sehr schnelle Maschine, außerdem kann er gut fliegen.«
»Soll das eine Anspielung sein?« fragte Horst tückisch.
»Natürlich nicht!« sagte der Mann hastig. »Du bist ein großartiger Pilot, aber was hast du davon, wenn Tex ein besseres Flugzeug hat ...«
»Was habe ich davon ...«, fragte Horst rhetorisch.
Er sah plötzlich beängstigend grimmig aus, und der Mann neben ihm beeilte sich, ihn zu versöhnen. Er lachte scheinbar unbeschwert und schielte zu Horst, wie dieser wohl reagieren würde. Horst gönnte ihm einen kritischen Blick.
»Ich hab eben daran gedacht, wie gerissen du warst, als du auf den Einfall gekommen bist, Havens Maschine bewachen zu lassen«, sagte er. »Der alte Gauner war spurlos untergetaucht, und wenn du nicht so gescheit gewesen wärst, hätten wir ihn nie mehr wiedergefunden.«
Horst war leicht zu versöhnen. Er lächelte geschmeichelt.
»Weißt du, was ich glaube?« fragte er.
»Was?« fragte der Mann scheinbar neugierig.
»Die Havens wollen nach Key West, um sich mit Jep Dee zu unterhalten.«
»Dann sollten wir uns zuerst Jep Dee greifen!«
Horst fluchte.
»Wir sollten Tex Haven abschießen!« sagte er hitzig. »Wir sollten ihn herunterholen, solange er in der Luft ist. Wenn er verbrennt, weiß nachträglich niemand mehr, wie der Absturz zustandegekommen ist.«
»Dann verbrennt er aber nicht allein«, gab der Mann neben ihm zu bedenken. »Seine Tochter und der große Mensch sind bei ihm. Ich f rage mich, wer dieser Mensch ist ...«
»Der Mann mit den verwahrlosten roten Haaren?«
»Den meine ich«, sagte der Mann.
»Ich weiß nicht, wer er ist«, sagte Horst. »Aber er ist bestimmt nicht kugelfest, und das werden wir ihm beweisen!«
»Ein Mord ist riskant, jedenfalls in den USA. Wenn wir warten könnten, bis wir jenseits der Grenze sind ...«
»Wahrscheinlich können wir nicht warten«, sagte Horst. »Obendrein steht so viel auf dem Spiel, daß man dafür ein Risiko eingehen muß. Unsere Leute sollen die Maschinenpistolen auspacken, damit es nachher keine Verzögerung gibt.«
»Nachher«, sagte der Mann, »das soll wohl heißen, wenn wir Haven eingeholt haben?«
Horst nickte, und der Mann ging zurück zu seinen Kollegen. Das Flugzeug war nicht schalldicht, daher mußte er ihnen Horsts Wunsch in die Ohren schreien. Die Maschinenpistolen waren zerlegt und steckten in einem geräumigen Koffer. Die Männer packten die Waffen aus und montierten sie, dann quollen sie nach vorn und starrten an Horst vorbei in die Dunkelheit.
Sie waren insgesamt drei Stunden in der Luft, als sie vor sich die Positionslampen eines Flugzeugs entdeckten. Einer der Männer hatte ein Marinefernglas. Er spähte lange hindurch, dann brach er in gedämpften Jubel aus.
»Die Havens!« sagte er. »Ich bin meiner Sache ziemlich sicher.«
»Okay«, sagte Horst. »Damit dürfte diese Angelegenheit bald erledigt sein. Geht auf eure Plätze.«
8.
Tex Havens Flugzeug war nicht nur schnell, sondern auch behaglich und luxuriös eingerichtet. Aber es stammte aus einer europäischen Fabrik, was der alte Haven immer wieder lauthals monierte. Mit europäischen Modellen kannte er sich weniger gut aus als mit amerikanischen.
»Die Landegeschwindigkeit ist viel zu hoch«, schimpfte er. »Wenn man keine Betonpiste hat, bricht man sich mit dem Ding die Ohren!«
»Warum haben Sie die Maschine gekauft?« fragte Peace. »Wenn sie Ihnen nicht gefällt ...«
»Ich hab sie nicht gekauft. Ich hab sie gestohlen.«
»Sie hat Mister Steel gehört«, erläuterte Rhoda. »Wir mußten
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