DS052 - Der Mann vom Mond
Stimme aus dem Lautsprecher, »ist Ihnen klar, mit wem Sie sich anlegen? Ich vertrete die mächtigste private Organisation der Welt! Ohne mich wäre Ihr Präsident wahrscheinlich schon nicht mehr an der Macht. Ich könnte es mir überlegen und möglicherweise vor den Unkosten nicht zurückschrecken, dann müßte Ihr Präsident emigrieren. Vermutlich würde er die Staatskasse plündern, für einen ruhigen Lebensabend. Ich würde ihn mir vornehmen, dann hätte er keine andere Wahl, als zu bezahlen oder umgelegt zu werden.«
»Der Präsident fürchtet sich nicht vor Ihnen«, sagte der Diplomat. »Was er tut oder nicht tut, geschieht ohne meine Mitwirkung. Der Einfluß eines Botschafters ist begrenzt.«
»Der Präsident sollte sich aber vor mir fürchten! Seit Monaten sind seine Geheimagenten hinter mir her, bisher hatten sie kein Glück. Sie werden auch in Zukunft kein Glück haben. Aber was sind das für Methoden gegenüber einem Partner?«
»Sie vergeuden Ihre Zeit ...«
»Lassen Sie mich ausreden!« schrillte die Stimme. »Ich will Ihnen ein paar Fakten geben, weil ich den Eindruck habe, daß Sie mich nicht ernst nehmen. Einer der Agenten war ein gewisser Tony Vesterate, er ist verschwunden, erinnern Sie sich? Meine Männer hatten ihn gefangen und entführt – auf den Mond! Er ist mir entkommen, aber ich bezweifle, daß er noch lebt. Er hat versucht, zu einer Ihrer Agentinnen zu gelangen, und zwar hier in den Vereinigten Staaten. Die Frau nennt sich Lin Pretti, weiß der Teufel, wie sie wirklich heißt, und hatte eine Unterkunft in einem Motel in der Nähe der berühmten Spanish Plantation. Die Pretti ist untergetaucht und für Sie mit ziemlicher Sicherheit verloren.«
Doc Savage vor dem Bullauge begriff. Endlich ergaben die mysteriösen Vorgänge einen Sinn. Vesterate ein Agent, Lin Pretti eine Agentin, und beide mit dem dubiosen Auftrag, den Geschäftspartner jenes tollwütigen Präsidenten zu beschatten, wenn nicht auszulöschen, weil der Präsident beschlossen hatte, den Mann zu betrügen
Natürlich hatte dieser Mann den Agenten Vesterate nicht auf den Mond geschossen; das war nur ein Bluff. Wo immer er ihn aufbewahrt haben mochte – auf dem Mond bestimmt nicht. Aber was bedeutete die Zeichnung, die Vesterate in der blauen transparenten Hülse dem Mädchen gegeben hatte? Wieso war sie so wichtig?
Doc rang sich zu der Erkenntnis durch, daß es auf diese Frage nach wie vor keine Antwort gab. Er lauschte wieder in die Kabine, wo der Diplomat vor sich hin schwieg, als fiele ihm keine überzeugende Entgegnung mehr ein.
»Wir brauchen uns nicht weiter zu streiten«, sagte er schließlich deprimiert. »Mir liegt nichts daran, Sie um Ihren Lohn zu prellen, aber mir sind die Hände gebunden. Ich habe die Anweisungen meiner Regierung zu befolgen. Mit Vesterate und mit der Pretti habe ich persönlich nichts zu tun. Falls diese beiden Ihnen lästig geworden sind, so habe ich sie dazu bestimmt nicht ermuntert. Ein Botschafter muß nicht mit allen Beschlüssen seiner Regierung einverstanden sein, dennoch hat er sie zu beachten.«
»Vielleicht muß ich Ihnen und Ihrem Regierungschef eine Lektion erteilen«, sagte die Stimme giftig. »Wie würde Ihnen das gefallen?«
»Gar nicht«, sagte der Botschafter. »Für mich ist dieses Gespräch beendet.«
Er drückte Lurgent das Mikrophon in die Hand, winkte dem Chauffeur und ging hinaus. Doc Savage riskierte es, noch einmal durch das Bullauge zu blicken, und sah, wie die Tür ins Schloß fiel. Lurgent und seine Wächter und die beiden Gardisten standen betreten da und machten mißmutige Gesichter.
»Jetzt wissen wir Bescheid«, sagte Lurgent überflüssigerweise ins Mikrophon. »Sollen wir anfangen?«
»Ja«, sagte die Lautsprecherstimme. »Wenn alles klappt, haben unsere geizigen Freunde morgen einen Krieg am Hals, der sie nicht zwanzig Millionen, sondern zwanzig Milliarden kosten wird.«
»Okay.«
Lurgent schaltete das Gerät aus und ging an Land in die Lagerhalle zu seiner Truppe. Wenig später kam er wieder zum Vorschein. Er kehrte an Bord zurück, die Truppe trappte hinter ihm her. Auf Deck ließ Lurgent die Männer sich formieren und baute sich vor ihnen auf. Doc kletterte an dem Tau nach oben und spähte über die Bordwand.
»Ihr wißt, worum es sich handelt«, sagte Lurgent forsch. »Ein Haufen Geld steht auf dem Spiel! Möchte jemand aussteigen? Wer hat Angst?«
Verdrossen begriff Doc, daß Lurgent im Schuppen den Männern endlich Aufschluß gegeben haben
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