DS051 - Der gefleckte Hai
anderen Booten nachkommen. Die Boote waren etwa zwölf Fuß lang und ziemlich schmal.
Die Bucht führte Brackwasser, weil sich weiter landeinwärts ein kleiner Creek in sie ergoß. Auf beiden Ufern wucherten Mangroven, die Bucht war gewunden wie ein Bach. Die Besatzung des zweiten Boots sah gerade noch, wie das vor ihnen hinter einer Biegung verschwand, einen Sekundenbruchteil später erschallte schrilles Geschrei, dem ein heftiges Plätschern folgte.
Die Ruderer im zweiten Boot beeilten sich, die Biegung zu erreichen. Das andere Dingi schwamm kieloben, die Insassen zappelten im Wasser. Einer der Männer im zweiten Dingi ließ seine Taschenlampe aufflammen und bemerkte eine mächtige Gestalt, die sich wie ein Delphin durch die Wellen schnellte. Die Gestalt war muskulös wie ein durchtrainierter Schwerathlet und hatte goldene Augen.
»Da ist Doc Savage!« kreischte der Mann mit der Lampe entsetzt. »Hilfe!!«
Bevor seine Kumpane nach ihren Waffen langen konnten, war Doc Savage am Boot und brachte es mit einem gewaltigen Ruck zum Kentern. Auch die Besatzung des zweiten Boots fand sich jählings im Wasser wieder, die Lampe erlosch.
»Johnny! Monk!« schrie eine metallische Stimme. »Schwimmt dort hinüber!«
Die durchnäßten Banditen ahnten nicht, welche Richtung gemeint war, aber Monk und Johnny schienen es zu ahnen. Sie kraulten zu den Mangroven. Doc Savage packte Rhoda am Kragen ihres hochgeschlossenen Kleids und zog sie unter die Oberfläche. Als er wieder auftauchte, spuckte sie Wasser und schnappte verzweifelt nach Luft, aber zu ihrer Zufriedenheit befand sie sich ebenfalls zwischen den Mangroven.
Doc Savage zerrte sie an Land und schnitt mit einem Messer ihre Fesseln durch. Monk und Johnny näherten sich, Doc Savage war noch damit beschäftigt, auch sie zu befreien, als die restlichen Dingis um die Biegung kamen. Die Männer in den Booten sammelten ihre schiffbrüchigen Kumpane ein, dann ballerten sie wieder mit Maschinenpistolen und schleuderten Handgranaten ins Wasser. Aber außer toten Fischen kam nichts nach oben.
»Welch ein Getöse«, sagte Johnny. »Und welch eine Aufregung! Eigentlich müßte schon ganz Florida alarmiert sein, trotzdem sind nach wie vor nur diese gräßlichen Kerle in Sicht.«
»Nicht mehr lange«, sagte Doc Savage ruhig. »Wir werden uns nämlich absetzen.«
Er ging voraus parallel zum Ufer zur Mündung der Bucht. Das Getöse hinter ihnen wurde leiser, aber vorläufig verebbte es nicht. Allmählich wuchsen die Mangroven spärlicher, und der Mond spendete mehr Licht, als den drei Männern und dem Mädchen angenehm sein konnte. Rhoda war der Aufregung und den Strapazen nicht gewachsen. Nah am Meer legte Doc Savage eine Pause ein, damit das Mädchen sich ein wenig erholen konnte.
Rhoda atmete angestrengt auf und lehnte sich ausgepumpt an Doc. Verwirrt blickte sie zu ihm auf.
»Sie – Sie sind also Doc Savage!« stammelte sie. »Wo kommen Sie so plötzlich her?«
»Das ist doch ganz unwichtig!« schnauzte Monk. »Sie sollten sich freuen, daß er da ist, und ihn nicht mit läppischen Fragen belästigen, dazu haben wir keine Zeit. Wir müssen Ham befreien!«
»Und meinen Vater«, flüsterte Rhoda.
»Meinetwegen«, murrte Monk. »Aber eigentlich hat er sich diese Misere selber zuzuschreiben. Ham ist unschuldig. Wenn ihm was passiert, haben Sie und Ihr Vater ihn auf dem Gewissen.«
»Ich will sehen, was da hinten los ist«, sagte Doc Savage. »Geht weiter nach Süden, aber bleibt zwischen den Mangroven.«
Er kehrte um und war nach wenigen Schritten wie ein Spuk verschwunden, nicht einmal die Sträucher bewegten sich. Langsam marschierten Monk, Johnny und das Mädchen nach Süden. Das Getöse an der Bucht war nun wirklich verstummt.
Horsts Männer hatten sich damit abgefunden, daß sie drei ihrer Gefangenen ledig waren, und beeilten sich, wenigstens die beiden restlichen in Sicherheit zu bringen. Mit den beiden überladenen Dingis strebten sie zum Meer. Um nicht abermals überrumpelt zu werden, leuchteten sie mit Stablaternen den Mangrovendschungel an den Ufern an und atmeten auf, als sie die tückische Bucht endlich überwunden hatten.
Sie ruderten zu einer Jacht, die unweit der Küste vor Anker lag und eher an das Spielzeug eines reichen Mannes als an ein seetüchtiges Fahrzeug erinnerte. Doch der Schein trog. Die beiden Masten ließen sich umlegen, so daß die Jacht auch niedrige Brücken passieren konnte, und die modernen Dieselmaschinen hätten ausgereicht, ein
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