DS052 - Der Mann vom Mond
verwechselt.«
»Aha«, sagte Thomas lahm.
Lurgent musterte finster Behemoth.
»Warum hältst du ihn fest?« schnauzte er. »Laß ihn los!«
Der Gigant gab Thomas frei. Thomas schnappte nach Luft, rückte seinen Anzug zurecht und klopfte sich den Sand von der Hose. Er überlegte, daß der grüne Mann durchaus einem Irrenhaus hätte entsprungen sein können. Vielleicht hielt er sich für einen Astronauten oder auch Kosmonauten und bildete sich allen Ernstes ein, auf dem Mond gewesen zu sein? Deswegen hatte er sich auch die seltsame Uniform beschafft. Möglicherweise hatte er sich verletzt, als er über den Zaun geklettert war. Konnte Lin Pretti eine Verwandte dieses Wahnsinnigen sein? Sie konnte. Aber damit war noch nicht der Zweck der blauen Glaskapsel erklärt. Hatte der Irre im Sanatorium eine Arznei gestohlen?
»Wie hat der Verrückte ausgesehen?« fragte er.
Lurgent grinste.
»Er ist ein schwerer Fall, ziemlich unheilbar«, sagte er. »Die Ärzte haben ihm erlaubt, sich eine Montur aus grünem glänzenden Stoff schneidern zu lassen. Ich glaube, er hat mal einen Film über einen Mann auf dem Mond gesehen, und jetzt glaubt er, dieser Mann zu sein.«
»Ich verstehe«, erwiderte Thomas zerstreut. »Deswegen hat er behauptet, er wäre auf dem Mond gewesen.«
Lurgent zuckte zusammen.
»Sind Sie ihm begegnet?!« schrillte er.
»Ja«, sagte Thomas arglos.
»Haben Sie nicht erzählt, Sie hätten keinen Menschen getroffen?«
»Hab ich?« Thomas setzte ein Schafsgesicht auf. »Tut mir leid, ich habe den Gentlemen nicht recht getraut.«
»Dann tut es mir auch leid«, sagte Lurgent mehrdeutig.
»Würden Sie mir was verraten?« fragte Thomas. »Selbstverständlich«, sagte Lurgent jovial. »Womit kann ich dienen?«
»Ist Lin Pretti eine Verwandte von dem Verrückten?«
»Seine Schwester.«
»Danke«, sagte Thomas. »Sie war bei mir, als wir den Verrückten, ich meine den grünen Mann, getroffen haben.«
»Interessant.« Lurgent lächelte. »Was ist passiert?« Thomas berichtete, was geschehen war.
»Interessant«, sagte Lurgent noch einmal. »Wer hat jetzt den blauen Glaszylinder?«
»Lin Pretti.«
»Und wo ist sie?«
»Wo sie im Augenblick ist, weiß ich nicht«, antwortete Thomas wahrheitsgemäß. »Sie wohnt in einem neuen Backsteinhotel am Highway nördlich von der Spanish Plantation.«
»Hm.« Lurgent brütete. »Ich fürchte, wir werden Sie töten müssen.«
»So was soll man nicht übereilen.« Behemoth meldete sich zu Wort. »Ein Mord ist nicht rückgängig zu machen.«
Lurgent betrachtete ihn nachdenklich, dann wandte er sich an seine Leute. Er deutete auf Thomas.
»Fesselt ihn«, kommandierte er. »Stopft ihm einen Knebel zwischen die Zähne.«
Wieder fielen die Männer über Thomas her, wieder wehrte er sich, wieder unterlag er. Sie stellten ihre Gürtel zur Verfügung, um seine Hand- und Fußgelenke zu umwickeln, und opferten ihre Taschentücher, um ihm den Mund zu verstopfen.
»Wenn er Polypen hat, erstickt er«, gab Behemoth zu bedenken.
»Du hast recht«, sagte Lurgent und nahm Thomas den Knebel ab. »Wir sollten ihn noch nicht umbringen. Wir brauchen das Mädchen.«
»Und den Glaszylinder«, sagte Behemoth. »Richtig?«
»Natürlich!«
»Wieso ist der Zylinder so wichtig?«
»Das geht dich nichts an.«
»Das stimmt.« Behemoth legte sein Gesicht in Falten, anscheinend dachte er ebenfalls angestrengt nach. »Und was ist mit dem Kerl im grünen Anzug, diesem Vesterate?«
»Er wird vermutlich bei dem Mädchen sein.« Lurgent feixte. »Eigentlich muß ich ihn gar nicht lebend haben, mir genügt es, wenn ich weiß, daß er tot ist.«
Thomas bezweifelte, daß Vesterate bei dem Mädchen war. Vermutlich hatte er sich im Schilf verkrochen, und wenn ihm nicht bald jemand half, starb er vielleicht, ohne daß einer von Lurgents Bande dabei einen Finger rühren mußte.
»Aber das Mädchen soll noch leben, wenn wir sie fangen?« erkundigte sich Behemoth. »Oder darf sie auch tot sein?«
»Wenn sie tot ist, kann sie uns nicht mehr sagen, wo sie die Kapsel versteckt hat – falls sie die Kapsel versteckt hat«, entgegnete Lurgent gereizt. »Behemoth, du kannst die Pretti allein abholen, das Backsteinhotel wirst du auch ohne Hilfe finden. Greif dir das Weib und bring es zu mir. Beeil dich, wir haben nicht alle Zeit der Welt zur Verfügung!«
Behemoth nickte und verschwand in der Dunkelheit. Thomas blickte ihm nach und zuckte plötzlich zusammen, denn er hatte das charakteristische Knacken
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